Dortmund im Anflug auf Tirol

In Dortmund dreht sich alles nur um die Borussia. Im Sommer kommt der deutsche Fußball-Meister zum Training ins Brixental.

Man kann es versuchen. Man kann es wirklich einmal versuchen, in Dortmund einen ganzen Tag lang der Borussia beharrlich aus dem Weg zu gehen. Allein: Es wird nicht funktionieren. Früher oder später ist in dieser Stadt noch jeder beim Fußball gelandet. Tendenz eher früher.

Selbst wer sich die größte Mühe gibt und mit gesenktem Haupt durch Dortmund zieht, der sieht irgendwann schwarz, – oder besser: schwarz-gelb. Quer über die Stadt hat der deutsche Fußballmeister 100 Sterne in den Boden eingelassen, die für die Stars und Sternstunden der Klubhistorie stehen. So kann hier zum Beispiel jeder einmal so richtig nach Herzenslust auf Jürgen Kohler herumtrampeln.

Selbstverständlich würde einem richtigen Dortmunder so etwas nie in den Sinn kommen. Die Stadt liebt die Borussia, sie lebt den Fußball – rund um die Uhr und in allen Lebenslagen wie ein Abstecher in den illustren Fanshop im Erdgeschoß der siebenstöckigen Geschäftsstelle beweist.

Hundefutter

Der eingefleischte Borusse kann sich praktisch ausschließlich vom BVB-Warenkorb ernähren: Es gibt schwarz-gelbe Schoko-Osterhasen, Borussia-Bratwurstsenf und Eierlikör mit Vanillearoma, der überraschenderweise nur gelb ist. Selbst Vierbeiner werden hier mit einem vereinseigenen Hundefutter Marke Sitz. Platz. Lecker an die Klubkette gelegt. Nicht zu vergessen: Der knuffige Gartenzwerg mit blinkendem Schal oder das Borussia-Sparschwein, das bei Münzeinwurf "Ole, hier kommt der BVB" singt.“

Hysterie und Hype rund um Borussia Dortmund kennen keine Grenzen. Für das Liga-Duell mit Verfolger Bayern München am 10. April gibt es 160.000 Kartenanfragen, für das Cupfinale in Berlin gegen die Bayern sind gar schon 230.000 Kartenwünsche in der Dortmunder Geschäftsstelle eingetrudelt. Sogar die größte Fußballarena Deutschlands, der Signal Iduna Park, ist mit seinen 80.000 Plätzen für die Borussia-Begeisterung zu klein geworden.

Ein Trubel, der im Sommer auch nach Tirol überschwappen wird. Dortmund kommt mit seiner gesamten Entourage und 3000 Fans im Gepäck im Juli zu einem einwöchigen Trainingslager in die Tourismusregion Kitzbüheler Alpen. Während die bayrische Konkurrenz gerne ete und pete am Fuße des Wilden Kaisers oder in der Stadt am geschwollenen Kamm verkehrt, zieht es den Arbeiterverein aus dem Ruhrpott ins bodenständige Brixental. "Da wo die Bayern Urlaub machen, da arbeiten wir", scherzte Dortmund-Trainer Jürgen Klopp.

Seespiele

Auch sportlich hat der Meistermacher vor dem Duell mit Stuttgart am Freitag Grund zum Lachen. Jungstar Mario Götze verlängerte so eben seinen Vertrag bis 2016. Kostenpunkt: 19,5 Millionen Euro.

Die Wahl zum beliebtesten Dortmunder Kicker gewinnt dieser Tage aber ein anderer: Shinji Kagawa. Der Japaner lockt wöchentlich Reisegruppen aus seiner Heimat an. 2500 Euro bezahlen die vorwiegend weiblichen Groupies für den fünf-tägigen Trip nach Dortmund. Im Reiseprogramm: Spielbesuch samt Stadionführung, nicht selten kann man die Japanerinnen aber auch dabei beobachten, wie sie um den Phönixsee im Ortsteil Hörde rennen. Angeblich war hier Shinji Kagawa einmal beim Joggen gesichtet worden.



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