Der letzte Weg nach Europa

Derby-Ansichten: Die Rapidler stoppten am Sonntag die Austrianer und gewannen drei der vier Wiener Saisonduelle.
Österreich hat drei Startplätze in der Europa League, noch keiner ist fix vergeben.

Der Meister steht mit Salzburg seit zwei Wochen fest, der Absteiger mit Wacker Innsbruck so gut wie. Noch nicht vergeben sind hingegen die drei Startplätze in der Europa-League-Qualifikation.

Rapid hat am Sonntag mit dem 1:0 im Derby gegen die Austria einen großen Schritt Richtung Europa gemacht. Vor den letzten fünf Bundesliga-Runden liegt der Tabellenzweite acht Punkte vor dem Vierten Grödig.

Den Aufsteiger und den Dritten Austria trennen hingegen nur drei Punkte. Beide Teams werden sich höchstwahrscheinlich um den zweiten Europa-League-Startplatz duellieren. Der Fünfte Ried hat zwar auch noch Chancen, die sind bei sechs Punkten Rückstand auf die Wiener aber nur gering.

Die Oberösterreicher könnten sich allerdings auch über den Cup für den Europacup qualifizieren, sind sie doch einer der acht Viertelfinalisten. Die Runde der letzten acht wird heute mit Admira – Sturm gestartet und kommende Woche mit den Partien Horn – Amstetten, Ried – St. Pölten und WAC – Salzburg beendet. Sollte der Meister, der ja im Sommer in der Champions-League-Qualifikation spielen wird, auch den Cup gewinnen, ist der zweite Finalteilnehmer fix in der Europa-League-Quali – übrigens zum letzten Mal. Ab 2015 darf nur noch der Cupsieger im Europacup mitspielen.

Wie kann man einen möglichen Pensionsschock verhindern? Man schickt den Betroffenen einfach nicht in die Pension. Der Vertrag von Thomas Parits als Sport-Vorstand der Wiener Austria nimmt im Juni ein Ende, es liegt am Aufsichtsrat, mit dem 67-Jährigen in eine Verlängerung zu gehen. Wie es aussieht, eine reine Formsache. "Ich will weitermachen, und der Klub will, dass ich weitermache. Wir haben schon zwei Gespräche geführt, ein Gespräch fehlt noch", verkündete Parits, der seit 2006 im Amt ist.

Vorsitzender des Rates ist Wolfgang Katzian, der Parits nicht fallen lassen möchte, immerhin haben sie gemeinsam mit vielen anderen in der Post-Stronach-Ära die Austria salonfähig gemacht. Parits hat viel richtig gemacht, bei den Trainerbestellungen bewies er aber nicht immer ein glückliches Händchen. Der Abschied von Karl Daxbacher fällt nicht gerade in die Kategorie "feine englische Art", Ivica Vastic erwies sich als Rohrkrepierer, ebenso war Nenad Bjelica der falsche Mann für die Mannschaft.

Auf der langen Bank

Nun steht abermals eine Trainer-Entscheidung an – Herbert Gager wartet bisher vergeblich auf ein öffentliches Bekenntnis zu seiner Person von Parits. Der meint lediglich: "Wir sind sehr zufrieden mit ihm, er braucht nicht nervös zu werden." Die Vereinbarung sieht jedenfalls nicht das Erreichen des Europacups vor. "Ich bin überzeugt, dass wir das Ziel zweiter oder dritter Platz erreichen." Und dann? Bedingungslose Rückendeckung klingt anders. Vor allem, wenn Parits gleichzeitig zugibt, den Kader der nächsten Saison mit Gager zu planen. Die Trainerbestellung ist jedoch Sache des Aufsichtsrates.

Auch einige Spieler warten auf neue Verträge. Die meisten Optionen sind in den Kontrakten mit 15. Mai terminisiert. Es ist freilich ein schmaler Grat zwischen wohl überlegt und zu lange nachgedacht und gezaudert. Versäumnisse der Vergangenheit wurden begründet, dass man die Erteilung der Lizenz abwarten wollte. Das fällt dieses Jahr aufgrund der Millioneneinnahmen aus der Champions League weg.

Mit dem dritten Derby-Sieg in Serie stellte Rapid einen Klub-Rekord in der vor 40 Jahren gegründeten Bundesliga auf: Erstmals haben die Hütteldorfer innerhalb einer Saison fünf Partien in Folge ohne Gegentor gewonnen. Außerdem ist Tormann Jan Novota auf dem besten Weg, mit seiner Torsperre eine Rapid-Bestmarke aufzustellen. Und das nach dem Cup-Aus gegen den LASK als höchst spekulativ eingeschätzte Ziel Europacup-Qualifikation ist so gut wie erreicht.

Ein wesentlicher Grund dafür ist der "gute Geist" in dieser Mannschaft. Vor knapp einem Jahr, nach der Arbeitsverweigerung beim 0:1 im Cup gegen Drittligist Pasching, hatte Zoran Barisic in einer heiklen Situation übernommen. In seiner ersten Ansprache forderte der Trainer, dass bei allen sportlichen (zum Teil noch immer bestehenden) Mängeln die Fans nie wieder den Eindruck haben dürfen, dass nicht alles Verfügbare gegeben wurde.

Im Februar, nach dem 0:0 gegen Grödig und mit vier Punkten Rückstand auf den damaligen Zweiten, organisierte Barisic einen Gesprächskreis. Jeder Spieler sollte für alle hörbar über die heikle Situation und die Erwartungen für das restliche Frühjahr sprechen. Barisic gab den Moderator und erwartete, dass die Spieler mit den vielen vergebenen Chancen oder dem Erwartungsdruck hadern würden. Tatsächlich hörte er "unglaublich viel Selbstkritisches". Die Spieler rechneten nicht mit den vergebenen Punkten, sondern mit sich selbst ab.

Vertrauen ins Team

Spätestens ab diesem Zeitpunkt wusste Barisic, dass diese Mannschaft auch mental gerüstet ist für den Kampf um Europa. Deshalb blieb er auch nach einer Unserie von vier sieglosen Spielen für viele überraschend ruhig. Und deshalb bekamen die Spieler nach dem Sieg gegen die Austria auch zwei Tage frei – während Barisic wieder einmal zur Trainerausbildung düste. Angst, dass die Spieler jetzt abheben? "So lange könnte meine Leine gar nicht sein", sagt der Trainer mittlerweile. "Wir bleiben bescheiden und demütig, weil wir wissen, dass wir uns diese Serie hart erarbeitet haben."

Konträrer könnte die Ausgangslage gar nicht sein, als sie vor dem heutigen ersten Cup-Viertelfinale in der Südstadt zwischen Admira und Sturm ist (18 Uhr, live ATV): Während die Niederösterreicher trotz des Fünf-Punkte-Abzugs durch die Bundesliga schon fünf Runden vor Schluss ihr Saisonziel Klassenerhalt so gut wie sicher erreicht haben, hecheln die Grazer ihren Erwartungen meilenweit hinterher.

Nur ein Weiterkommen im Cup könnte eine total verpatzte Saison noch halbwegs retten. Dessen ist sich auch Trainer Darko Milanic bewusst: "Die Erwartungen sind hoch, weil es für uns die letzte Chance ist, um in den Europacup zu kommen."

Seinem Gegenüber geht es da schon viel besser: "Wir haben in der Meisterschaft unser Ziel zu 99 Prozent erledigt, jetzt wollen wir über den Cup in den Europacup kommen. Bis auf Salzburg denken alle wie wir", sagte Admira-Trainer Walter Knaller.

Die jüngere Vergangenheit spricht für seine Mannschaft: Die Admira hat vier der letzten sechs Duelle gegen die Grazer gewonnen und ist gegen Sturm seit dem 10. November 2012 ungeschlagen. Am Samstag endete das direkte Duell in Graz mit 1:1, obwohl bei der Admira zahlreiche Stammspieler fehlten.

"Ich weiß, dass es schwer wird. Die Admira wird spielen wie immer, ist sehr gefährlich und dynamisch. Es wird wichtig sein, dass wir eine gute Tagesform haben und zu unseren Chancen kommen", hofft der umstrittene Sturm-Trainer Milanic.

Cup: Viertelfinal-Termine

Dienstag, 8. April: Admira – Sturm Graz (18 Uhr, SR Schüttengruber, live ATV).

Dienstag, 15. April: Horn – Amstetten (19.30 Uhr), Ried – SKN St. Pölten (20.30 Uhr, live ORF Sport+).

Mittwoch, 16. April: WAC – Salzburg (18 Uhr, live ORFeins).

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