Derby: Spielfreude schlägt Verunsicherung

Austria-Coach Daxbacher und Torschütze Junuzovic geben sich nach dem Derby-Sieg dennoch betont bescheiden.

Die Austria hat am Sonntag mit einem eindrucksvollen Derbysieg ihren Ruf als derzeit wohl spielstärkste Fußball-Mannschaft Österreichs untermauert. Das 3:0 im Happel-Stadion gegen Rapid wurde phasenweise zu einer Demütigung für Rapid, dennoch warnte Trainer Karl Daxbacher vor allzu großer Euphorie. "Es kann alles sehr schnell gehen - ein anderer Gegner und Spielverlauf, und wir werden schon wieder anders beurteilt", erklärte der 58-Jährige.

Die Genugtuung über den wahrscheinlich souveränsten Erfolg über den Erzrivalen unter seiner Führung konnte Daxbacher dennoch nicht verbergen. "Man hat in einzelnen Situationen gesehen, dass wir sehr viel Selbstvertrauen haben, dadurch sind auch die Tore gefallen. Wir sind momentan in einer guten Phase, und die müssen wir so lange wie möglich konservieren", forderte der Coach vier Tage vor dem Rückspiel im Europa-League-Play-off gegen Gaz Metan Medias in Rumänien, wo die "Veilchen" einen 3:1-Vorsprung verteidigen müssen.

Offenes Spiel bis zum Führungstreffer

"Im Derby war es eigentlich schwieriger als gegen Medias", betonte Daxbacher. "Bis zum 1:0 war es ein offenes Spiel an der Kippe. Aber wir waren in den entscheidenden Phasen die bessere Mannschaft, cleverer und reifer. Dann war es nicht mehr schwierig, wenn man 3:0 führt", analysierte der Niederösterreicher.

Dem schnellen Kombinationsspiel der Austria hatten die Grün-Weißen nichts entgegenzusetzen. "Meine Spielphilosophie ist ja bekannt. Ich lasse mit wenigen Ballkontakten trainieren. Wenn es gut funktioniert, freut man sich umso mehr."

"Es passt von vorne bis hinten"

Auch Zlatko Junuzovic ist hingerissen von der violetten Spielfreudigkeit. "Es macht einfach Spaß momentan. Das ist ein Offensivfußball, so wie er uns taugt, es passt von vorne bis hinten", jubelte der 23-Jährige. "Wir werden von Spiel zu Spiel besser, weil wir immer besser in den Rhythmus kommen. Wir leben sicher von der individuellen Klasse, aber was zählt, ist die Teamleistung. Wir sind so stark, weil jeder von uns für die Mannschaft arbeitet", erklärte der ÖFB-Internationale, der aber noch weiteres Steigerungspotenzial sieht. "Es gibt immer Luft nach oben. Wir müssen immer mit der Selbstverständlichkeit ins Match gehen, dass wir die bessere Mannschaft sind."

Der Sieg über Rapid war laut Junuzovic mit mehr Aufwand verbunden, als es den Anschein hatte. "Es war nicht so leicht, wie es ausgeschaut hat. Die Rapidler waren schon gut, sie haben viel mit langen Bällen agiert, was uns überrascht hat", behauptete der Mittelfeldspieler.

Rapid verunsichert

Für Rapid-Trainer Peter Schöttel war diese Aussage kein Trost. "Die Austria hat in dieser Höhe verdient gewonnen. Wenn wir nicht beginnen, unsere Chancen zu verwerten, wird es schwierig", sagte der Ex-Teamspieler nach seinem ersten Derby auf der Hütteldorfer Trainerbank und musste zugeben: "Wir sind verunsichert und warten auf ein Erfolgserlebnis."

Angesichts von zuletzt zwei Niederlagen in Folge bat der Wiener um Geduld. "Bei Rapid ist in den letzten Monaten einiges passiert, nicht nur, was die Fans betrifft, sondern auch, was die Mannschaft betrifft. Da braucht man Zeit zum Aufarbeiten, auch wenn es nicht populär ist." Der 44-Jährige übte sich in Durchhalteparolen. "Irgendwann werden unsere Bälle reingehen, wir werden stabiler werden und auch wieder gute Spiele abliefern, das kann ich versprechen."

Kapitän Hofmann noch nicht in den Gängen

Für Steffen Hofmann hatte Schöttel diesmal einen Platz auf dem rechten Flügel reserviert. Dort sollte der Kapitän so wie Boris Prokopic über links für mehr Ballsicherheit sorgen, während Stefan Kulovits und Harald Pichler im Zentrum zur Verhinderung der Austria-Angriffe abgestellt waren. Diese Maßnahme brachte nicht den gewünschten Erfolg, auch weil der Deutsche derzeit seiner Topform hinterher läuft.

"In den letzten Jahren war bei Rapid viel von Hofmann abhängig. Im Moment bemüht er sich, kommt aber nicht richtig in die Gänge, und es ist auch keiner da, der einspringt. Wir müssen ihn und alle um ihn herum besser machen", wünschte sich Schöttel, der Hofmann bereits in der 71. Minute auswechselte und eine Minute sogar einen Defensiven (Markus Heikkinen) für einen Offensiven (Atdhe Nuhiu) brachte. "Nach dem 0:3 habe ich an der Körpersprache meiner Spieler gesehen, dass sie nicht mehr an eine Wende glauben", begründete der Coach die Entscheidung, auf Schadensbegrenzung zu setzen.

Für diese Aktion gab es Pfiffe von den Rapid-Rängen, auf denen es ansonsten wie schon in der gesamten Saison relativ ruhig blieb. "Ich kann das mittlerweile nicht mehr verstehen", sagte Schöttel über den Stimmungsboykott infolge der Klub-Maßnahmen nach dem Platzsturm im Hanappi-Derby im Mai.

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