Das Geschehene wird Dortmund zusammenschweißen

Sportpsychologe Günter Amesberger über die mögliche Verfassung der Borussen nach dem Schockerlebnis.

Der Salzburger Univ.-Prof. Dr. Günter Amesberger ist Fachmann für Sportpädagogik - und -psychologie. Er weiß also, was Sportler und Mannschaften nach belastenden Ereignissen durchmachen und wie man mit außergewöhnlichen Situationen umgehen sollte.

Die Attacke in Dortmund und die Reaktionen der davon Betroffenen sei seriöserweise "nur mit Vorbehalt" zu beurteilen. Was also könnte in der Mannschaft nicht einmal 24 Stunden nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus in den Spielerköpfen vorgehen?

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"Das Wichtigste ist, die Zweigleisigkeit zu bewältigen. Einerseits muss man sich auf das Spiel vorbereiten, andererseits müssen die Erlebnisse verarbeitet werden. Und dabei sind wiederum große individuelle Unterschiede zu berücksichtigen", sagt Amesberger. Wie zum Beispiel gestaltet man die neuerliche Anreise ins Stadion, um eine neuerlich traumatisierendes Erlebnis zu verhindern.

Begleitende Maßnahmen wichtig

Es werden sicherlich Spuren bleiben, in Unterschiedlicher Intensität und die möglicherweise erst in ein paar Wochen Wirkung zeigen. Darum seien begleitende Maßnahmen weiterhin von größter Bedeutung. "Wenn man diese Bilder sieht, ist die Situation sehr dramatisch gewesen, wie sie im Bus letztendlich erlebt wurde, kann ich allerdings nicht sagen."

Wie wird sich die kurzfristige Verschiebung auf die Leistung niederschlagen? "Das Spiel könnte natürlich als willkommene Ablenkung erlebt werden "auch wenn der zeitliche Abstand relativ kurz ist. Wichtig wird sein, ob die Spieler in der Krisensituation handlungsfähig bleiben. Aber das kann der Trainer fast nicht beurteilen. Jeder Spieler muss dies im Grunde selbst tun, sich auch zu sagen trauen: Stopp, ich will nicht einlaufen."

Amesberger vergleicht dies mit einem Skifahrer, dessen Kollege schwer gestürzt ist und sich dementsprechend schwer verletzt hat. Einzig positiver Nebeneffekt eines Negativerlebnisses? "Das Geschehen wird die Gruppe sicherlich zusammenschweißen."

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