Diego Simeone: Ein Hitzkopf und Stratege mit Kultstatus

Lautstarker Dirigent: Diego Simeone ist Atléticos Trumpf.
Trainer Diego Simeone ist bei Atlético Madrid der impulsive Vater der Erfolge.

Der Mann, vor dem die Gegner von Atlético Madrid den meisten Respekt haben, hat seine Füße nicht im Spiel, sondern sitzt nur auf der Bank. Wobei: Diego Simeone sitzt im Grunde überhaupt nie. Wahrscheinlich wäre es dem Argentinier sogar lieber, wenn man die Trainerbänke überhaupt gleich ganz entfernen würde. Dann hätte er noch mehr Platz zum Dirigieren und Rumtoben, zum Schreien, Auszucken und zum Gestikulieren, kurz: Zu seiner ganz ungewöhnlichen und unnachahmlichen Methode, ein Fußballspiel zu verfolgen und eine Mannschaft zu coachen.

Dabei verlässt der Argentinier nicht nur gerne seine Coaching-Zone, der hyperaktive Hitzkopf überschreitet auch allzu häufig die Grenze des Erlaubten. Die Akte seiner Entgleisungen ist noch länger als die Liste seiner Erfolge: 2014 wurde er etwa für acht Spiele gesperrt, nachdem er dem vierten Offiziellen einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben hatte.

Erst am Wochenende war der 45-Jährige gegen Malaga auf die Tribüne verbannt worden, nachdem während eines gegnerischen Konters ein zweiter Ball aufs Spielfeld geflogen kam – zufälligerweise aus Richtung der Atlético-Bank. Die spanische Zeitung As nannte die Aktion ein "Schurkenstück".

Doch es wäre falsch, den 45-Jährigen jetzt nur ins Eck des unfairen Ungustls zu drängen. Es ist unbestritten, dass der umstrittene Südamerikaner der Vater der jüngsten Erfolge von Atlético ist. Unter dem Fan-Liebling holte der Klub 2014 nicht nur den ersten Meistertitel in diesem Jahrtausend, Simeone führte Atlético 2012 auch zum Triumph in der Europa League und 2014 ins Finale der Champions League. "Er ist einer der besten Trainer der Welt", lobt Bayern-Coach Pep Guardiola den Rivalen.

Kampf als Kunst

Auch wenn der Argentinier für eine ganz andere Art des Fußballs steht. Simeone hat mit Atlético den Kampf zur Kunstform erhoben, ohne dabei freilich ganz auf technische Finessen zu verzichten. Entstanden ist dabei ein lästiges, defensiv-starkes Team, an dem sich die Gegner regelmäßig die Zähne ausbeißen. Zuletzt fand Titelverteidiger FC Barcelona im Viertelfinale in Atlético seinen Meister.

Eines haben Simeone und sein Team jedenfalls schon vor dem Anpfiff gegen die Bayern erreicht. Die Mia-san-mia-Münchner zeigen enormen Respekt: "Atlético war für mich das Team, gegen das ich am wenigsten spielen wollte", sagt Bayern-Spieler Javi Martínez.

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