Abrechnung mit Salzburgs Meisterelf

Abrechnung mit Salzburgs Meisterelf
"Man wurde ja nur Meister, weil es kein anderer werden wollte", erklärt Sportchef Ralf Rangnick den Kaderumbau.

Es ist momentan gar nicht so einfach, bei einem Besuch im Red-Bull-Trainingszentrum in Salzburg-Taxham auf den ersten Blick zu erkennen, welche Mannschaft da nun eigentlich trainiert.

Denn zwischen den beiden Red-Bull-Klubs Salzburg und Liefering verschwimmen die Grenzen. Und das nicht nur, weil beide Mannschaften mit dem identischen Outfit üben.

Auch bei einem KURIER-Lokalaugenschein am Donnerstagvormittag war das Treiben bei typisch Salzburger Schnürlregen ein reges. Leonardo, Douglas, Cristiano, Rasmus Lindgren und Joaquin Boghossian trainierten mehr oder wenig fleißig – aber nicht mit den Salzburger Bundesliga-Profis, sondern mit den Lieferinger Regionalliga-Kickern.

 

Trainingsgäste

Abrechnung mit Salzburgs Meisterelf

"Sie werden bei uns nicht mehr spielen", stellt Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick klar – trotz gültiger Verträge, die bei Cristiano, Douglas und Boghossian sogar über den Sommer 2013 hinaus laufen.

Spielen dürfen sie aber auch beim FC Liefering nicht. Das verhindern die ÖFB-Statuten. Ob sie mittrainieren müssen, ist auch nicht so klar. Laut der Spielergewerkschaft VdF haben die Spieler laut Kollektivvertrag nämlich das Recht auf Training für die Mannschaft, für sie auch verpflichtet wurden. Salzburgs Handeln sei ein Verstoß gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen, der sogar eine Vertragsauflösung bei vollen Bezügen rechtfertigen würde.

Abnehmer hat Salzburg für die fünf Legionäre in der Sommertransferzeit keine gefunden, Rangnick hofft aber, den einen oder anderen jetzt noch anzubringen: "In einigen Ländern ist das Transferfenster ja offen."

Mit der Eliminierung der fünf Spieler ist der Kaderumbau in Salzburg vorerst einmal abgeschlossen. Von der Mannschaft, die unter Trainer Ricardo Moniz vergangene Saison das Double gewonnen hat, ist nicht viel geblieben. "Ohne den Erfolg schmälern zu wollen: Man wurde ja Meister, weil es kein anderer werden wollte. Da braucht man nur auf die Punktanzahl zu blicken", stellt Rangnick fest.

Auslöser

Zehn Wochen hat der Deutsche der Mannschaft von Moniz eine Chance gegeben. Aber weniger das blamable Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen, sondern vielmehr die 0:2-Heimniederlage in der Bundesliga gegen Rapid, hat den eigentlich gar nicht geplanten Totalumbau des Kaders ausgelöst. "Das leidenschaftslose Auftreten vor 18.000 Zuschauern hat mich mehr geärgert als Düdelingen", sagt der Sportchef.

Mit den Norwegern Nielsen und Berisha, dem Ghanaer Vorsah, dem Senegalesen Mane, dem Nigerianer Osagei Edomwonyi, dem Slowaken Kampl und dem Brasilianer Rodnei wurden sieben Spieler verpflichtet, die das Gesicht der Salzburger Meisterelf komplett verändern werden. Der achte Neuzugang der Ära Rangnick, der noch 15-jährige Norweger Bytyqi, wird erst im Jänner 2013 nach Salzburg kommen. "Ihn wollte Manchester United verpflichten. Da hat er Gott sei Dank schon bei uns unterschrieben gehabt", erzählt Rangnick stolz.

"Wir haben uns, wie angekündigt, fast nur auf ganz junge Spieler konzentriert, die uns mit Elementen wie Temperament, Geschwindigkeit und Leidenschaft weiterhelfen können", erklärt der Deutsche seine Transferpolitik.

Die Latte legt er ziemlich hoch, wenn es um die Ziele mit den Neuankömmlingen geht: "Wir haben Spieler verpflichtet, die Potenzial über Österreich hinaus haben, die nicht nur Meister und Cupsieger in Österreich werden können."

Schonzeit

Auch ohne die fünf Verstoßenen war am Nachmittag der Trainingsplatz im Red-Bull-Trainingszentrum ein gut gefüllter. Dieses Mal trainierte – erneut bei Schnürlregen – der FC Salzburg. 21 Spieler waren dabei, obwohl ein halbes Dutzend, darunter die Neuzugänge Rodnei und Osagie Edomwonyi (beide im Individualtraining) fehlten.

Was passiert, wenn einmal alle Spieler fit sind? Werden dann noch weitere Profis aussortiert und dürfen nur mehr beim FC Liefering mittrainieren? Das schließt Rangnick aus. "Dieser Kader wird einmal zusammenbleiben", sagt der Deutsche, der allerdings auch einschränkt: "Vorerst bis zur Winterpause. Dann ist es schon möglich, dass noch der eine oder andere Spieler geholt wird."

 

Der Totalumbau

Neue Elf In Salzburg wurde trotz des Doublegewinns in den letzten Wochen der Totalumbau im Kader vollzogen. 13 Spieler haben den Klub in der Sommerpause verlassen oder wurden aus dem Kader entfernt. Insgesamt elf Spieler wurden verpflichtet, davon acht vom neuen Sportchef Ralf Rangnick.

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