Salzburg: Der Erfolg kam mit der Systemkorrektur

Marcel Sabitzer zeigte sich von den Pfiffen der Rapid-Fans recht unbeeindruckt, zeigte eine gute Leistung.
Trainer Adi Hütter wurde bei Rapid für ein Wagnis belohnt.

Die Erleichterung war nicht zu übersehen. Nach drei Meisterschaftsniederlagen in Serie war Salzburg vor dem Sonntag-Schlager bei Rapid unter immensem Erfolgsdruck gestanden, eine weitere Niederlage wäre fatal gewesen. „Der Sieg war extrem wichtig, weil der WAC am Samstag vorgelegt hatte und wir Rapid schon im Nacken gespürt haben“, meinte Salzburg-Trainer Adi Hütter nach dem 2:1 im Wiener Ernst-Happel-Stadion, dem ersten Erfolg in der Bundesliga nach einem bis dahin ernüchternden Monat September.

Neun Spieler hatte Hütter vorgeben müssen, darunter mit Christian Schwegler, Andreas Ulmer und Martin Hinteregger drei defensive Stammspieler. Salzburgs nicht mehr unumstrittener Coach traf – im Gegensatz zum Champions-League-Ausscheiden in Malmö – dieses Mal Personalentscheidungen, die sich als richtig erweisen sollten.

Die neuformierte Abwehr mit Valentino Lazaro, Stefan Ilsanker, Andre Ramalho und Benno Schmitz stand extrem sicher, ließ aus dem Spiel heraus keine einzige Chance von Rapid zu – abgesehen von einem Weitschuss des sonst enttäuschenden Steffen Hofmann. Das Rapid-Tor, das noch dazu erst in letzter Minute fiel, resultierte aus einem Eckball.

Sonderlob

Besonders die beiden Außenverteidiger Lazaro und Schmitz, die auf für sie ungewohnten Positionen spielen mussten, ließen die zuletzt so starke Rapid-Flügelzange mit Louis Schaub und Florian Kainz überhaupt nicht zur Geltung kommen. Dafür gab es auch – völlig gerechtfertigt – Sonderlob von ihrem Trainer.

Hütter hatte aber nicht nur das Personal, sondern auch die Taktik verändert. Es wurde nicht mehr so hoch gepresst wie in den vergangenen Spielen, die räumliche Distanz zwischen Offensive und Defensive war deshalb nicht so groß. Salzburg deshalb kompakter – und ließ eben praktisch keine Chancen eines Gegners zu, der im September alle Spiele gewonnen hatte.

„Wir sind momentan nicht in der Lage, so hoch zu pressen, weil die Sprintbereitschaft nicht so war, wie sie sein sollte. Deswegen musste man die Schlüsse ziehen, sich zurückziehen und kompakt stehen“, erklärte Hütter seine taktische Änderung, die funktionierte: „Ich war neugierig, wie Rapid mit dieser Situation umgeht und finde, dass mein Team das taktisch sehr gut gemacht hat.“

Rapid wirkte jedenfalls überrascht über die veränderte Spielweise des Gegners, auch wenn das Zoran Barisic nicht so sah: „Adi Hütter hatte das angekündigt. Wir waren von dieser Veränderung nicht überrascht“, meinte der Rapid-Trainer Zoran Barisic, obwohl es für den Betrachter des Spieles durchaus so gewirkt hatte und die Rapid-Spieler ihre Überraschung nach der 1:2-Niederlage nicht verbergen konnten. "Sie sind überraschenderweise sehr tief gestanden", meinte etwa Verteidiger Mario Sonnleitner.

Diffamierungen

„Die Taktik war entscheidend. Den Rapidlern ist wenig eingefallen, meistens kamen nur die Diagonalbälle. Ich denke, wir haben das gut gelöst", resümierte Marcel Sabitzer. Der Ex-Rapidler war von jenen, die ihm vor ein paar Wochen noch zugejubelt hatten, ausgepfiffen worden. Damit muss ein Fußballer umgehen können. Das tat Sabitzer auch, er bot nach einer Anlaufzeit auch eine beachtliche Leistung.

Sabitzers Mutter wurde hingegen wieder einmal vom Rapid-Fanblock in einer konzertierten Aktion diffamiert – wie auch jene von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Das ist hingegen durch nichts zu rechtfertigen, wird aber in den Bundesliga-Stadien quasi als Selbstverständlichkeit hingenommen und nicht bestraft.

Gegen Rassismus in den Stadien wird seit Jahren von den Verbänden und Vereinen angekämpft – und das zumindest in Österreich durchaus mit Erfolg. Gegen persönliche Diffamierungen, noch dazu von völlig Unbeteiligten, wird hingegen nichts unternommen. Das könnte sich jetzt ändern. Der SK Rapid twitterte jedenfalls noch am Spielabend: „Da wäre ein ligaweites Projekt sicher kein Fehler! Dagegen kann man nie genug tun, keine Frage!“

Bewährungsprobe

Schon am Donnerstag steht für Sabitzer und seine Kollegen das nächste Spiel an. In Giurgiu findet das zweite Gruppenspiel in der Europa League statt (21.05 Uhr). Salzburg wird nur am Spieltag in die rumänisch-bulgarische Grenzstadt an der Donau reisen. Die Nacht vor und nach der Partie wird mangels eines geeigneten Hotels in Giurgiu im rund 60 Kilometer entfernten Bukarest verbracht. In der rumänischen Hauptstadt werden auch das Abschlusstraining und die von der UEFA vorgeschriebene Pressekonferenz am Mittwoch stattfinden. Dafür erhielt Österreichs Meister eine Ausnahmegenehmigung vom europäischen Verband.

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