Bei der Fitness gibt es keine Fairness

Bei der Fitness gibt es keine Fairness
Portugal und Deutschland haben ganze zwei Tage mehr Zeit zum Erholen.

Tage wie diese sind Goldes wert. Vor allem während eines Turniers, in dem jede Stunde mehr an Regeneration im nächsten Spiel schon den Unterschied ausmachen kann. Portugiesen wie Deutsche reiben sich vor Freude die Hände, genießen sie doch vor den Halbfinalspielen am Mittwoch und Donnerstag unverschämte zwei Tage mehr an Erholung als ihre jeweiligen Gegner.

Selbst Oliver Kahn, deutscher Tormann-Titan und TV-Experte, schüttelte im staatlichen Funk den Kopf über diese Bevorzugung durch den Spielplan. "Das ist ein riesengroßer Vorteil für die deutsche Nationalmannschaft." Wie ein Geschenk eines imaginären Fußballgottes. "Ich frage mich, wie diese Einteilung zustande kommt." Denn mit Fairness hat sie nicht viel zu tun.

Zum Vergleich: Während die Spanier im Viertelfinale am Samstag Frankreich aus dem Bewerb warfen, lag Portugals Superstar Cristiano Ronaldo gemütlich vorm Fernseher. Sein Arbeitstag war nicht anstrengend gewesen. Ein bisschen trainieren, ein bisschen massieren, dazwischen Autogramme schreiben für die Fans. Danach konnte er in Ruhe dem kommenden Gegner auf die Beine schauen.

Handicap

Spaniens Teamchef Del Bosque beschäftigte nach dem 2:0 gegen Frankreich in erster Linie die wesentlich kürzere Regenerationsphase seiner Schützlinge. "Wir waren am Schluss müde. Und unserer Rivale hat 48 Stunden mehr Ruhe. Das ist ein kleines Handicap." Die Spanier bekamen deshalb nach der Rückkehr im Morgengrauen im polnischen EM-Quartier in Gniewino den ganzen Sonntag frei.

Ähnlich wie den Portugiesen erging es in Tagen wie diesen den Deutschen. Als England und Italien am Samstag den Halbfinalisten ermittelten, hatten die Deutschen nach ihrem Aufstieg vom Freitag einen lockeren Trainingstag und einen freien Sonntag hinter sich gebracht.

Kapitän Philipp Lahm verbrachte ihn mit seiner Ehefrau und schaltete ein wenig ab. "Ein bisschen raus aus dem Hotel schadet nie", sagte der 28-Jährige, der in Kürze erstmals Vater wird. "Meiner Frau geht es gut, wir freuen uns natürlich", berichtete der Münchner. Am Abend richtete man im deutschen Camp den Fokus schon auf das kommende Spiel. Lahm: "Da war meine Frau gezwungen, das Viertelfinale zwischen England und Italien mit anzuschauen."

Mentalist

Mentalist Ein unbezahlbarer Vorteil, weil nicht nur die Physis, sondern auch die Psyche zwei Tage regeneriert werden kann. Wie bei jedem Turniermodus gibt es Vor- und Nachteile, immer wieder Mannschaften, die sich beschweren und aufregen. Ein kleiner Vorteil für die Spanier ist die räumliche Komponente: Der Titelverteidiger spielt das Halbfinale in Donezk, wo man auch schon Frankreich schlug. Die Reisestrapazen fallen wenigstens weg. Nicht so für den Gegner der Deutschen, der von Kiew aus die Reise nach Warschau zum nächsten Spiel antreten muss.

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