Das Sommermärchen endete im EM-Halbfinale

Da war alles vorbei - Östereichs Märchen ist zu Ende.
Nach 120 torlosen Minuten fiel im Elfmeterschießen die Entscheidung - und diesmal hatte der Gegner des ÖFB-Teams das bessere Ende für sich.

Was für ein Kraftakt. Wie schon am Sonntag gingen die Österreicherinnen über 120 lange Minuten. Wieder musste nach einem torlosen Spiel ein Elferschießen her, diesmal um den Einzug ins Endspiel zu ermitteln. Österreich war gegen Spanien erfolgreich. Wer übernahm diesmal die Verantwortung.

Es wurde gelost. Es wurde auf den Sektor mit den österreichischen Fans geschossen. Diesmal mussten die Österreicherinnen nachlegen.

Die Dänin Nadim machte denn ersten Schuss – 1:0.

Laura Feiersinger war wieder die erste Österreicherin – und schoss übers Tor.

Harder erhöhte auf 2:0.

Viktoria Pinther, die 18-Jährige trat wieder an, doch Torfrau Petersen hielt.

Pedersen trat an, Zinsberger hielt wie schon im Spiel den EM-Traum ein bisschen am Leben.

Verena Aschauer scheiterte auch an Torfrau Petersen.

Boye schoss ins Kreuzeck und Dänemark damit erstmals ins Finale.

Die Leichtigkeit des Seins ist schnell einmal vorbei, wenn man sich bewusst wird, dass Mann die Chance seines Lebens hat. So hat es Teamchef Dominik Thalhammer genannt: „So etwas werden wir nie mehr wieder schaffen.“ Österreich im EM-Semifinale, das Endspiel beim ersten Antreten bei einer EM zum Greifen nah.

Und so fehlte die Unbeschwertheit, die die Österreicherinnen so ausgezeichnet hatte. Sie mühten sich, in die Gänge zu kommen, aber es wirkte vieles wie Stückwerk.

Thalhammer brachte nicht die quirlige Offensivspielerin Nadine Prohaska, sondern die defensiv starke Virginia Kirchberger für die verlettzte Lisa Makas. Die Däninnen begannen vorsichtig, verließen sich auf die Qualitäten ihrer Angreiferinnen Harder und Nadim. Und Harder hatte auch die erst große Möglichkeit, doch Feiersinger rettete mit einer Attacke im Strafraum (9.).

Elfer als Final-Chance

Aber Österreich kam aus heiterem Himmel zur großen Chance. Eine Ecke wurde abgewehrt, Aschauer schoss, Kildemoes riss im Strafraum die Arme hoch. Elfmeter. Es waren gerade mal zwölf Minuten gespielt, da trat Puntigam den Ball über die Latte.

Danach bekamen die Däninnen Oberwasser. Österreichs Frauen verhaspelten sich immer wieder, gingen nicht konsequent genug in die Zweikämpfe. Nach einem Patz er Abwehr kam von Harder der Ball zu Trölsgaard, deren Schuss Zinsberger gerade noch an die Querlatte lenken konnte.

Die Österreicherinnen haderten mit sich selbst, aber auch mit den Mitspielerinnen. Die Körpersprache war so negativ wie noch nie in diesem Turnier. Dann der nächste Schock, Nicole Billa blieb nach einem Zweikampf liegen und musste vom Platz getragen werden mit einer schweren Mittelfußverletzung. Für sie kam Prohaska.

Kurz vor der Pause nahmen die Österreicherinnen Schwung auf, der nach Seitenwechsel verpufft war. Zinsberger war es zu verdanken, dass man noch im Finalrennen war – erst nach Kopfball von Boye (54.), dann als Harder aus zehn Metern abzog (61.).

Aber dann bekamen die Österreicherinnen das Spiel wieder in den Griff. Was zur Folge hatte, dass wie schon das Viertelfinale gegen Spanien nun auch das Semifinale in die Verlängerung ging. Ein weiterer Kraftakt. Den Einzug ins große Finale bei der EM-Show verpassten sie aber mit der Elferfrage.

Rat Verlegh Stadion, Breda

Elfmeterschießen:
1:0 - Nadim trifft für Dänemark
1:0 - Feiersinger verschießt
2:0 - Harder trifft für Dänemark
2:0 - Petersen hält gegen Pinther
2:0 - Zinsberger hält
2:0 - Petersen hält gegen Aschauer
3:0 - Boye trifft für Dänemark

Dänemark: Petersen - Larsen, Hansen (45. Sandvej), Sorensen, Nielsen - Kildemoes (52. Thoegersen), Troelsgaard, Veje (120. Sörensen), Jensen (69. Junge Pedersen) - Nadim, Harder

Österreich: Zinsberger - Wenninger, Schiechtl, Kirchberger - Feiersinger, Schnaderbeck, Puntigam (90. Pinther), Aschauer - Zadrazil - Burger, Billa (37. Prohaska)

Gelbe Karte: Kildemoes (36.), Harder (80.) bzw. Schiechtl (56.), Zadrazil (96.)

Dominik Thalhammer (Teamchef Österreich): "Die Enttäuschung ist groß, weil wir so nah dran waren an dem größten Erfolg überhaupt. Wir haben in fünf Spielen ein Tor bekommen, jetzt sind wir im Elfmeterschießen gescheitert. Das, was uns im letzten Spiel ausgezeichnet hat, war heute einfach nicht so da. Wir haben 120 Minuten unheimlich gut dagegengehalten. Aber die Sicherheit war einfach nicht so da. Wir haben eigentlich vier Elfmeter verschossen, auch schon einen in der regulären Spielzeit."

Zum Turnierverlauf: "Es ist sensationell und das bleibt es auch. Wir werden morgen jetzt anfangen, das zu verarbeiten, was wir hier erreicht haben. Die Enttäuschung ist aber schon ein bisschen groß."

Viktoria Schnaderbeck (Kapitänin Österreich): "Natürlich ist die Enttäuschung riesengroß, wenn man im Elfmeterschießen ausscheidet. Die Mannschaft hat aber super gekämpft und bis zum Schluss voll dagegengehalten. Jetzt müssen wir das Ganze erst einmal verdauen. Es ist schwer zu sagen, an was es heute gelegen hat, wir müssen das erst analysieren. Wir sind auf ein sehr gutes Team getroffen, da entscheiden Kleinigkeiten. So ist Fußball, das muss man hinnehmen und verdauen. Die Enttäuschung steckt jetzt tief."

Nils Nielsen (Dänemark-Teamchef): "Es war ein sehr langes Match und hat mich älter gemacht. Beide Teams hatten Chancen. Österreich hat ein tolles Turnier gespielt, aber ich bin froh, dass wir als Sieger hervorgegangen sind, und ich denke, dass es verdient war. Wenn die Spielerinnen schlafen gegangen sind, werden wir Trainer uns ein Bier gönnen, aber nur eines, denn wir haben noch nichts gewonnen."

Leo Windtner (ÖFB-Präsident): "Klar ist die Enttäuschung riesengroß, wenn man so nahe dran ist am Finaleinzug und es letztlich doch nicht schafft, aber wenn man die spontane Enttäuschung beiseiteschiebt, bleibt ein Resümee, das überwältigend ist, weil niemand Österreich das zugetraut hat. Wie sich unser Nationalteam dargestellt hat, hat auf der internationalen Ebene mehr als positiv beeindruckt und in Österreich eine Euphorie ausgelöst."

Sarah Zadrazil (ÖFB-Mittelfeldspielerin): "Es überwiegt die Enttäuschung, denn so oft hat man nicht die Chance, dass man in ein Finale einzieht. Ich denke, dass wir es körperlich trotz der neuerlichen 120 Minuten gut über die Runden gebracht haben, aber ein Elfmeterschießen ist eben immer eine 50:50-Chance. Es gibt überhaupt keine Vorwürfe an irgendwen, wir gewinnen gemeinsam und verlieren gemeinsam."

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