Champions League: Die Krösus-Königsklasse

Der Supertransfer: Neymar kostete Paris eine wahre Unsumme.
Es ist das Turnier der superreichen Klubs und nicht minder reichen Spieler - bestes Beispiel: Neymar und Paris Saint-Germain.

Es war der Sommer für vom Wahnsinn befallene Größen des Fußballs, die Transferperiode, in der die Ethik sowieso, irgendwie das Geld und – sofern diese überhaupt noch existierten – alle Marktmechanismen über den Haufen geworfen worden waren.

Die Champions League lässt am Dienstag und Mittwoch wieder die Kugel rollen. Jene Liga, in der die besten Spieler und Abkassierer mit einer einzigen Unterschrift ihre letzte Normalität verkauft, die reichsten Klubs, ihre Besitzer und Geldgeber schon längst den begehrten Titel auf ihren Wunschzettel geschrieben, wenn nicht überhaupt gefordert haben.

Am Mittwoch empfängt Paris Saint-Germain die Bayern. Frankreichs Meister ist das Spielzeug von Nasser Al-Khelaifi, ein Freund des Emirs aus Katar aus Jugendtagen. Ein Fußballklub als weiteres großzügig finanziertes Projekt, um dem Wüstenstaat die Wichtigkeit zu erhalten, sollten Erdöl- und Erdgasreserven irgendwann versiegte Einkommensquellen sein.

Also griff Al-Khelaifi ins Börsel und holte Neymar aus Barcelona, um 222 Millionen Euro, er zahlt dem Brasilianer 3,07 Millionen im Monat. Um den grenzenlosen Wahnsinn an die Spitze zu treiben: Neymar, so veröffentlicht das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Rahmen der "Football Leaks", habe noch Anfang August einen ihm zugesagten Treuebonus in der Höhe von 43,65 Millionen als zweite Rate eines "Signing Bonus" (insgesamt 64,4 Millionen Euro) von den Katalanen gefordert.

Der Pariser Kaufrausch ist nicht zu Ende: Der Preis für Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé – zunächst von Monaco geliehen – ist für 2019 fixiert: schlappe 145 Millionen. Plus 35 Millionen an Monaco zu überweisende Boni, versteht sich. Die Großzügigkeit der Wüstensöhne in trockenen Zahlen ausgedrückt: Insgesamt wurde über eine Milliarde in die Finanzierung neuer Spieler investiert. Financial Fair Play? Das UEFA-Papier, auf dem angeblich Regeln geschrieben stehen, die schamlose Preistreiberei verhindern sollen, ist nichts wert.

Nur Zuschauer

Plötzlich müssen sich die Bayern – gar aus den eigenen Reihen – den Vorwurf der Groschenzählerei gefallen lassen. Denn sie haben sich herausgehalten aus der Finanzblase, die sich auf dem internationalen Markt aufzublähen droht. Und es soll auch dabei bleiben, wenn es nach den Worten von Vereinspräsident Uli Hoeneß geht. Er glaubt nicht so recht an die Regel, Geld würde auch verlässlich die Tore schießen. Hoeneß sagt vor dem Gastspiel in Paris: "Die Geldgeber werden sagen: Jetzt haben wir so viel Geld reingesteckt und erreichen nicht, was wir erreichen wollen, jetzt haben wir die Schnauze voll! Und dann ist unsere Zeit da."

Noch scheint die Zeit nicht reif. Der Neymar-Deal hat einen Domino-Effekt ausgelöst: Auch Münchens großer Bundesliga-Konkurrent Dortmund (Dienstag gegen Real Madrid) geriet im heißen Sommer ins Schwitzen. Kaum hielt Barcelona den Scheck aus Paris in Händen, wurde Ersatz gesucht und in Dortmund gefunden. Ousmane Dembélé hieß der 20-jährige Wunschspieler, ein Mann, der zwei Saisonen als Profi hinter sich gebracht hatte. Für Dembélé blättert Barça nach einem längeren Transfertheater 105 Millionen Euro in zwei Raten hin.

Der Spiegel veröffentlichte den Vertrag für den "U-21-Mann", der bereits nach vier Spielen in Spanien verletzt ausgeschieden war. Egal, er erhält ein Grundgehalt von zwölf Millionen, zusätzliche Prämien, einen Signing Bonus von drei Millionen, einen Special Bonus von 6,7 Millionen. Und sollten bis zum 30. Juni 2020 Dembélés Einnahmen unter 48 Millionen liegen, zahlt Barcelona die Differenz. Man muss sich keine Sorgen machen um den jungen Mann. Um den Fußball eher schon.

Kommentare