Rapids Frustbewältigung gegen Ried

Augen zu und durch: Für den Rapidler Terrence Boyd ist Fußball manchmal auch Kopfsache, und er setzt sich dann gegen die Rieder durch.
Gegen Lieblingsgegner Ried gewinnt Rapid nach der Europacup-Pleite in Thun souverän.

Es ist die längste Serie unter den aktuellen Bundesliga-Teams: 32 Spiele und damit volle 16 Saisonen fuhr der Rieder Bus aus dem Hanappi-Stadion ohne Siegesfeier der Spieler zurück ins Innviertel. Auch im 33. Versuch hat es nicht geklappt. Rapid feierte mit einem 2:0 vor 11.800 Zuschauern zum Abschluss des ersten Saisonviertels den erst zweiten Erfolg im Westen Wiens. „Ich komm’ am besten gar nicht mehr her. Jetzt waren wir wieder gegen eine gar nicht so gute Rapid chancenlos. Das ist für uns hier wie verhext“, schimpfte Ried-Manager Stefan Reiter nach der ersten Auswärtspleite dieser Saison und der bereits 25. Niederlage in Hütteldorf.

Die Hütteldorfer schüttelten hingegen nach nur drei Tagen den Frust aus Thun (0:1) gekonnt ab – sehr zur Freude der Klubführung, die heute auf eine etwas entspanntere Stimmung in der Stadthalle bei der außerordentlichen Hauptversammlung hoffen darf.

Jugendlicher Elan

Erst zwei Stunden vor Anpfiff hatten die Ärzte Steffen Hofmanns Wunsch, trotz Knöchelschmerzen einzulaufen, eine endgültige Absage erteilt. Boskovic war schon in der Schweiz verkühlt und musste passen.

Trainer Zoran Barisic reagierte auf den Ausfall seiner zwei (in Thun schwachen) Routiniers mit einer weiteren Verjüngung – Rapid bot fast eine U 23 auf, das Durchschnittsalter lag unter 24 Jahren. Der Jüngste – der 18-jährige Louis Schaub – wechselte sich mit Guido Burgstaller auf der frei gewordenen Spielmacher-Position ab und gab eine Empfehlung ab.

Eine Kombination, wie sie in Thun in 90 Minuten nie gelungen ist, bescherte Rapid schon nach acht Minuten die Führung. Trimmel spielte mit Schaub einen perfekten Doppelpass und behielt die Übersicht. Den Stanglpass des Ersatz-Kapitäns drückte Burgstaller mit seinem sechsten Treffer zum 1:0 über die Linie. Damit hat der Teamspieler schon nach einem Meisterschaftsviertel seine Marke aus der Vorsaison erreicht.

Auch die zweiten Chance wurde verwertet: Schaub zirkelte einen Eckball auf das kurze Eck, der von Reifeltshammer nicht gedeckte Terrence Boyd bedankte sich mit einem platzierten Kopfball zum 2:0 (17.).

Der Torschütze erklärte, warum der leichtfüßige Beginn kein Zufall war: „Der Trainer hat uns einen genauen Plan mitgegeben, wer wann wie anpressen soll. Das hat funktioniert.“ Nur die Effizienz ging danach verloren. Burgstaller vor der Pause (33., 42.) und Joker Sabitzer zu Beginn der Rapid-Viertelstunde vergaben die größten Chancen. Viele Konter-Möglichkeiten wurden durch ungenaue Pässe verpasst. Ried spielte hingegen nur gefällig mit, die einzige Top-Chance hatte Zulj nach einer Flanke von Ex-Rapidler Rene Gartler (24.).

Dass Barisic auf dem Weg in die Pause dennoch von Gartlers Vater Harry (der weiter für Rapid tätig ist) zurückgehalten werden musste, lag an der Performance von Schiedsrichter Robert Schörgenhofer.

Wien, Hanappi-Stadion, 11.800, SR Schörgenhofer

Tore:
1:0 ( 8.) Burgstaller
2:0 (17.) Boyd

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Palla - Petsos, Behrendt (62. Pichler) - Burgstaller (65. Sabitzer), Schaub, Grozurek (84. Bajrami) - Boyd

Ried: Gebauer - Hinum, Reifeltshammer, Riegler, Kragl - Trauner, Ziegl (73. Perstaller) - Walch (82. Vastic), Zulj, Möschl (46. Sandro) - Gartler

Gelbe Karten: Petsos, Dibon, Boyd bzw. Walch, Riegler

Tabelle

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Die Mannschaft hat eine gute Reaktion gezeigt. Wir wollten den Fans etwas bieten. Es war eine gute kämpferische Leistung, spielerisch gibt es Luft nach oben. Wir hatten eine sehr starke Anfangsphase, wo wir verdient 2:0 in Führung gegangen sind. Wir hätten aus dem einen oder anderen Konter mehr Kapital schlagen können, da hat Präzision gefehlt. Das will ich sehen, das dynamische Spiel nach vorne. Zeitweise ist uns das heute sehr gut gelungen."

Michael Angerschmid (Ried-Trainer): "Die Niederlage war kein Beinbruch, unsere Leistung war nicht so schlecht. Rapid hat clever gespielt, hat uns nach unseren Ballverlusten ausgekontert und die Räume gut genützt. So ist auch das erste Tor entstanden. Das zweite Tor aus einer Standardsituation dürften wir auch nicht bekommen."

Guido Burgstaller (Rapid-Torschütze): "Unser Ziel war heute, die drei Punkte zu holen. Man hat gesehen, dass wir die ersten 20 Minuten ziemlich frisch waren, da haben wir sehr gut gespielt. Dann sind wir vom Kopf her langsamer geworden. Es hätte auch höher ausgehen können, aber es hat der letzte Pass gefehlt. Drei Punkte, das zählt heute."

Thomas Gebauer (Ried-Torhüter): "In der ersten Viertelstunde haben wir geschlafen, Rapid hat aus den ersten zwei Chancen zwei Tore gemacht. Wir haben nicht geschafft, gefährlich vor das Tor zu kommen. Im Cup haben wir hier schon Erfolge gefeiert, in der Liga ist es jedes Jahr der gleiche Scheiß."

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