Dicke Luft bei Wacker

Dicke Luft bei Wacker
Beim FC Wacker geht es rund: Fans pfeifen die eigenen Spieler aus, der Klubchef kritisiert die Leistungen.

Die Vorbereitung für die Schlager-Partie gegen Rapid (16 Uhr, live in ORFeins, Sky) führte Julius Perstaller zum Schuhmacher seines Vertrauens. Der Innsbruck-Stürmer benötigte dringend neue Schuss­stiefel. Nicht etwa, weil das aktuelle Modell unbequem gewesen wäre, nein: Die fundamentalistischen Wacker-Fans drückt der Schuh.

Perstaller wird schon seit Wochen von der eigenen Anhängerschaft ausgepfiffen, seinen Kollegen Christopher Wernitznig und Marco Kofler geht’s nicht anders. Und schuld sind einzig und allein die Schuhe: Die sind nämlich violett, und auf diese Farbe reagieren einige Wacker-Fans allergisch und treiben es seither mit Buhrufen und Schmäh-Transparenten besonders bunt. Hintergrund dieser hausgemachten Hysterie: Violett ist die Vereinsfarbe des Erzrivalen Austria Salzburg.

Störfeuer

Dicke Luft bei Wacker

Diese fragwürdige Schuh-Nummer ist freilich nicht die einzige atmosphärische Störung bei Wacker. Erst diese Woche zeterte Vereinsboss Kaspar Plattner in einem TT-Interview und verlangte mehr Erfolge: „Wir hätten das Potenzial, weiter vorne zu sein.“

Eine Forderung, die für Irritationen sorgte. Immerhin werden die Innsbrucker, die vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt worden waren, souverän den Klassenerhalt schaffen. Nach einem veritablen Fehlstart (8 Punkte im ersten Viertel) war Wacker zwischen dem zehnten und dem 24. Spieltag sogar das beste Team der Liga.

Billigprodukt

Und das mit einem Low-Budget-Team. Keinem anderen Verein der Bundesliga ist seine Kampfmannschaft so wenig wert wie dem FC Wacker. Mittlerweile fließen gerade einmal noch drei Millionen Euro in die Profispieler-Abteilung. Das sind umgerechnet 43 Prozent des 7-Millionen-Euro-Etats. Laut den offiziellen Zahlen des Kreditschutzverbandes kommtkein Rivale auf so eine niedrige Quote.

Für die kommende Saison müssen nun 300.000 Euro eingespart werden. Doch bei Wacker weiß derzeit noch keiner so recht, wie das gelingen soll. Ausgerechnet in der wichtigsten Planungsphase sind Sportchef Oliver Prudlo die Hände gebunden. Zumal auch noch seine persönliche Zukunft ungeklärt ist. Prudlos Vertrag läuft aus, Gespräche über eine Verlängerung liegen auf Eis.

Immerhin weiß der kauzige Vereinsboss Kaspar Plattner bereits, was er sich für die Jubiläumssaison – Wacker wird im Jahr 2013 hundert – erwartet: „Vorne mitspielen müsste möglich sein."

 

​Wechselwirkung

Plattner, der die offizielle Amtsbezeichnung Obmann trägt, weil ein Antrag auf Umbenennung in Präsident abgelehnt wurde, hat derweil schon Einsparungspotenzial geortet – bei den Einwechslungen. So monierte er, dass Trainer Walter Kogler beim Sieg in Mattersburg in den letzten sechs Minuten den Spanier Merino eingewechselt hatte, um das 1:0 über die Runden zu bringen und nicht einen Österreicher. Das hätte mehr Geld aus dem Österreicher-Topf gebracht.

Die Lösung aller finanziellen Probleme? Hätte Kogler in Mattersburg tatsächlich statt Merino einen Österreicher ins Spiel gebracht, hätte das den Etat des FC Wacker um 117 Euro aufgefettet.

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