Streitereien beim FC Barcelona nach Debakel in Paris

Messi und Kollegen müssen sich wohl aus der Champions League verabschieden.
Trainer Luis Enrique ist nach der Pleite von Paris angezählt, wird intern kritisiert.

Der Stolz der Katalanen ist angekratzt. Dermaßen, dass die Stars in der Kabine den Trainer in Frage stellen, dass der Trainer umgekehrt im Interview die verbale Blutgrätsche gegen einen Journalisten auspackt, weil ihm die Nerven auf und davon sprinten. Der große FC Barcelona ist derzeit vieles, nur nicht souverän. Die Erfolgsverwöhnten stehen im Achtelfinale der Champions League nach dem 0:4 von Paris vor dem Aus, für den Klub eine Schmach.

Das Rückspiel im Nou Camp verkommt zur Formsache, für Paris St. Germain. Kaum jemand traut dem Barcelona-Starensemble ein Fußball-Wunder zu. Vielmehr hagelt es Kritik an Messi, Neymar und Kollegen. Von "Untergang" und "Erniedrigung" sprachen spanische Medien, die Zeitung El Mundo meinte gar, die Katalanen seien im Pariser Prinzenpark "gestorben".

Heftige Kritik

Sergio Busquets übte nach dem Spiel am Valentinstag weniger durch die Blume, sondern direkt Kritik am Trainer. "Paris war taktisch besser, sie hatten einen Plan, den sie perfekt umsetzten." Währenddessen zuckte Luis Enrique in den Stadion-Katakomben aus. Ein Journalist hatte ihn gefragt, warum er während des Matches die Taktik nicht geändert habe.

"Ich bin verantwortlich für das Ergebnis, also sucht gar nicht erst einen anderen, den ihr zur Verantwortung ziehen könnt. Aber mir gefällt dieser Ton nicht", sagte ein sichtlich nervöser und wütender Enrique dem Reporter des katalanischen Senders TV3. "Wir hätten uns heute gegen PSG auf den Kopf stellen können, wir hätten trotzdem noch verloren."

Historische Pleite

Für Barça war es die höchste Europapokal-Pleite seit dem 0:4 beim FC Bayern im Halbfinale 2013. Jetzt muss für den fünfmaligen Sieger in der Königsklasse ein Wunder her, um im Wettbewerb zu bleiben. "Wir brauchen nicht nur vier Tore, wir brauchen fünf", sagte Luis Enrique und setzte hinzu: "Aber warum sollten wir nicht träumen, dass wir das schaffen können?" Nicht mehr als eine Durchhalte-Parole.

Die Spieler treten nach der Pleite leiser, sagten nach dem gestrigen Training Verpflichtungen ab. Gerard Pique stornierte einen PR-Termin in Barcelona, Lionel Messi hätte noch gestern nach Ägypten fliegen sollen, wo er Testimonial für eine Aktion zur Bekämpfung von Hepatitis C gewesen wäre.

Brasiliens Star Neymar gab zu, "dass ich so etwas noch nicht erlebt habe." Korrekt, da er beim 1:7 der Brasilianer im WM-Halbfinale 2014 gegen Deutschland wegen einer Verletzung gefehlt hatte. Neymar gibt zu, "dass der Aufstieg praktisch unmöglich ist. Aber wir müssen daran glauben und alles versuchen".

Am Wochenende trifft Barcelona in der Liga auf Leganes. Vielleicht der richtige Gegner, um die Wunden zu lecken und wieder einen Erfolg zu feiern.

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