Schiedsrichter Schörgenhofer war der Buhmann

Schiedsrichter Schörgenhofer war der Buhmann
Nach dem Schlager Salzburg gegen WAC stand der Unparteiische im Zentrum der Kritik der beiden Trainer.

Es ist äußerst ungewöhnlich, in der Red-Bull-Arena war es sogar eine Premiere. Nach der obligatorischen Pressekonferenz im Anschluss an das Bundesliga-Spiel zwischen Salzburg und WAC mussten die Journalisten den Pressekonferenzraum in den Stadionkatakomben verlassen. Die beiden Trainer wollten sich untereinander austauschen, Adi Hütter (Salzburg) und Didi Kühbauer (Wolfsberg) hatten auch einiges zu besprechen.

Der Schlager zwischen dem Tabellenführer und seinem ersten Verfolger, der 2:2 endete, nachdem der WAC bis zur 87. Minute mit 2:0 geführt hatte, war alles andere als ein gutes Fußballspiel, aber trotzdem eine Partie, die aufgearbeitet werden musste. Im Mittelpunkt standen nicht die Spieler, sondern Schiedsrichter Robert Schörgenhofer und seine Assistenten.

„Ich glaube nicht, dass er seinen besten Tag gehabt hat. Er ist zwar ein Landsmann von mir, aber das war einfach nicht gut“, meinte Hütter über die Leistung des Vorarlbergers. „Es ist schwer für einen Schiedsrichter, manche Entscheidungen zu treffen. Darüber brauchen wir gar nicht diskutieren. Aber wenn ein Spieler diese Fehler macht, dann wird er möglicherweise nächste Woche auf der Bank sitzen“, meinte Kühbauer, der besonders über die letzte Fehlentscheidung von Schörgenhofer erbost war.

„Der erste Elfmeter war schon sehr, sehr hart. Aber der zweite Elfmeter ist unglaublich. Da hat mir auch der Jonny Soriano gesagt, dass es ihm leidtut, aber er hat es halt versucht. Ich verstehe ihn, aber ich hätte das nicht gemacht. Der Schiri hatte freie Sicht. So haben wir statt eines Dreiers nur einen Einser. Der wäre aber verdient gewesen, weil wir wirklich wenig zugelassen haben“, sagte der Burgenländer, der nicht glaubte, dass Schörgenhofer „so eine Entscheidung mit Absicht trifft. Das kann ich mir nicht vorstellen. Trotz allem sage ich, und zu dem stehe ich auch: Ich weiß nicht, ob es Elfmeter gegeben hätte, wenn wir 1:2 hinten gewesen wären und diese Aktion im Salzburger Strafraum passiert wäre. Ich habe das erlebt. Ich habe bei Rapid und bei Mattersburg gespielt, deshalb traue ich mir das zu sagen. Das ist so.“

Trainerkontroverse

Für Hütter war die Elfmeterentscheidung nach einer Schwalbe des Salzburger Torjägers aber nicht die einzige gravierende Fehlentscheidung von Schörgenhofer. „Mir hat er grundsätzlich nicht wirklich gut gefallen. Er hat glasklare Fehlentscheidungen beim 2:0 für den WAC und bei unserem zweiten Elfmeter getroffen“, meinte Hütter. Kühbauer widersprach da seinem Trainerkollegen. „Unser zweites Tor ist kompensiert worden mit dem ersten Elfmeter. Da musst du schon sehr genau hinschauen, um den pfeifen zu können.“

Das Spiel selbst geriet angesichts der Schiedsrichterleistung, die Fehlentscheidungen vor den beiden Toren waren bei weitem nicht die einzigen von Schörgenhofer, in den Hintergrund, obwohl es durchaus auch Gesprächsbedarf gab.

„Wir haben wirklich eine Topleistung geboten, von der ersten Minute an. Es tut mir leid für meine Mannschaft. Hut ab vor meinen Spielern“, sagte Kühbauer, der mit seiner Defensivtaktik den Salzburgern wie schon beim Hinspiel in Klagenfurt, das der WAC ja 1:0 gewonnen hatte, große Probleme bereitet hat.

„Es war ein glücklicher Punkt. Ich habe den WAC nicht besonders gut gesehen. Sie sind in der Defensive zwar kompakt und sehr gut gestanden, aber nach vorne waren auch sie wenig produktiv. Es war viel Kampf und Krampf, kein hochklassiges Spiel. Für uns war es schwierig, besonders nach dem Rückstand. Es war aber von uns sicherlich keine gute Leistung“, sagte Hütter zum Spiel seiner Mannschaft, der auch nach Gründen für den schwachen Auftritt suchte: „Wenn du international dabei bist, ist das eine ganz andere Belastung. Man hat gesehen, dass wir physisch nicht so spritzig waren wie in Glasgow. Mental habe ich auch nicht gesehen, was ich mir vorgestellt habe. Aber die Mannschaft hat Moral bewiesen und bis zum Schluss alles gegeben, um die Niederlage abzuwenden.“

Dass Salzburg Probleme mit dem Umschalten vom Europacup- in den Bundesliga-Modus hat, ist nichts Neues. Anfang November setzte es nach dem 5:1 bei Dinamo Zagreb ein 1:4 bei Aufsteiger Altach. Aber auch ein anderes Problem wurde am Sonntag offensichtlich: Wenn Salzburg 0:1 in Rückstand gerät, dann tut sich die Mannschaft extrem schwer. Ein einziges Mal wurde so ein Spielstand in einen Sieg verwandelt, nämlich in der Europa League bei Astra Giurgiu (2:1), bei den anderen acht Mal gelang das nicht.

Erklärungsversuch

„Normal sollte es nicht sein. Wir sind nicht zufrieden, wie wir gespielt haben, das möchte ich betonen. Das habe ich der Mannschaft auch so mitgeteilt. Dass man nach einem 0:2 noch 2:2 spielt, ist das einzig Positive“, sagte Hütter dazu.

Am Sonntag ließen die Salzburger dazu viel vermissen, was sie normalerweise auszeichnen sollte: „Es hat relativ wenig gepasst. Das hat aber auch mit dem Gegner zu tun, der es uns richtig schwer gemacht hat. Das Gegenpressing hat überhaupt nicht funktioniert, die Standards sind nicht so gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir hatten viel Ballbesitz, aber viel unnötigen. Und was mir überhaupt nicht gefallen hat: Wir haben zu viel in die Breite und viel zu wenig in die Tiefe gespielt. Meine Mannschaft kann das viel besser“, resümierte Hütter, der aber auch Positives fand: „Ich bin mit dem Sechs-Punkte-Vorsprung zufrieden. Wir sind Herbstmeister, in der Europa League weiter. Das ist, was unter dem Strich zählt.“

Was Hütter und Kühbauer, die über zehn Minuten alleine im Pressekonferenzraum waren, besprochen hatten, blieb übrigens ihr Geheimnis.

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