Video: Vidals Flugshow erhitzt die Gemüter

Der Chilene erntet Kritik aus den eigenen Reihen. Die Bremer schöpfen Hoffnung.

Das Pokal-Aus schmerzte - klar. Aber der verpasste Einzug ins Finale stürzte die Bremer Fußball-Familie nicht in ein Stimmungstief. Im Gegenteil: Den couragierten Auftritt in München gegen die großen Bayern deuteten alle beim SV Werder als Mutmacher für den finalen Überlebenskampf in der Bundesliga.

Anders als beim 0:5 im Punktspiel wenige Wochen zuvor präsentierte sich am Dienstagabend im Pokal-Halbfinale beim 0:2 eine Bremer Mannschaft in der Münchner Arena, die dem großen Favoriten Paroli bot und nur zwei Tore nach ruhenden Bällen gestattete. Thomas Müller traf nach einer Ecke mit dem Kopf (30. Minute), als Gegenspieler Clemens Fritz ausrutschte.

Doch der Gegentreffer brachte die Bremer nicht aus dem Konzept. Immer wieder zwangen die Norddeutschen den haushoch favorisierten FC Bayern mit mutigem Pressing zu Fehlern, vor allem Zlatko Junuzovic lief sich die Seele aus dem Leib, gestattete den Münchnern keinen geordneten Spielaufbau. Immer wieder sprintete der Österreicher auf die Bayern-Abwehrspieler oder Torhüter Manuel Neuer zu, übte Druck aus.

Schwalbe

Just in einer Phase, in der die Bremer dann sogar feldüberlegen waren und auf den Ausgleich drängten, gelang den Bayern aber die Entscheidung. Die Art und Weise erhitzt allerdings auch am Tag danach die Gemüter.

Video: Vidals Flugshow erhitzt die Gemüter
epa05267706 Bremens Claudio Pizarro (r) talks to the referee during the German DFB-Cup semi final match between FC Bayern Munich and SV Werder Bremen in Munich, Germany, 19 April 2016. EPA/Andreas Gebert ATTENTION: BLOCKING PERIOD! The DFB permits the further utilisation and publication of the pictures for mobile services (especially MMS) and for DVB-H and DMB only after the end of the match)
Bremens Abwehrspieler Janek Sternberg rutschte im Strafraum an Bayerns Arturo Vidal vorbei. Der Chilene hob ab, als wolle er direkt nach Berlin (Anm.: dort findet das Finale statt) fliegen. Schiedsrichter Stieler ließ sich täuschen, Thomas Müller verwandelte den Strafstoß zur Entscheidung.

„Der Elfmeter war kein Elfmeter“, urteilte Bayern-Coach Guardiola und ergänzte: „Ich mag es nicht, so das zweite Tor zu schießen.“ Und auch Doppeltorschütze Thomas Müller sagte: "Im Spiel sieht es nach Foul aus. Wirklich getroffen hat er ihn nicht. Natürlich war es eine Schwalbe. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Wenn das bei uns passiert, stehe ich hier und spreche in einer anderen Tonart.“

"Es tut mir leid"

Schiedsrichter Tobias Stieler sprach nach Spielende und der Ansicht der TV-Bilder ebenfalls von einer Fehlentscheidung.

"Es tut mir leid. Das geht so schnell und ich stand so gut. Ich habe einen Kontakt gesehen, aber es war keiner“, urteilte Stieler.

Erstaunlich gefasst reagierten die betrogenen Bremer. Mit dem verpassten Pokal-Wunder hielten sich die Verlierer nicht lange auf. Auch nicht mit dem Groll auf Schiedsrichter Tobias Stieler, „der ein bisschen besser hätte pfeifen können“, wie es Pizarro ausdrückte.

Vielmehr wurde die eigene, starke Leistung in den Vordergrund gerückt. Die Werder-Profis durften stolz auf ihren couragierten Auftritt sein, auch wenn das angestrebte Pokalwunder ausblieb. „Wir müssen keine Angst vor den letzten vier Spielen haben“, erklärte Trainer Viktor Skripnik. „Die Leistung macht uns Mut für unsere vier Endspiele."

Das sahen auch die 8000 mitgereisten Bremer Fans so, die ihr Team nach dem Schlusspfiff mit dankbarem und aufmunterndem Applaus bedachten.

Kommentare