El Clásico im Schatten der Katalonien-Krise

Wie geht es weiter? Für Barcelona steht viel auf dem Spiel.
Das 270. Duell zwischen Barcelona und Real könnte das vorletzte sein. Noch nie trennte die Klubs so viel.

El Clásico ist wohl das berühmteste, bekannteste, umstrittenste Fußballspiel der Welt, in dem nicht zwei Stadtrivalen aufeinandertreffen. Auf jeden Fall ist es das beste. Denn der königliche Klub aus Madrid und der Fußballklub aus Barcelona sind zwei der erfolgreichsten Vereine der Geschichte und der Gegenwart.

Am Samstag (13 Uhr, live DAZN) ist es wieder so weit. Das Spiel wird in 188 Länder der Welt übertragen, 650 Millionen Zuschauer werden erwartet.

Es sind aber nicht nur 600 Kilometer, die die beiden Metropolen trennen. Für die Brisanz des Duells sorgten auch historische Verwerfungen. Real war der Haus- und Hofverein des spanischen Diktators Franco. Und der FC Barcelona war das Symbol der vom Generalissimo unterdrückten Katalanen. Und die belastende Geschichte ist aktueller denn je. Nun ist der latente Missmut der Katalanen dem spanischen Zentralstaat gegenüber in eine Unabhängigkeitsbewegung gemündet, die am Ende die Katalanen vom Rest Spaniens trennen könnte.

Vorletzter Clásico ?

Somit könnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass der 270. Clásico das letzte Antreten des FC Barcelona im Estadio Santiago Bernabéu ist. Und dass der 271. Clásico am 6. Mai 2018 der letzte seiner Art ist. Auf jeden Fall wurde die Partie um drei Tage verschoben. Spekulationen und Gerüchte über ein politisches Motiv im Zusammenhang mit den Regionalwahlen in Katalonien (siehe Bericht Seite 6) machten bald die Runde.

Sportlich gesehen könnte schon vor Ende der Hinrunde der LaLiga eine Vorentscheidung fallen. Obwohl Real Madrid mit der Klub-WM den fünften Titel des Jahres gewann und somit einen Vereinsrekord aufstellte, droht dem Team von Trainer Zinedine Zidane bei einer Pleite eine Krise. Zudem ist Cristiano Ronaldo angeschlagen, konnte drei Tage nicht trainieren. Anders Lionel Messi und seine Barça-Kollegen. Nachdem man im August im spanischen Supercup Real zwei Mal unterlag, ging es für das Team von Ernesto Valverde nur noch bergauf. In 24 Begegnungen gab es 19 Siege und fünf Remis. Nach 16 Spieltagen liegen die Katalanen bereits elf Punkte vor den Königlichen, die ein Spiel weniger haben.

Dieses verschobene Spiel gegen Leganes ist mit ein Grund für eine weitere Verwerfung zwischen den beiden Klubs. Real Madrid konnte nicht spielen, weil man da das Finale der Klub-WM gespielt hat. Und 1:0 gegen Gremio aus Brasilien gewann. Jetzt kommt die "Pasillo"-Posse. In Spanien ist es Brauch, dass man der Mannschaft nach dem Gewinn eines Titels die Ehre erweist ("pasillo de honor"). Im ersten Meisterschaftsspiel nach dem Titel steht der Gegner Spalier.

"Pasillo"-Posse

"Es wäre schön, und mir würde es gefallen, wenn Barcelona für uns Spalier stehen würde", hatte Cristiano Ronaldo gesagt. Ob ernst gemeint oder nur psychologische Kriegsführung vor diesem so wichtigen Spiel, sei dahingestellt. Barcelona jedenfalls denkt nicht daran, Spalier zu stehen. Ein katalanischer Verein, der den Klub aus der verhassten Kapitale ehrt? Die offizielle Begründung legte Guillermo Amor vor, seine Spieler wie Kapitän Gerard Piqué nahmen sie auf. Amor, offizieller Titel "director de relaciones institucionales", sagte: "In diesem Verein machen wir das nur, wenn wir in La Liga oder in der Champions League spielen – und das ist hier nicht der Fall." Also nur bei Meisterschaften oder Turnieren, an denen Barcelona auch direkt beteiligt ist.

Die Kunde hörte man in Madrid wohl, aber allein es fehlt ein bisschen der Glaube. So hatten Lionel Messi und Co. dem Erzrivalen zuletzt im Sommer gleich zwei Mal den "Pasillo" verweigert, obwohl die Königlichen vor den Clásicos sowohl die Supercopa de España als auch den UEFA-Super-Cup gewonnen hatten.

Das letzte Mal standen die Barcelona-Spieler für Real im Mai 2008 Spalier. Davor im Jahr 1988, als besondere Demütigung noch dazu im eigenen Estadio Camp Nou.

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