Europa-League-Sensation: WAC gewinnt 4:0 in Mönchengladbach

Shon Weissman (li.) eröffnete den Wolfsberger Torreigen.
Der Klub aus dem Lavanttal blamiert die Millionentruppe von Borussia Mönchengladbach.

Drei Minuten und 20 Sekunden waren gespielt, da spielte der David erstmals ein bisschen Goliath. Der WAC hatte in Mönchengladbach den ersten Torschuss, aber der fiel von Liendl so leicht aus, dass Gladbachs Schweizer Tormann Yann Sommer keine Probleme hatte. Aber es war nur ein Vorspiel zum einem Triumphzug, den die Bild-Zeitung noch während des Spiels so kommentierte: „Ösi-Zwerg zerlegt die Borussia“.

In der 13. Minute nahm das Glück für die Kärntner ihren Lauf. Shon Weissman rutschte in eine Flanke und erzielte die Führung für den Unterdog. Darauf stürmte er zum Fanblock, bekam eine israelische Fahne zugeworfen, setzte sie auf den Kopf und dankte mit einem kurzen Gebet für die Gabe der Treffsicherheit. Aber Lob gebührt vor allem Romano Schmid für die Vorarbeit, denn erst spielte er Neuhaus den Ball durch die Beine, dann flankte er zur Mitte – der Ball kam, wenn auch abgefälscht, zu Weisman.

Aber es kam noch schlimmer für die Deutschen. Nach einem Freistoß von Liendl ließen sie Mario Leitgeb im Strafraum unbedrängt köpfeln und das 2:0 erzielen (31.). Und es sollte nicht der letzte Patzer bleiben. Ritzmaier durfte allein auf Tormann Sommer zulaufen und versenkte den Ball im zweiten Anlauf zum 3:0 (41.). So etwas nennt man effektiv.

Extrem effektiv

Der WAC hatte bis dahin nur 30 Prozent Ballbesitz, brachte nur 59 Prozent seiner Pässe an den richtigen Mann – doch führten mit 3:0. Die Fans verabschiedeten die Mannschaften mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabinen. Das galt Mönchengladbach. Auch nach Seitenwechsel stellten sich die Kärntner geschickt an.

Für die Deutschen hatte Plea nach einer Stunde die beste Chance aus abseitsverdächtiger Position, doch Tormann Kofler hielt großartig. Es war aber nur ein Strohfeuer der Mannschaft von Salzburgs Ex-Erfolgstrainer Marco Rose. Denn es kam noch schlimmer. Nach einer Ecke konnte Leitgeb ganz allein stehen auf 4:0 erhöhen. Jetzt, nach nur 70 Minuten, verließen immer mehr Fans den Borussia-Park.

Europa-League-Sensation: WAC gewinnt 4:0 in Mönchengladbach

WAC-Coach Struber strahlte übers ganze Gesicht. 

Die Lavanttaler standen zu keiner Zeit unter Kulturschock in dieser imposanten Fußballarena. Lavanttal-Arena und Borussia-Park unterscheidet nicht nur Größe, sondern auch Geschichte. Im erst dieses Jahr eröffneten Museum finden sich auch rot-weiß-rote Spuren. Martin Stranzl und Toni Polster haben in Mönchengladbach einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

So wie die Wolfsberger am Donnerstag auf dem Platz, deren Kader auf einen Wert von elf Millionen Euro geschätzt wird, der von Gladbach liegt im Bereich von 250 Millionen.

Mit dem Sieg hat der WAC seinen letzten Europacupauftritt mehr als vergessen gemacht. Vor mehr als vier Jahren hatte man in Dortmund 0:5 verloren. Aber der WAC hat sich seither komplett verändert, von damals standen nur noch Tormann Kofler und Kapitän Sollbauer in der Startelf. Jetzt haben die Kärntner österreichische Fußballgeschichte geschrieben, denn noch nie hat ein österreichischer Klub einem deutschen vier Tore geschossen. 3:0 hat Rapid gegen 1860 München 1997 und gegen den Hamburger SV 2009 gewonnen, allerdings daheim. 1978 schlug Innsbruck – auch daheim – Gladbach mit 3:1. Drei Tore in Deutschland gelangen letztes Jahr Salzburg beim 3:2 in Leipzig.

Die höchsten Siege österreichischer Vereine im Europacup gegen deutsche Klubs:

4:0 WAC - Borussia Mönchengladbach (19.9.2019, Europa League)

3:0 Rapid - 1860 München (22.10.1997, UEFA-Cup, 2. Runde)

3:0 Rapid - Hamburger SV (17.9.2009, Europa League

3:1 Wacker Innsbruck - Mönchengladbach (1.3.1978, Meistercup, Viertelfinale)

2:0 Austria Wien - Werder Bremen (31.10.1989, UEFA-Cup, 2. Runde)

2:0 Red Bull Salzburg - Schalke 04 (8.12.2016, Europa League

Kommentare