Rapid blamiert sich beim WAC

Der Wolfsberger Silvio setzte sich gegen Mario Sonnleitner und dessen Rapid-Kollegen durch.
Die Wiener verlieren beim Nachzügler aus Wolfsberg verdient und sind erstmals nur mehr Tabellendritter.

Es war schon irgendwie gewöhnungsbedürftig: Erstmals in dieser Saison lag Rapid vor einem Spiel hinter Titelkonkurrent Salzburg. Vor knapp zwei Monaten hatte der Vorsprung der Wiener auf den Titelverteidiger noch acht Punkte betragen. Nach der 1:2-Niederlage bei Nachzügler WAC liegt Rapid zwei Zähler hinter Salzburg und ist vor dem Wiener Derby am Sonntag gegen Austria auch hinter dem Lokalrivalen nur mehr Tabellendritter.

Bei den Wienern gab Thanos Petsos nach einer sechswöchigen Pause (Innenbandverletzung) im defensiven Mittelfeld ein Comeback. Es sollte für den Griechen ein kurzes werden. In der 16. Minute musste Petsos den Platz verlassen, nachdem er sich sieben Minuten zuvor bei einem Foul an Zündel am Knöchel verletzt hatte. Zwar war er nach einer Behandlung noch einmal auf den Platz zurück gekommen, die Schmerzen waren aber zu groß.

Knackpunkt

Der frühe Austausch war so etwas wie eine Zäsur im Sonntagspiel. Bis dahin hatte Rapid die Partie zwar nicht dominiert, aber wenigstens kontrolliert. Das war ohne Petsos dann aber nicht mehr so. Die Wolfsberger kamen immer besser ins Spiel. Und nicht nur das: Sie spielten sich auch immer wieder gefährlich in den Strafraum.

Dort bewiesen die Kärntner aber eindrucksvoll, warum sie bis gestern das unterste Ende der Tabelle mit ihrer Anwesenheit schmückten. Es war phasenweise Slapstick pur, wie die Chancen vergeben wurden. Dass der WAC trotzdem mit einer Führung in die Pause gehen konnte, war auch eher Zufall: Der für Petsos eingewechselte Grahovac legte Jacobo den Ball unglücklich vor, der Spanier schob diesen Keeper Novota unabsichtlich durch die Beine – 1:0 (42.).

Wer nach der Pause eine Reaktion von Rapid erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Im Gegenteil: Die Wolfsberger Offensive, noch immer die torärmste der Liga, machte, was sie wollte. Ein zweiter Treffer war nur die Frage der Zeit. Ouédraogo, normalerweise als Chancenvernebler vom Dienst bekannt, traf der Genieblitz. Er schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze ins Tor – 2:0 (57.).

Rückzug

Nun musste Rapid-Trainer Barisic reagieren, brachte Steffen Hofmann für den unter der Wahrnehmungsgrenze agierenden Alar. Die Wiener setzten sich nun auch in der Wolfsberger Hälfte fest, aber wohl auch, weil sich die Kärntner viel zu weit zurückfallen ließen.

Die Konsequenz aus dem Fehlverhalten waren einige Standardsituationen, in denen Rapid zunächst nur in Tornähe kam. Der Anschlusstreffer fiel zwar, aber viel zu spät: In der 93. Minute traf Schaub eher zufällig. Es blieb bei der vierten Niederlage in den vergangenen sechs Bundesligarunden.

Der WAC verabschiedete sich mit dem erst zweiten Saisonsieg nach einem 3:2-Heimsieg Mitte August gegen den SV Grödig vom Tabellenende. Neues Schlusslicht ist die SV Ried.

Tabelle, Ergebnisse

Lavanttal-Arena, 4.600 Zuschauer, SR Harkam.

Tore: 1:0 (42.) Jacobo
2:0 (57.) Ouedraogo
2:1 (93.) Schaub

WAC: Dobnik - Standfest, Rnic, Drescher, Baldauf - Zündel (81. Wernitznig), Rabitsch, Hüttenbrenner, Jacobo - Silvio, Ouedraogo (71. Hellquist/85. Putsche)
Rapid: Novota - Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl - Petsos (16. Grahovac), Schwab - Schaub, Alar (60. S. Hofmann), F. Kainz - Jelic (73. Prosenik)
Gelbe Karten: Baldauf bzw. keine.

Dietmar Kühbauer (WAC-Trainer): „Es war ein verdienter Sieg. Ich will niemanden herausheben, jeder hat seinen Teil beitragen. Endlich ist die Leistung auch belohnt worden - und das gegen Rapid. Ein Sieg gegen Rapid bringt mehr Reputation als gegen andere Mannschaften, aber ein Sieg gegen Grödig bringt genauso drei Punkte. Es hat sich in den letzten Spielen schon abgezeichnet. Da sind wir an der Abschlussschwäche gescheitert, nicht am Spielerischen. Heute sind die Tore zu sehr wichtigen Zeitpunkten gefallen. Aber wir haben auch nicht nachgelassen."

Issiaka Ouedraogo (WAC-Torschütze): „Das ist ein Wahnsinn. Wir sind sehr, sehr glücklich, daheim endlich drei Punkte geholt zu haben. Wir haben uns heute belohnt, das ist ein Befreiungsschlag für uns.“

Joachim Standfest (WAC-Außenverteidiger): „Ich bin sehr froh, dass wir das Spiel so drübergebracht haben. Wir haben Rapid bis auf die ersten zehn Minuten klar im Griff gehabt. Gott sei Dank haben wir wirklich auch einmal eine gute Leistung in ein Ergebnis ummünzen können. Aber es ist halt nur ein Schritt aus dem Keller.“

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): „Der WAC hat verdient gewonnen, er war die bessere Mannschaft. Der Sieg geht vollkommen in Ordnung. Ich bin sehr enttäuscht über die schlechteste Saisonleistung meiner Mannschaft. Der Ausfall von Petsos war ein schwerer Schlag. Bis dahin haben wir absolute Kontrolle über das Spiel gehabt. Danach haben wir komplett die Balance verloren, das darf einfach nicht passieren. Wir waren zu wenig giftig in den Zweikämpfen. Es hat auch die Dynamik gefehlt, das ist sehr enttäuschend. In erster Linie liegt es an der Einstellung zu diesem Spiel. Wir wussten, dass der Gegner robust in den Zweikämpfen ist. Diesen sogenannten Kampf haben wir nicht angenommen.“

Florian Kainz (Rapid-Flügelspieler): „Wir sind in den ersten 15 Minuten ganz gut reingekommen, dann sind wir aber aus der Balance gekommen. Der WAC war in der ersten Hälfte sehr präsent, sehr gut. Sie haben immer die zweiten Bälle gehabt und haben uns das Leben schwer gemacht. Natürlich ist es schwer zu spielen, wenn sich der WAC mit der Führung hinten hineinstellt und auf Konter spielt. Aber es war von uns zu wenig.“

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