Constantinis Ablenkungs-Manöver

Constantinis Ablenkungs-Manöver
Der ÖFB-Teamchef trainiert im Sommer den Nachwuchs und genießt die Arbeit ohne kritische Nebengeräusche.

Wie heißt es richtig?" Dietmar Constantini wird auf einmal laut. Seine Stimme kriegt einen leicht strengen Unterton, seine Augen funkeln dabei schelmisch, Constantini kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Jawoll, Chef!", flüstert der blonde Stöpsel, der im blauroten Fußball-Leiberl vor ihm steht.

Genau das wollte der österreichische Teamchef hören. Dietmar Constantini gibt dem Buben einen Klaps auf den Hinterkopf und lächelt zufrieden: "Wer Chef zu mir sagt, der kriegt Pluspunkte."

Spielplatz

Untermieming am Tiroler Sonnenplateau, unweit von Innsbruck. Auf dem Fußballfeld geht es zu wie auf einem Spielplatz. 6-Jährige rennen einem Ball hinterher, Kinder versuchen sich als Tormänner, Mädchen üben den Doppelpass. Didi Constantini steht im Mittelkreis und überwacht das bunte Treiben der 100 Jung-Fußballer zwischen 6 und 16, die in sein Nachwuchscamp nach Untermieming gekommen sind.

Kinder aus Armenien sind dabei, ein rothaariger Bub aus Alaska, einige junge Fußballerinnen. Die meisten sind seinetwegen gekommen. Wegen Constantini, den Didi, wie sie ihn hier in Tirol alle nur nennen. "Ich empfinde das nicht als Arbeit", sagt Constantini, der vor 13 Jahren mit den Camps begonnen hat, "das ist eine Gaudi."

Vor allem aber ist die Arbeit mit den Kindern für Constantini eine willkommene Abwechslung und Ablenkung vom rauen Alltag als Teamchef, in dem er sich fast ständig mit Kritik, Vorwürfen und Diskussionen konfrontiert sieht. Auch dass er weiterhin seine Camps veranstaltet, gefällt nicht jedem. "Das beeinträchtigt meine Arbeit überhaupt nicht", sagt Constantini nur, "die Camps haben mich nur unabhängiger gemacht. Und dass ich nicht nur Freunde habe, ist mir auch klar."

Sonnyboy

Hier am Sonnenplateau freilich, da ist der Teamchef noch der Sonnyboy. Die dunklen Wolken über ihm sind verzogen, Constantini strahlt. Er hat das Aufwärmen beendet, jetzt sitzt er auf einer Bierbank und sieht den Allerkleinsten beim Training zu. "Schau, wie die rennen!"

Constantini schätzt die Arbeit mit den Kindern. Etwa weil sie ihn weniger kritisch sehen als so mancher erwachsene Fußballexperte? "Weil sie authentisch sind, oft auch gnadenlos direkt", sagt der Teamchef. "Die sagen, was sie sich denken."

Für ihn macht es keinen Unterschied, ob er nun das Nationalteam oder 6-Jährige trainiert. "Es geht doch immer um gegenseitigen Respekt. Ich kann auch zu Kindern happig sein, wenn sie auf die Schwächeren losgehen", sagt er, "ich habe auch schon Kinder heimgeschickt."

Meist gibt Dietmar Constantini aber den netten Onkel, vor allem dann, wenn die Trainer gegen die Allerkleinsten spielen. "Gegen die 6-Jährigen haben wir nie eine Chance. Wir verlieren ständig", schmunzelt er.

Und trotzdem, die Geister, die er rief, wird er auch hier in Untermieming nicht los. Seit Constantini Teamchef ist, muss er sich auch von den Kleinsten lästige Fragen anhören und sich für seine Aufstellungen rechtfertigen. "Die fragen: Wieso spielt der Ivanschitz nicht? Was ist mit dem Arnautovic?", berichtet Constantini.

Was der Teamchef dann antwortet: "Dann sage ich das, was ich den Zeitungen nicht sage."

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