Das Phantomtor hat ein Nachspiel

Corpus Delicti: Nach Kießlings Treffer wurde das Loch geschlossen.
Stefan Kießlings Treffer durch ein kaputtes Tornetz bei Hoffenheim sorgt für hitzige Debatten.

Das Skandalspiel mit dem Phantomtor von Stefan Kießling hat den deutschen Fußball in Aufregung versetzt. Hoffenheim rechnet nach dem kuriosen 1:2 gegen Leverkusen am Freitag damit, dass sie vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes ein Wiederholungsspiel bekommen. „Alles andere wäre ja ein Witz“, sagte Trainer Markus Gisdol und verwies auf den Fall Thomas Helmer von 1994.

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler äußerte Verständnis für Hoffenheims Protest: „Für uns ist das natürlich auch unangenehm, dass so ein Tor gegeben wurde. Wir können nichts dafür, Stefan Kießling kann auch nichts dafür.“ Der Stürmer hatte in der 70. Minute auf das Tor geköpfelt – an der Stange vorbei, doch der Ball war durch ein Loch im Seitennetz in Schulterhöhe ins Tor geflutscht. „Im ersten Moment habe ich gedacht, der geht nicht rein. Dann kamen alle auf mich zugestürmt, und der Ball zappelte im Netz“, erklärte Kießling später. Der 29-Jährige hatte sich unmittelbar nach der Aktion verärgert an den Kopf gefasst und abgedreht. Er habe das Ganze „nicht genau gesehen“. Er wisse auch nicht mehr genau, was er mit Referee Felix Brych danach gesprochen habe.

Referee im Abseits

„Jetzt im Nachhinein ist das eine Scheiß-Situation“, meinte der Angreifer. Brych war in dem Moment jedenfalls der einsamste Schiedsrichter der Welt: Von seinen Assistenten kam keine Hilfe, die Hoffenheimer protestierten auch nicht lautstark, was Gisdol damit begründete, dass der Spielleiter aus München sie aufgefordert habe, wegzubleiben, sonst gebe es Gelb. 1899-Torwart Koen Casteels sagte: „In so einer Situation denkst du nur, du hast einen Stellungsfehler gemacht und nicht, dass da ein Loch im Netz ist.“

Das Theater um das Phantomtor hätten sich die Hoffenheimer nach Ansicht Völlers ersparen können. „Die haben so viel Geld ausgegeben für das Stadion. Kleiner Tipp: Das nächste Mal richtige Netze kaufen“, scherzte er. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, dessen Vermögen sich nach jüngsten Angaben des Manager Magazins auf 6,1 Milliarden Euro belaufen soll, sah die Szene kopfschüttelnd in den Katakomben der Rhein-Neckar-Arena.

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