EM-Hit Österreich: Die Defensive ist Trumpf

Fast unbezwungen: Torfrau Manuela Zinsberger
Die Österreicherinnen glänzen bei der EM in den Niederlanden mit taktischer Raffinesse.

Nur ein Gegentor in vier Spielen: Die Abwehr ist der große Trumpf von Österreichs Fußball-Frauen bei der EM in den Niederlanden. Einzig Amandine Henry konnte Manuela Zinsberger beim 1:1 gegen Frankreich überwinden und das nur aufgrund eines Fehlers der ÖFB-Torfrau. "Unsere Defensivleistung ist mindestens auf Europaklasseniveau", betonte ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer vor dem Semifinale gegen Dänemark am Donnerstag (18 Uhr).

"Das ist herausragend und rechtfertigt das bisher Erreichte voll und ganz", sagt der 46-Jährige. Er ordnete dieses Husarenstück auch als größere Sensation ein als den Sieg von Dänemark gegen Serien-Titelverteidiger Deutschland. "Dänemark gehört ja zur Europaklasse, ist ständig bei diesen Turnieren vertreten", so Thalhammer.

Variables System

Seine Truppe agierte im Turnierverlauf sehr variabel, vor allem gegen die Topteams wurde aus einer Viererkette hinten über weite Strecken eine Fünferreihe samt vier Spielerinnen davor. Sarah Puntigam lässt sich dafür aus dem zentralen Mittelfeld in die Abwehr zurückfallen.

Sie ist es auch, die bei den Systemwechseln den Ton angibt. "Das entscheide mehr oder weniger ich. Wenn ich dann zurückrücke ist das das Signal für die anderen." Die 24-Jährige versuche die Vorgaben des Trainers umzusetzen, sich immer richtig zu entscheiden. "Wir haben die Automatismen so drinnen, dass das gut funktioniert", erläutert Verteidigerin Katharina Schiechtl.

Extrem schwer

Gegen den tiefen ÖFB-Verteidigungsblock gab es bisher kaum ein Durchkommen. Das musste auch Jorge Vilda zur Kenntnis nehmen. "Es ist wirklich extrem schwer gegen diese österreichische Mannschaft ein Tor zu erzielen", betonte Spaniens Teamchef nach dem Ausscheiden.

Die Umsetzung ist jedenfalls gar nicht so leicht. "Man muss aktiv sein, darf aber nicht zu aggressiv sein. Es steckt in der Spielweise viel mehr dahinter, dass man Deckungsschatten aufbaut, kein Zwischenlinienspiel zulässt. Es ist mehr als nur hinten drinnen zu stehen. Deshalb beißen sich auch viele Nationen die Zähne aus. Das macht uns Spaß", sagt Thalhammer.

Die gegnerischen Teams befassen sich mittlerweile extrem mit dem Spiel der ÖFB-Auswahl. "Jedes Mal, wenn wir entdecken, dass jemand eine Möglichkeit findet dagegen zu spielen, arbeiten wir schon wieder daran, es noch besser zu machen", schildert Thalhammer. Das bringt das Team weiter voran. "Wir wachsen immer mehr, das gibt uns Kraft und Stärke."

Pechvogel Makas

Bei ÖFB-Teamspielerin Lisa Makas hat sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bestätigt. Das gab der ÖFB am Dienstag auf Twitter bekannt. Die 25-Jährige hatte sich die Verletzung am Sonntag bei der EM in den Niederlanden beim 5:3-Viertelfinalsieg nach Elfmeterschießen gegen Spanien zugezogen.

Der Legionärin des MSV Duisburg bleibt damit das Verletzungspech treu: Makas hatte sich erst Anfang Jänner 2016 unmittelbar nach der Rückkehr von einem Kreuzbandriss neuerlich am Kreuzband verletzt. Die Offensivspielerin soll allerdings als mentaler Rückhalt beim Erfolgsteam in den Niederlanden bleiben, wie ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer bereits am Montag erklärte.

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