Chelsea gewinnt in Basel
Es war alles angerichtet und bereit für das nächste Kapitel im Schweizer Fußballmärchen. Basel vermeldete den wärmsten Tag des Jahres, in der fußballverrückten Stadt am berühmten Rheinknie, steckten die ersten Menschen bereits ihre Zehen in den kalten Fluss, die sonnigen Plätze in den vielen Gastgärten der Altstadt waren genauso begehrt wie die 36.500 Tickets für das Europa-League-Duell mit dem Champions League-Sieger FC Chelsea, die binnen weniger Stunden vergriffen waren.
Schon Stunden vor dem Match wurden rund um den St. Jakob-Park die Fangesänge angestimmt. Gibt es einen perfekteren Rahmen für das erste Europacup-Semifinale der 120-jährigen Vereinsgeschichte?
Gegenfrage: Gibt es einen bittereren Verlauf für ein so historisches Spiel wie dieses?
Stimmungswandel
Die Spieler und Fans des FC Basel mussten an diesem Feier-Abend durch ein Wellenbad der Gefühle. Erst der Schock nach dem frühen Gegentreffer durch Moses (12.), dann die Ekstase nach dem verdienten Ausgleich durch das Elfmetertor von Fabian Schär (85.), und schließlich der Katzenjammer und die Frustration nach dem späten Siegestreffer durch Luiz in der letzten Sekunde der Nachspielzeit (94.).
Das 1:2 im Heimspiel hat den FC Basel zwar noch nicht aus allen europäischen Titelträumen gerissen, allerdings benötigt das Überraschungsteam der Europa League in London nun schon ein kleines Fußball-Wunder, um das Endspiel zu erreichen. Ein Wunder, zu dem Aleksandar Dragovic nichts beisteuern wird können.
Der österreichische Abwehrchef des FC Basel sah gestern seine zweite gelbe Karte und erlebt das Retourspiel in einer Woche nur als Zaungast. "Das ist schade", sagte der 22-Jährige. "Ich bin reingegrätscht, aber das war keine gelbe Karte. Nur der Schiedsrichter hat es anders gesehen."
Basler Sekundenschlaf
Am Österreicher ist es jedenfalls nicht gelegen, dass der FC Basel in Champions League-Sieger Chelsea seinen Meister fand. Dragovic war bei Standardsituationen auf den kopfballstarken John Terry angesetzt, das brasilianische Kopfballungeheuer Moses wurde von seinen Abwehrkollegen schlichtweg übersehen.
Überhaupt dauerte es eine Halbzeit lang, bis die Basler die Scheu vor dem besten Team Europas (zumindest auf dem Papier) ablegten. Chelsea agierte lange Zeit cleverer, während die Schweizer mit einer Willens- und Energieleistung in den zweiten 45 Minuten auf ihre Art und Spielweise zurück schlugen. Ein Remis wäre am Ende gerecht gewesen, aber der Basler Sekundenschlaf in der Overtime machte das positive Resultat zunichte.
Türkisches 1:0
In Istanbul lieferten sich Fenerbahce und Benfica Lissabon im zweiten Semifinale ein ausgeglichenes Spiel. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte schoss Cristian einen Elfmeter für Fenerbahce an die Stange. Dass die Türken trotzdem mit einem Polster in das Rückspiel gehen, ist Verteidiger Egemen Korkmaz zu verdanken, der per Kopf zum 1:0 traf (72.).
FC Basel - Chelsea FC 1:2 (0:1)
Basel, St.Jakob-Park, 36.000, SR Kralovec (CZE)
Tore: Schär (87.) bzw. Moses (12.), Luiz (94.)
Anm.: Dragovic spielte bei Basel durch, sah Gelb (70.) und ist für das Rückspiel gesperrt.
Fenerbahce Istanbul - Benfica Lissabon 1:0 (0:0)
Istanbul, Sükrü Saracoglu, 52.000, SR Mazic (SRB)
Tor: Korkmaz (72.)
Anm.: Cristian vergab für Fenerbahce Elfmeter (45.+2)
Rückspiele am 2. Mai, Finale am 15. Mai in Amsterdam.
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