100 Tage Büskens: Schneller, härter, kälter

100 Tage in Wien: Unter Trainer Büskens hat sich bei Rapid viel verändert
100 Tage Rapid-Trainer: Was hat sich unter Barisic-Nachfolger Mike Büskens verändert?

Vor 100 Tagen wurde Zoran Barisic als Rapid-Trainer durch Mike Büskens ersetzt. Morgen wartet auf den 48-jährigen Deutschen gegen Genk der Start in einen sportlich heißen Herbst. Angesichts der Gruppenfavoriten Bilbao und Sassuolo sollten die Belgier besiegt werden.

Was hat sich zwischen 7. Juni und Europa-League-Auftakt (Restkarten sind noch erhältlich) in Hütteldorf verändert? Erstes Zwischenfazit: Das Spiel wurde schneller, der Umgang härter, im Verein wurde es kälter – oder doch professioneller? Ein KURIER-Überblick:

Mehr Tempo Bereits in der Vorbereitung wurde klar, wo Büskens ansetzt: die Angriffe sollen durch höheres Tempo schwerer zu verteidigen sein. Am besten funktionierte das beim 4:0 gegen Trencin, als die Slowaken nach Ballgewinn blitzschnell ausgespielt wurden. Dafür sind die unter Barisic verpönten "50-50-Pässe" (mit 50 % Erfolgsquote) im Mittelfeld erlaubt und werden meist von Schwab gespielt.

Weniger Rotation Die auffälligste Veränderung: Auf Dauer-Rotierer Barisic folgt mit Büskens ein Coach, der eine eingespielte Stammelf vorzieht. Sogar auf den dritten Wechsel verzichtet der Deutsche manchmal.

Der größte und teuerste Kader der Rapid-Historie erfüllt derzeit nur bei internen Spielen seinen Sinn. Sportdirektor Andreas Müller möchte, dass künftig ausführlicher rotiert wird.

Mehr Hierarchie Büskens ist der Cheftrainer und tritt auch als solcher auf. Die Zeiten, als es im Trainerzimmer beinahe basisdemokratisch zugegangen ist, sind vorbei. Am stärksten spürt das Thomas Hickersberger: Früher noch der Spiritus Rector, der einen an Guardiola-Fußball angelehnten Stil mitgeprägt hat, ist der 43-Jährige jetzt nur noch einfacher Co-Trainer.

Weniger Herzlichkeit "Mehr Härte" forderte Müller und bekommt sie unter Büskens auch. Ex-Vizekapitän Sonnleitner saß (wie Tomi und der Neo-Rieder Nutz) bisher ausschließlich auf der Tribüne. Obwohl die aktuelle Nr. 3 in der Innenverteidigung, Max Hofmann, bei den beiden Saison-Niederlagen (0:1 gegen Altach, 0:2 gegen Trencin) unsicher wirkte und als Joker gegen Sturm (1:1) patzte.

Beim Training ist Büskens vorbildlich als Erster auf dem Feld, um die Übungen vorzubereiten. Herzliche Szenen nach dem offiziellen Trainingsende zwischen Coach und Spielern, wie früher beim Freistoßschießen mit Barisic, sind freilich nicht mehr zu beobachten.

Mehr Legionäre Barisic wehrte sich aus atmosphärischen Gründen stets gegen die Verpflichtung eines siebenten Legionärs. Mittlerweile sind es neun. Büskens muss trotzdem auf den Ö-Topf achten (mit maximal sechs Legionären im Matchkader) und hat dabei die heikle Aufgabe, möglichst wenig böses Blut in der Spielerkabine zu erzeugen. Gegen Sturm wurde der stets freundliche Novota geopfert.

Weniger Risiko Drei von sieben Liga-Spielen sind unentschieden ausgegangen. Vergangene Saison gab es das dritte Remis erst in Runde 29, weil (fast) immer auf Sieg gespielt wurde. Einige Partien konnten tatsächlich spät gewonnen werden, zu viele gingen durch einen Konter knapp verloren. Büskens kann einem Unentschieden in einem Spitzenspiel hingegen mehr abgewinnen, wie zuletzt die Wechsel und Kommentare gegen Salzburg und Sturm bewiesen haben.

Mehr Zug zum Tor Die Ausbeute von Büskens entspricht bisher ungefähr dem Punkteschnitt der letzten Saison. Die Gewinner sind einzelne Spieler mit speziellen Eigenschaften wie Schrammel oder (bis zur Verletzung) Schobesberger: Statt der früher oft zähen Suche nach dieser einen Lücke in der Defensive des Gegners werden direkte Flanken und schnelle Konter forciert.

Weniger Hofmann Steffen Hofmann genießt unter Fans, Funktionären und Mitspielern einen Sonderstatus. Legendär sind Match-Vorbereitungen unter Peter Pacult, als Hofmann in der Trainingswoche angeschlagen passen musste, sich vor dem Spiel fit meldete, vom Trainer aufgestellt wurde und dann viele Partien beinahe im Alleingang für Rapid gewann. Unter Barisic wurde im Duett entschieden, wann und wie oft der Kapitän spielen durfte/musste. Damit ist es unter Büskens vorbei. In den letzten drei Partien kam der 36-Jährige insgesamt auf eine (!) Spielminute. So wird es mit dem Ziel "Rekord-Rapidler" noch knapp: auf die 526 Pflichtspiele von Peter Schöttel fehlen Hofmann in seiner letzten Saison aktuell 19 Einsätze.

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