Debütant Austria musste Lehrgeld bezahlen

Hartes Terrain: Kaja Rogulj (li.) weiß spätestens seit Mittwoch, dass einem in der Champions League nichts hergeschenkt wird.
Die fehlende Kaltschnäuzigkeit wurde beim 0:1 gegen Porto hart bestraft.

Von den Fans gefeiert, aber dennoch mit leeren Händen und hängenden Köpfen hat die Austria am Mittwochabend nach dem 0:1 gegen den FC Porto das Wiener Ernst-Happel-Stadion verlassen. Die Chancenauswertung war bei der violetten Premiere in der Champions League überraschend der einzige, wenn auch alles entscheidende Unterschied zwischen dem Debütanten aus Österreich und dem portugiesischen Dauergast in der Königsklasse. "Es war ein fast perfektes Spiel meiner Mannschaft", befand Austria-Trainer Nenad Bjelica.

Dass der Auftakt in die Gruppe G vor 37.500 Zuschauern eben nur fast perfekt verlief, lag an den zahlreichen vergebenen Topchancen von Marko Stankovic, Philipp Hosiner und Co. sowie der für die Austria fast schon grausamen Effizienz des FC Porto. "Die Lehre aus diesem Spiel lautet: Auf diesem Niveau genügt eine Unachtsamkeit, um ein Spiel zu verlieren", wusste Hosiner, dass er und seine Kollegen gleich beim ersten Auftritt in der Königsklasse eine dicke Portion Lehrgeld bezahlen mussten.

Kategorie "sehr bitter"

Tormann Heinz Lindner erlebte dank der gut organisierten Austria-Defensive einen vergleichsweise ruhigen Abend und wurde kaum ernsthaft geprüft. Dennoch musste Lindner in der 55. Minute nach dem abgebrühten Flachschuss des argentinischen Porto-Kapitäns Lucho Gonzalez den Ball aus dem Netz holen. "Niemand hat uns zugetraut, dass wir gegen Porto so gut auftreten und mithalten. Aber davon können wir uns leider nichts kaufen, weil wir eben nicht so kaltschnäuzig wie der Gegner waren", meinte Lindner, der die Niederlage wie die meisten seiner Kollegen in die Kategorie "sehr bitter" einordnete.

Bjelicas Resümee fiel eigentlich ident mit jenem vom 2:3 am vergangenen Samstag gegen Grödig aus. "Egal ob der Gegner Grödig oder Porto heißt, wir vergeben einfach zu viele Chancen. Aber ich bin überzeugt, dass der Knopf bald wieder aufgehen wird." Dass die Porto-Kicker auf dem Transfermarkt rund 160 Mio. Euro mehr wert sein sollen als seine Truppe, das konnte auch Bjelica - zumindest an diesem Abend - nicht erkennen. "Wir haben große Begeisterung bei meinen Spielern und den Zuschauern gesehen. Dieses Gefühl müssen wir mitnehmen, die Richtung stimmt, es fehlen nur Kleinigkeiten, die wir in den Griff bekommen müssen. Wir müssen positiv bleiben."

Der Champions-League-Mittwoch in Bildern

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Fussball, Austria - Porto
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Austria Wien's Royer is challenged by Porto's Sand
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Fussball, Austria - Porto
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Fussball, Austria - Porto
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Austria Wien's Rogulj jumps for the ball with Port
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Austria Wien's Hosiner challenges Porto's Mangala
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Austria Wien's head coach Bjelica gestures during
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Fussball, Austria - Porto
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Kopie von Fussball, Austria - Porto
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Basel's Salah celebrates on the ground after scori
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Napoli's Higuain celebrates after scoring against
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AC Milan's Zapata celebrates after scoring against
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Schalke 04's Boateng reacts during the Champions L

Schöne Erkenntnisse

Kapitän Manuel Ortlechner und Kaja Rogulj hatten die Porto-Offensive mit Stürmerstar Jackson Martinez fast die gesamten 93 Minuten lang unter Kontrolle. "Wenn wir eine Topleistung abrufen, dann können wir auch mit solchen Gegnern mithalten. Das ist die schönste Erkenntnis des Tages", analysierte Ortlechner, der bei der Champions-League-Hymne "Gänsehaut pur" erlebte. "Man hat gesehen, dass wir gar nicht so weit weg sind, wie viele von außen immer sagen. Wir wollen kein Kanonenfutter sein, das haben wir bewiesen. Wir haben gezeigt, dass man auch in Österreich Fußball spielen kann", meinte der 33-Jährige.

Und auch Defensivkollege Markus Suttner merkte an: "Wir sind nicht zum Urlaubmachen in der Champions League, das hat man gesehen." Das Rezept, um in den nächsten Partien nicht wieder nur als stolzer Verlierer dazustehen, klingt recht einfach: "Wir sollten unsere Chancen in Tore umwandeln", weiß Hosiner.

Von der Überraschung überzeugt

Bjelica ist sich sicher, dass seinem Team ein Schicksal wie Rapid in der Saison 2005/06 (6 Spiele, 0 Punkte) erspart bleiben wird. "Ich bin voll überzeugt, dass wir in den restlichen fünf Spielen den einen oder anderen überraschen werden." Die nächste Chance auf den ersten österreichischen Punktgewinn in der Champions League seit 20. Februar 2001 und nach neun Niederlagen in Serie bietet sich am 1. Oktober ab 18.00 Uhr, da sind die Austrianer in Russland bei Zenit St. Petersburg zu Gast.

Die KURIER-Noten für die Austrianer

Die favorisierten Mannschaften von der iberischen Halbinsel sind erfolgreich in die Gruppe G gestartet. Parallel zum Porto-Sieg in Wien setzte sich Atletico Madrid zu Hause verdient gegen Zenit St. Petersburg, Austrias nächsten Gegner, mit 3:1 durch.

Atletico dominierte gegen die defensiv eingestellten Gäste die erste Halbzeit und ging durch Miranda (40.) auch in Führung. Nach dem Ausgleich durch den brasilianischen Stürmerstar Hulk (58.) mussten die Spanier allerdings zittern und hatten wenig später bei einem Freistoß von Kerschakow an die Latte Glück. Arda Turan (64.) und Baptistao (80.) sorgten aber doch für Feierstimmung im Estadio Vicente Calderon.

Die Spanier haben 2010 und 2012 die Europa League gewonnen, sind heuer aber erstmals seit vier Jahren wieder in der Königsklasse dabei. Atletico-Trainer Diego Simeone wollte daher von einer Favoritenrolle in der Gruppe nichts wissen. "Porto und Zenit haben mehr Erfahrung in diesem Bewerb. Viele meiner Spieler sind das erste Mal dabei", erklärte der Argentinier.

Zenit-Trainer Luciano Spalletti war vom Ergebnis und der Leistung enttäuscht. "Die Spieler von Atletico haben alle Duelle gewonnen. Wir haben in der ersten Hälfte schlecht gespielt, danach waren wir besser, aber Atletico hat mit dem zweiten Tor das Spiel entschieden", sagte Spalletti.

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