Schobesberger schießt Rapid zum Sieg über Sturm

Philipp Schobesberger traf für Rapid.
Der Oberösterreicher erzielt beim 2:0-Sieg der Hütteldorfer in Graz beide Tore.

Vielleicht war es der Vergangenheitsbewältigung nicht allzu dienlich, dass auch Sturm Schwarz-Weiß in den Vereinsfarben trägt und so auch auf das Spielfeld lief (wenn auch insgesamt gesehen dunkler). Und auch nicht, dass Grazer Fans vor dem Match „Viva España“ anstimmten. Rapids 0:6 in Valencia war vor dem Match Gesprächsthema. Nicht so nach dem Spiel: Die Wiener siegten bei Sturm, nach dem Aus im Cup und dem „So-gut-wie-Aus“ in der Europa League bleibt die Barisic-Elf damit in der Liga mitten im Titelgeschehen und punktegleich mit Salzburg Zweiter.

Die Zahlen zum Start, der sich aufgrund „niederer“ Gewalt einiger Fans (Nebelwerfer) etwas verzögerte: Sturm versuchte sich im ungewohnten 4-1-4-1-System, Rapid im 4-2-3-1-Aufgebot. Wichtiger war bald die Zahl 12. Denn in dieser Minute ging Rapid in Führung. Nach einem blitzschnellen Konter bediente Petsos ideal den flinken Philipp Schobesberger, der den Ex-Rapidler Kayhan stehen ließ und Tormann Esser keine Chance ließ. Balsam freilich auf den Wunden nach der Watsch’n, die die Wiener am Donnerstag aus dem Estadio Mestalla mitgebracht hatten.

Die Grazer, die in der Nacht in fremden Betten aufwachen mussten (Trainer Franco Foda verzichtete wie selten vor einem Rapid-Match auf eine Kasernierung) gaben im eigenen Stadion zwar den Ton an, ins Aufbauspiel mischten sich aber zu viele Misstöne in Form von Fehlpässen. Die Angst vor den Großen? Immerhin hatten die Steirer gegen die besten drei der Liga von 18 möglichen Punkten bislang nur vier geholt.

Rasse, wenig Klasse

Allmählich stellten sich Chancen ein, wie jene von Schick, der knapp das Tor verfehlte. Das Spiel war rassig, hatte Tempo, der erlesene Feinschliff fehlte beiden Teams. Zu hektisch und ideenlos agierten beide Teams, sobald es in die Nähe des gegnerischen Tores ging. Lykogiannis nahm nach einer halben Stunde Anleihe beim FC Valencia, sein Ziel, mit einem Stanglpass für Irritationen im Rapid-Strafraum zu sorgen, vereitelte Tormann Strebinger. Rapids Hintermannschaft hat insgesamt aus den Fehlern vom Donnerstag gelernt, stand kompakter (dass dem Gegner die Klasse von Valencia fehlte, darf als bekannt vorausgesetzt werden). Auf der Gegenseite drehte Esser einen Ball von Murg über das Tor. Sturm hatte vor der Pause zumindest 35 Minuten Feldvorteile ohne Wirkungstreffer.

Die Hütteldorfer kontrollierten nach der Pause zunächst das Geschehen, ohne gefährlich zu werden, das Fehlen des verletzten Regisseurs Steffen Hofmann machte sich bemerkbar. Sturm fehlte ebenso ein Techniker wie Avdijaj, der nach seiner Oberschenkelverletzung zumindest wieder im Mannschaftstraining steckt. So blieben die Aktionen durchschaubar und die Strafraum-Szenen überschaubar.

Weitschüsse prägten das Bild, hier Schick, dort Petsos, dazwischen gab es einen Kopfball von Kamavuaka vier Meter neben das Tor. Nichts davon fiel bis zur 70. Minute in die Rubrik Topchance.

Doch plötzlich überschlugen sich doch noch die Ereignisse: Zunächst traf Horvath nach einer schönen Einzelaktion die Stange, praktisch im Gegenzug schloss abermals der überragende Schobesberger einen sehenswerten Konter ab: 0:2. Sechs weitere Minuten später vergab Prosenik im Konter. Die Wiener nutzten Sturms Defensivschwächen g’scheit aus – und siegten verdient.

Ergebnisse, Tabelle

SK Sturm Graz - SK Rapid Wien 0:2 (0:1)

UPC-Arena, 12.571 Zuschauer, SR Drachta.


Tore: 0:1 (12.) Schobesberger
0:2 (71.) Schobesberger

Sturm: Esser - Kayhan (63. Dobras), Avlonitis (72. M. Stankovic), Kamavuaka, Lykogiannis - Offenbacher - Schick, Horvath, Gruber (59. Edomwonyi), Klem - Kienast

Rapid: Strebinger - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl - Grahovac, Petsos - Murg (70. Alar), Schwab (88. Tomi), Schobesberger - Jelic (74. Prosenik)

Gelbe Karten: Schick, Klem bzw. Grahovac

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Die Mannschaft hat sehr vieles umgesetzt von dem, was wir vor dem Spiel besprochen haben. Wir haben die Pressinglinie etwas nach hinten verlegt. Wir haben sehr schnelle Spieler in der Offensive, da haben wir die Räume zweimal perfekt genützt. Es ist so: Ich freue mich sehr für meine Mannschaft, aber ein bisschen freue ich mich auch für mich."

Philipp Schobesberger (Rapid-Doppeltorschütze): "Es fühlt sich natürlich gut an die zwei Tore nach so einer Niederlage. Darauf können wir aufbauen. Wir haben ganz gut gespielt. Der Platz war nicht so leicht bespielbar. Wir haben die Konter ganz gut zu Ende gespielt und haben hinten wenig zugelassen. Im Fußball muss man Dinge schnell vergessen. Das ist gut gelungen, wie man heute gesehen hat."

Thanos Petsos (Rapid-Mittelfeldspieler): "Es war eine Genugtuung. Es ist viel auf uns eingeprasselt, aber wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben. Dementsprechend freut es uns, dass wir heute den Schalter umgelegt haben. Wir wollten zu Beginn etwas tiefer stehen und haben dann die zwei Tore aus dem Konter gemacht. Das waren super Pässe und 'Schobi' hat das dann super gemacht."

Mario Sonnleitner (Rapid-Verteidiger): "Wir wollten sofort eine Reaktion zeigen nach dem Debakel in Valencia. Wir haben uns gesagt, dass wir hier ein Zeichen setzen wollen, nie aufgeben und, auch wenn wir am Boden sind, sofort wieder aufstehen. Wir haben sie gut im Griff gehabt. Sie sind nur nach Standardsituationen wirklich gefährlich worden. Natürlich gibt das Selbstvertrauen, auch wenn wir in Valencia ein Sechser-Tragerl kassiert haben."

Thorsten Schick (Sturm-Mittelfeldspieler): "Wir haben in der ersten Hälfte wirklich sehr viel investiert. Meiner Meinung nach waren wir die bessere Mannschaft. Rapid hat aber das Tor gemacht. In der zweiten Hälfte haben sie es relativ souverän nach Hause gespielt, auch wenn wir wieder angelaufen sind. Rapid braucht sehr wenige Chancen, wir brauchen leider zu viele."

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