Der vergessliche Herr Vastic

Der vergessliche Herr Vastic
Fesch ist er, aber unwissend: Der Ex-Sturm-Star hat verschwitzt, neben seiner Gage Millionen bei der Bank behoben zu haben.

Er ist schon da." Wie ein Lauffeuer geht es durch die Sekretärinnenschar im Straflandesgericht Graz. Ivo Vastic schwänzte diesmal den Zeugentermin im Sturm-Prozess nicht. "Mei, is' der fesch", schwärmte die Sicherheitsbedienstete an der Schleuse über den Trainer der Austria-Amateure.

Doch im Gerichtssaal geht bald ein Murren durch die Reihen, als die zuhörenden Fußballfans erkennen müssen: Ihr Idol pflanzt das Gericht. "Weiß nicht ..., kann ich nicht sagen ..., kann mich nicht mehr erinnern ... ist 15 Jahre her", speist der prominente Ex-Kicker den Richter viele Male ab. Ob es um sein Monatsfixum, seine Lebensversicherung oder um die millionenschweren Werberechte geht. Keine Summe kann Ivo konkret nennen.

Dass er mit dem Geldkoffer sieben Mal außertourlich bei der Bank des Vereins war und insgesamt 4,3 Millionen Schilling bar behoben hat, hält ihm Richter Karl Buchgraber auch vor. Vastic windet sich.

Gwirks mit Fiskus

Dass der Verein jährlich 1,2 Millionen Schilling an Prämie für die Lebensversicherung bezahlt, er am Ende 10 Millionen Schilling kassiert hat - darüber will er nicht reden. Nur eines weiß der Zeuge: Die Finanz habe ihn aufgeklopft. "Ungefähr 600.000 Euro musste ich nachzahlen. Ich habe mich nicht strafbar machen wollen." Er sei das Thema jetzt so was von leid.

So ahnungslos er sich also präsentiert, kann Vastic zu den angeklagten Millionen-Schwarzzahlungen an die Spitzenkicker natürlich nichts beitragen. Das passt Ex-Sportmanager Heinz Schilcher gut. Schließlich ist er beschuldigt, Schwarzlöhne mit ausverhandelt zu haben. 12 Spieler hat Schilcher daher aufmarschieren lassen, keiner hat ihn belastet.

"Gedächtnislücken"

"Sie sind ein intelligenter Mensch, Herr Vastic. Aber Sie haben große Gedächtnislücken", rügt der Richter. "Sie sind sicher nicht so schnell wie ich", sagt Vastic frech. "Wo?" - "Auf dem Fußballfeld."

Der "Pavarotti des Fußballs" (Definition von Hannes Kartnig) gerät in Erklärungsnotstand. "Ich habe mich auf den Fußball konzentriert, mein ganzes Leben auf den Sport ausgerichtet. Ich brauche einen klaren Kopf für den Fußball, ich bin kein Finanzexperte. Ich habe mich nicht darum gekümmert." Kartnig pflichtet ihm bei: "Die Kicker ham ja wirkli so wenig g'wusst."

1000 Euro Ordnungsstrafe hat Vastic ausgefasst, weil er den Prozesstermin am 29. Juni geschwänzt hat. "Entschuldigung", sagt er und versucht vergeblich, den Richter gnädig zu stimmen. Ein Anwalt schlägt eine karitative Spende vor. "Hören S' ma auf mit dem Kitsch", zischt Ankläger Hannes Winkelhofer. "Der Staat gibt schon genug Geld für Sozialleistungen aus."

Anklage ausgedehnt

Winkelhofer brummt Kartnig am Dienstag im Übrigen noch mehr auf: Nicht nur die Landesregierung, auch den Landtag habe er belogen. Um eine Haftungszusage der steirischen Steuerzahler - 1,2 Millionen € - gehe es, um die Bundesliga-Lizenz zu erschwindeln. "Es wurde verschwiegen, dass 8,5 Millionen Euro an Abgabenschulden bestanden, der Verein zahlungsunfähig war."

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