Die Bundesliga sucht nach ihrer Zukunft

Symbolbild
Wie viele Profi-Klubs bleiben übrig? Welche Modelle gibt’s? Wer setzt es um? Die Varianten im Überblick.

Das hat gesessen. Verteilt über ganz Fußball-Österreich wurden heftige Diskussionen durch das KURIER-Interview mit Christian Ebenbauer ausgelöst. Kein Wunder. Immerhin hat der Bundesliga-Vorstand, der sich aus beruflichen Gründen so intensiv wie kein anderer mit den österreichischen Profiligen beschäftigt, das Ende der beiden Zehnerligen gefordert: "Österreich verträgt aus wirtschaftlicher Sicht nur 12 Profi-Klubs, maximal 14."

Einige Vereinsvertreter sind sauer, weil sie "von dieser Bombe" nicht vorab informiert wurden. Andere sind froh, "dass es sich endlich ein Offizieller zu sagen traut".

Beim ÖFB, der mit den Bundesliga-Vertretern das Thema schon zuletzt intern diskutiert hat, ist Bereitschaft zur Veränderung da. ÖFB-Direktor Thomas Hollerer sagte schon vor Erscheinen des KURIER-Interviews: "Wie viel Profi-Fußball verträgt Österreich eigentlich? Bisher haben wir nicht den Stein der Weisen gefunden, aber man muss sich für die Zukunft sicher noch einmal die Format-Frage anschauen."

Österreichs Modelle

Am klarsten äußerst sich Gernot Zirngast, der Vorsitzende der Spielergewerkschaft: "Wir begrüßen, dass die Liga in die Offensive geht, und hoffen, dass der Umbau unter Berücksichtigung aller Beteiligten passiert. Es soll zu einer Lösung mit einer einzigen Profi-Liga kommen."

Bevor die Revolution in Angriff genommen wird, kann ein Blick zurück nicht schaden. Welche Modelle gab es bisher in Österreich?

Zwei Spielklassen mit je zehn Vereinen gibt es seit der Saison 2010/’11. Davor spielten in der zweithöchsten Spielklasse zwölf Klubs – Amateurteams inklusive.

Herumgedoktert wurde auch schon in der obersten Spielklasse. Mit der Gründung der Bundesliga 1974 wurde von 17 auf zehn Vereine reduziert. Acht Jahre später wurde es dann mit 16 Klubs versucht, allerdings nur zwei Saisonen lang: Es gab damals einen deutlichen Zuschauerrückgang. Es folgten zwei Zwölfer-Ligen inklusive eines Play-off-Systems. Je acht Klubs spielten nach den 22 Runden im Grunddurchgang um den Meistertitel, die Teilnahme an der obersten Liga ("Mittleres Play-off") sowie gegen den Abstieg aus der zweithöchsten Spielklasse. Damit gab es negative Erfahrungen.

Europäische Varianten

Ebenbauer verweist auf aktuelle europäische Beispiele mit Play-offs, die funktionieren. Tatsächlich werden in Belgien, Griechenland und Polen (in unterschiedlichen Varianten) der Meister sowie die Absteiger so ermittelt. Alle drei Ligen haben aber eines gemeinsam: einen Grunddurchgang mit je 16 Klubs und 30 Runden.

Ein Ligaformat, das eher auf Österreich übertragbar wäre, ist das von Israel. In diesem spielen zunächst 14 Klubs eine Hin- und Rückrunde, also insgesamt 26 Runden. Dann wird die Liga geteilt. Die besten sechs Vereine spielen in Hin- und Rückspielen (zehn Runden) um den Meistertitel sowie die Europa-League-Startplätze. Die restlichen acht Vereine kämpfen gegen den Abstieg, spielen aber nur mehr einmal gegeneinander.

Die vier bestplatzierten Vereine des Grunddurchganges haben ein Heimspiel mehr als die anderen vier. Die Klubs auf den Rängen 13 und 14 müssen in Israel zu Saisonende absteigen.

Ähnlich würde es in einer Zwölferliga funktionieren, die Ebenbauer derzeit am realistischsten erscheint: "Damit es auch noch Aufsteiger geben kann, die es infrastrukturell schaffen." Nach Hin- und Rückrunde mit 22 Spielen würde die Liga geteilt. Je sechs Klubs würden (zehn Runden lang) um den Titel und den Europacup spielen. Die schwächeren sechs ebenso oft um bzw. gegen zwei Abstiegsplätze.

Zwei Jahre Zeit

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Der aktuelle 36-Runden-Modus ist an sich bis zum Ende der Saison 2019/’20 beschlossen. Da der darauf aufgebaute TV-Vertrag bereits im Juni 2018 ausläuft, könnte in zwei Jahren der große Wechsel durchgezogen werden. Das müsste vom ÖFB-Präsidium und auch von der Bundesliga beschlossen werden. Im Rahmen der Liga-Hauptversammlung wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.

Ein Schwergewicht – nämlich Red Bull – hat sich in Person von Salzburg-Geschäftsführer Freund schon für eine Veränderung offen gezeigt. Ebenbauer: "Wir müssen die Reform jetzt diskutieren, weil der wirtschaftliche Ausblick schlecht ist."

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