Der heimliche Sieger

Wolfgang Winheim
Tagebuch: Zlatko Junuzovic legte gegen die Deutschen nicht weniger als 13,2 Kilometer zurück - ein Spitzenwert.

Sie laufen zu wenig und kassieren zu viel. Jahrzehnte sahen sich die Fußballer mit diesem Vorwurf konfrontiert. Zumindest bis zum nächsten Ländermatch (12. Oktober in Kasachstan) aber verstummen Wirtshaus-Kritiker. Dabei erfahren sie erst hiermit:

Der Computer kürte einen ÖFB-Nationalspieler nach der Deutschland-Partie zum Sieger. Zlatko Junuzovic hat nicht nur das Tor zum 1:2, sondern auch einen überlegenen Laufrekord erzielt.

Nicht weniger als 13,2 Kilometer, noch dazu etliche im Sprint, legte Junuzovic zurück. Mit Thomas Müller kam der fleißigste Deutsche auf 12,1 km.

13.200 Meter! Die wären auch bei der jüngsten EM ein Spitzenwert und ... zu Cordoba-Zeiten noch undenkbar gewesen.

So hatte der KURIER 1978 vor der WM 22 Sportstudenten zur Ermittlung der Laufleistungen beim Testländerspiel gegen Holland engagiert. Die Höchstwerte lagen bei acht Kilometern. In den Sechziger-Jahren waren Real-Star Alfredo di Stefano, der als Konditionswunder galt, laut einer Madrider Uni-Studie knapp sieben Kilometer attestiert worden.

Zugegeben, die Berechnungen werden im Vor-Computer-Zeitalter nicht so präzise Angaben ermöglicht haben wie das Amisco-Pro-System, das Josef Hickersberger vor der EM 2008 im Happel-Stadion installieren hatte lassen und das Dienstag beim Deutschland-Spiel aktiviert wurde.

Auch der Teamvergleich sah Österreich voran: 122,4 Kilometer rannten Marcel Kollers Spieler, 119,9 jene des Joachim Löw.

Und trotzdem schiefgelaufen für Rot-Weiß-Rot!

Deshalb wurde die Abmachung der Spieler mit dem ÖFB aktuell, wonach es bei einer Niederlage keine Prämien gibt.

Emanzipation

Arnautovic und Co. rannten zum Nulltarif. Das Mitleid der Damen-Nationalspielerinnen wird sich in Grenzen halten, zumal die zum Unterschied zu den Herren nicht einmal im Falle eines Sieges finanziell belohnt werden. Selbst wenn sie am Samstag in der EM-Qualifikation gegen Dänemark ein kleines Fräulein-Wunder schaffen, gibt’s für sie nur Taggeld plus Bahn- oder Flugtickets.

Gleich elf Damen des Teamkaders haben Legionärs-Status. Gleich vier spielen beim FC Bayern.

Katja Trödthandl gelang im Gegensatz zu männlichen Landsleuten gar ein Transfer in die spanische Primera Division. Reich wird die Studentin auch in Valencia nicht.

Spätestens bei der Gage endet die Emanzipation.

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