"Es kann nur Salzburg Meister werden"

Der Deutsche Roger Schmidt ist mit Salzburg in der Bundesliga weiter auf der Jagd nach Rekorden.
Ried-Manager Stefan Reiter gab nach dem 1:1 in Salzburg eine gewagte Prognose ab.

Drei Heimspiele ist Salzburg nun schon sieglos. Und trotzdem bekam der Meister nach dem 1:1 gegen Ried Lob von allen Seiten – besonders auch vom Gegner.

"Salzburg hat extrem dynamische Spieler geholt. Es ist einfach Qualität da", sagte etwa Ried-Coach Heinz Fuchsbichler. Dessen Chef ging noch weiter: Stefan Reiter sprach gar von der besten Elf der Red-Bull-Ära. "Spieler mit so einer hohen Qualität wurden noch nie geholt. Es kann nur Salzburg Meister werden", ist sich der Ried-Manager sicher.

Es war ja auch wirklich eindrucksvoll, was die in den letzten Wochen rund erneute Salzburger Mannschaft zeigte. Fast das ganze Spiel musste der Meister in Unterzahl spielen. Trotzdem  wurden neun hundertprozentige Torchancen herausgespielt. Es haperte nur an einem: an der Effizienz.

Matchloser

Besonders Jonathan Soriano wurde zum Matchloser. Nicht nur, dass der Führende der Torschützenliste von fünf tollen Möglichkeiten nur eine nützen konnte, der Spanier ermöglichte mit einem unnötigen Fehlpass nach einem Salzburger Freistoß auch jene Szene, die den Charakter des Spiels prägen sollte.

Salzburgs neuer Abwehrchef, Isaac Vorsah, musste die Rechnung für Sorianos Fauxpas bezahlen. Der Ghanaer hatte Rene Gartler aus den Augen verloren, der Ried-Stürmer kreuzte Vorsahs Laufweg und provozierte damit eine Rote Karte für seinen Gegenspieler.

Viel Freude bereitete Gartler damit seinem Trainer allerdings nicht. "Wir wollten die Räume eigentlich eng machen. Meine Spieler haben diese Räume freigemacht und Salzburg so in die Karten gespielt. Die Überzahl war kein Vorteil für uns", meinte Fuchsbichler.

Wieder einmal wurde bewiesen, wie schädlich für ein Fußballspiel es eigentlich ist, dass bei einem Foul durch den letzten verteidigenden Spieler automatisch eine Rote Karte gezeigt werden muss. Gartler hätte einen noch fast 35 Meter langen Laufweg zum gegnerischen Tor gehabt. Wer aber kann beweisen, ob er nicht von einem anderen Salzburger eingeholt worden und deshalb gar nicht zu einer Torchance gekommen wäre?

Salzburgs Offensivspiel spielte der Ausschluss in die Karten, denn es waren plötzlich Räume da, die sonst wohl nicht da gewesen wären. "Wir haben uns dafür nicht belohnt, dass wir uns mit zehn Mann nie hinten hineingestellt, sondern immer offensiv gespielt haben", meinte Roger Schmidt.

Druck

Der Salzburg-Trainer wirkte enttäuschter als nach dem Ausscheiden gegen Düdelingen und dem eigentlich noch blamableren Auftritt bei der 0:2-Heimpleite gegen Rapid: "Wir haben es verabsäumt, das 2:0, 3:0 oder 4:0 zu schießen. Das war, ohne zu übertreiben, machbar. Und dann sind wir mit einer Standardsituationen bestraft worden."

Erstmals stand eine von Sportchef Ralf Rangnick zusammengestellte Mannschaft auf dem Platz. Der vom mächtigsten Funktionär in der Ära Red Bull propagierte Saisonstart in der achten Runden machte Lust auf mehr. Aber trotz der sehenswerten Leistung ist der Druck, den sich die Salzburger auch selbst machen, noch größer geworden.

"Es ist wichtig, dass man diese Enttäuschung in Entschlossenheit und Wut umwandelt, eine richtig Klasse Trainingswoche hinlegt und dann nächste Woche bei Tabellenführer Austria jene Punkte zurückholt, die gegen Ried verloren wurden. Das muss das Ziel, das muss der Anspruch an uns selbst sein", meint Schmidt, der in den letzten Wochen sich mehrmals darüber mokiert  hatte, dass von seiner Mannschaft in jedem Spiel ein Sieg gefordert wird.

Der Meistertitel ist und bleibt vorerst das primäre Ziel, obwohl zu Hause nur eines von vier Spielen gewonnen werden konnte. "Die Saison ist noch extrem lang, es ist ja noch nicht einmal ein Viertel gespielt. Wir können natürlich noch Meister werden, es wäre ja schlimm, wenn wir jetzt sagen würden, das funktioniert nicht mehr."

Spagat

Salzburgs neue sportliche Führung will offensichtlich den Spagat schaffen, langfristig eine Mannschaft mit Champions-League-Tauglichkeit aufzubauen, die kurzfristig Erfolg in der Bundesliga haben muss.

Daran sind alle Vorgänger von Schmidt und Rangnick letztlich gescheitert: Zwar wurden seit 2006 vier Meistertitel geholt, aber vom eigentlichen Red-Bull-Ziel, dem Erreichen der Champions-League-Gruppenphase, hat man sich Jahr für Jahr immer weiter entfernt. Das Ausscheiden gegen Düdelingen war ja nur der Höhepunkt einer Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie in der Qualifikation. Für das eine benötigt man Zeit, für das andere hat man keine – zumindest dann, wenn ein Kontrahent so eine Serie hinlegt wie derzeit die Wiener Austria.

Mit den Neuververpflichtungen von Rangnick wurde ein Weg eingeschlagen, der Hoffnung macht, dass Red Bull wirklich einmal eine Elf mit Champions-League-Tauglichkeit haben wird – wahrscheinlich noch nicht im Sommer 2013, aber vielleicht ein Jahr darauf.

Gute Jungs

Mit Kevin Kampl war gegen Ried ein Last-Minute-Neuzugang der überragende Salzburger, nachdem in den Spielen zuvor mit den Norwegern Havard Nielsen und Valon Berisha ebenfalls zwei Neuzugänge die besten Spieler waren. Schmidt wundert das nicht: "Die Neuen bringen uns nicht nur mit ihrer Qualität weiter, das sind gute Jungs, die brennen und  etwas zeigen wollen. Fußballerisch hat man gesehen, dass sie schon integriert sind. Und auch sonst ist das Integrieren recht einfach, weil die Mannschaft Charakter hat. Da ist es recht einfach, sich wohl zu fühlen, wenn man das selbst auch will."

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