Christian Fuchs: "Habe hier fast nur Positives erlebt"

Trotz der schwierigen Situation nach dem Titel 2016 fühlt sich der Ex-Teamkapitän in Leicester wohl.

Vor einem Jahr war Leicester im Fußball-Taumel. Der Außenseiter war sensationell englischer Meister geworden. In der abgelaufenen Saison lag das Team sogar auf einem Abstiegsplatz. Aber Fuchs und Kollegen schafften als Zwölfte den Klassenerhalt – mit nur zwei Punkten Rückstand auf Rang acht.

KURIER: Wie sehen Sie die Saison im Rückblick?

Christian Fuchs: Es war eine interessante Erfahrung mit allen Ups und Downs. Mit einem Superspiel gegen Liverpool haben wir wieder in die Spur gefunden. Letztlich muss man zufrieden sein.

Sie sind vor zwei Jahren von Schalke zum Fastabsteiger gewechselt. Was hätten Sie damals gesagt, wenn man ihnen prophezeit hätte, dass Sie im Tabellen-Mittelfeld landen?

Wahrscheinlich hätte ich geantwortet, dass man absolut zufrieden wäre. Aber so ändern sich die Erwartungshaltungen. Aber auch nach dieser Saison muss ich sagen, dass ich in den zwei Jahren hier fast nur Positives erlebt habe.

Welche waren die Gründe für den Rückfall?

Für viele war es das erste Mal, dass sie in der Champions League spielen durften. Dass dieser Bewerb dann die Priorität hat, ist menschlich. Wir hatten aber zehn Spiele mehr. Es gab Verschleißerscheinungen, weil fast immer die gleichen spielen mussten. Für diese Doppelbelastung war unser Kader nicht breit genug.

Spielte deshalb der linke Verteidiger und Außenbahnspieler Fuchs als Innenverteidiger?

Ja. Weil die Innenverteidiger Huth und Morgan verletzt waren, wollte der Trainer einen alten Haudegen wie mich im Zentrum haben.

Also eine Altersrolle, wo man nicht so viel laufen muss?

Auf jeden Fall ein neue, interessante Erfahrung. Tatsächlich ist dort nicht so viel los, wie auf meiner gewohnten Position.

Auf jeden Fall steht jetzt Urlaub auf Ihrem Plan.

Nach einer so anstrengenden Saison ist Erholung angesagt. Bis Anfang Juli habe ich Zeit für die Familie.

Ohne zum Nationalteam zu müssen, weil Sie letztes Jahr nach der EM in Frankreich zurückgetreten sind.

Ja. Als ich kürzlich gelesen habe, dass Sebastian Prödl den Länderspieltermin kritisiert, habe ich mir gedacht: Jetzt werden die Leute vielleicht meine Beweggründe für den Rücktritt besser verstehen.

Nach dem Rücktritt von Ihnen und zuletzt Suttner gibt es kaum einen Linksverteidiger im Team. Und rechts gibt es nur Lainer. Eine schwere Situation für Teamchef Marcel Koller?

Die Umstellung auf eine Dreierkette ergibt Sinn. Wir haben sehr gute Verteidiger, die dieses System umsetzen können.

Sie ersparen sich die Urlaubsverkürzung durch das Team. Was werden Sie tun?

Mit der Familie ausspannen, Freunde treffen. Vielleicht einen Abstecher nach Europa machen. Und mich meinen Projekten widmen.

Welchen?

Da ist einerseits die "Fox Soccer Academy", mit der ich im Sommer auch nach Wien und Wiener Neustadt kommen werde. Und dann ist da noch die Modelinie "#NoFuchsGiven".

Auf dem Twitter-Account sieht man Menschen weltweit mit ihrem Logo.

Es freut mich, dass viele Menschen nicht nur auf das Logo stehen, sondern auch auch auf die Einstellung dahinter. Man soll durchziehen, was einem wichtig erscheint.

Anfang des Jahres hatten sie sogar eine Modenschau in Leicester. Ihr Erstauftritt auf dem Laufsteg?

Der Rektor der De Montfort Uni in Leicester ist Fußballfan und hat mir das ermöglicht. Es war echt cool. Als junger Mattersburg-Spieler war ich bei einer Modeschau in Eisenstadt auf dem Laufsteg.

Damals waren sie Model, jetzt sind Sie Impresario.

Das ist jetzt vielleicht etwas hochgegriffen. Aber es macht Spaß, ich mag Mode. Demnächst haben wir in New York das Shooting für die neue Kollektion.

Vor rund einem Jahr beendete der heute 32-jährige Linksverteidiger seine Teamkarriere. Er wollte sich mehr seiner Familie widmen, zumal Ehefrau Raluca mit den Söhnen Ethan und Anthony in New York lebt und nur rund einmal im Monat nach England kommt.

So widmet er sich in der Zeit als Single seinen Projekten. Eines davon bringt ihn immer wieder ein paar Tage nach Österreich, zu seinen Trainingscamps für Fußballtalente zwischen acht und 16 Jahren. Mit seiner "Fox Soccer Academy" gastiert Christian Fuchs in Wien (14. bis 18. August auf der Schmelz) und Wiener Neustadt (21. bis 25. August). Die Camps organisiert er mit seinem Entdecker und seinem langjährigen Förderer Heinz Griesmayer.

Das zweite Projekt, dem er sich derzeit intensiv widmet, ist seine Modelinie. "NoFuchsGiven bedeutet, tapfer und unbeirrt zu sein. Es ist ein spannender, dynamischer Lebensstil, der dich von der Masse abhebt", sagt der Niederösterreicher über den Fuchs-Dresscode.

www.foxsoccer.academy

www.nofuchsgiven.com

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