Analyse: Die Österreich-Gegner bei der EURO

Cristiano Ronaldo ist der große Star im Weltfußball.
Zu tun bekommt es Österreich mit der Geschichte, der Tormaschine und den Wikingern.

Der Favorit in der Österreich-Gruppe heißt Portugal – zum Duell kommt es in Paris am 18. Juni. Oder heißt der Favorit Cristiano Ronaldo? Kaum ein anderer EM-Teilnehmer ist abhängiger von einem Spieler als Portugal von Ronaldo, dem Weltfußballer der Jahre 2008, 2013 und 2014. Der 30-jährige Stürmer ist nicht nur bei Real der Mann, um den sich alles dreht, sondern auch im portugiesischen Team. Diese eindimensionale Ausrichtung ist Segen und Fluch zugleich.

Ist Ronaldo in Hochform, kann Portugal jedes Nationalteam der Welt besiegen; hält sich der Rekord-Teamtorschütze (55 Treffer) im Hintergrund oder wird er von der gegnerischen Mannschaft dorthin gedrängt, fehlt den Portugiesen oft ein Plan B im Spiel. Zuletzt geschehen bei der WM-Endrunde 2014 in Brasilien, wo Geheimfavorit Portugal in der – zugegeben – schwierigen Vorrundengruppe mit Ghana, USA und dem späteren Weltmeister Deutschland ausgeschieden war. Cristiano Ronaldo konnte in Brasilien kaum Akzente setzen.

Analyse: Die Österreich-Gegner bei der EURO
Football Soccer - Euro 2016 draw - Palais des Congres, Paris, France - 12/12/15 The name "Portugal" is drawn REUTERS/Christian Hartmann
Der damalige Teamchef Paulo Bento musste daraufhin seinen Trainerstuhl räumen. Nachfolger Fernando Santos, 59, setzt weiterhin auf die gewohnte Mischung aus exzellenten wie routinierten Legionären (Ronaldo, Pepe, Nani) und talentierten wie hungrigen Spielern von Portugals Top-Vereinen.

Die heimische Liga kennt der der ehemalige Teamchef Griechenlands (2010 – 2014) bestens: Santos arbeitete bereits beim FC Porto sowie bei den Hauptstadt-Klubs Sporting und Benfica. Auf dem Weg zur EM-Endrunde 2016 gab sich Portugal unter Santos’ Führung keine Blöße: Gegen Albanien, Dänemark, Serbien und Armenien gab es sieben Siege und eine Niederlage (zum Start daheim gegen Albanien).

Ebenfalls stark ist Portugals Bilanz bei den jüngsten EM-Endrunden: Bei den vergangenen fünf Turnieren erreichten die Portugiesen zumindest immer das Viertelfinale, der große Wurf blieb für den dreimaligen Halbfinalist aber aus. 2004 scheiterte man als haushoher Favorit im EM-Endspiel im eigenen Land an den Griechen.

Bitterlich weinen sah man damals den erst 19-jährigen Cristiano Ronaldo, die große Hoffnung des portugiesischen Fußballs. Er sollte sein Land nicht enttäuschen.

Österreich gegen Ungarn – das erste Spiel in Gruppe F am 14. Juni in Bordeaux ist ein europäischer Fußballklassiker. 136 Länderspiele gab es zwischen den beiden Ländern der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie bereits. Die Bilanz spricht für die Ungarn mit 66:40-Siegen. Auch das letzte Duell ging an den östlichen Nachbarn, allerdings ist das schon länger her: 2006 verloren die Österreicher in Graz 1:2.

Die Ungarn waren einst eine echte Fußball-Weltmacht. Doch der letzte große Erfolg ist fast ein halbes Jahrhundert her. 1972 wurde man EM-Vierter, die Endrunde in Belgien war aber auch die letzte Europameisterschaft, für die sich die Ungarn qualifizieren konnten – bis zum Turnier in Frankreich.

Auch dieses Mal schaute es nicht nach einer erfolgreichen Qualifikation aus, starteten die Ungarn doch mit einem 1:2 daheim gegen Nordirland. Damals war noch Attila Pinter Teamchef. Er wurde kurz danach von Pal Dardai abgelöst, der parallel neben dem Team auch Hertha BSC betreute und im Sommer als Teamchef zurücktrat. Sein Nachfolger wurde Bernd Storck, dem von Andreas Möller assistiert wird. Mit den beiden Deutschen wurde Ungarn Gruppendritter und schaltete in den Play-off-Spielen Norwegen etwas überraschend aus (1:0 in Oslo, 2:1 in Budapest).

Der bekannteste Spieler hat ebenfalls Deutschland-Bezug: Torhüter Gabor Kiraly spielte mehr als zehn Jahre bei Hertha BSC und 1860 München. Mittlerweile ist der 39-Jährige, der bei den Spielen immer eine graue Jogginghose trägt, aus England in seine Heimat zurückgekehrt und hütet bei Szombathely das Tor.

Am 22. Juni in Saint-Denis wartet Island und damit Erfolgstrainer Lars Lagerbäck, der beinahe Österreichs Teamchef geworden wäre. Im Gespräch war der langjährige Teamchef Schwedens beim ÖFB mehrmals. Dass der 63-Jährige auch außerhalb seiner Heimat ein Garant für gelungene Qualifikationen ist, bewies er mit Island, einer 100.000 Quadratkilometer kleinen Insel mit nur 330.000 Einwohnern.

Das Überraschungsteam der EM-Qualifikation hatte schon beinahe den Sprung zur WM 2014 geschafft. Erst im Play-off kam das knappe Aus gegen Kroatien. Auf dem Weg nach Frankreich gab es dann kein Halten mehr: die prominent besetzen Teams der Niederlande und Türkei wurden distanziert. Erst als die erstmalige Qualifikation für die EURO geschafft war, zog Tschechien vorbei.

Island präsentierte sich im 4-4-2-System als äußerst kompaktes Team mit extrem guter taktischer Einstellung und starker Defensive. Einen Star gibt es neben dem Teamchef: Gylfi Sigurdsson, Legionär bei Swansea, ist der Spielmacher und schießt feine Standards. In der EM-Qualifikation gab es zwei sensationelle Zu-Null-Siege gegen Holland. Sowohl beim 2:0 zuhause, als auch beim 1:0 in Amsterdam gab es lediglich Sigurdsson als Torschützen.

Seit dem Triumph gegen die Oranjes zeigt die Formkurve allerdings nach unten: es folgten im Herbst zwei Unentschieden und zuletzt sogar drei Niederlagen in Folge.
Österreich spielte drei Mal gegen Island: unter Marcel Koller 1:1 in Innsbruck, in einem Test im Mai 2014. In der erfolgreichen WM-Quali 1990 gab es auswärts ein 0:0, in Salzburg ein 2:1.

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