Zu Besuch im ORF-EM-Studio: Arbeiten wie Gott in Paris

Ausblick: „So schön wie noch nie“ haben es die „ORF“-Sportler mit ihrem Studio in Paris erwischt.
Der ORF-Sport hat in der Nähe des Eiffelturms ein besonderes Quartier bezogen.

Stellen Sie sich vor, auf dem Weg zur Arbeit müssten Sie täglich drei Sicherheitskontrollen passieren. Die Mitarbeiter des ORF-Sport erleben diesen Spießrutenlauf derzeit in der Fanzone von Paris, wo das EURO-Studio des staatlichen Rundfunks liegt. Seit wenigen Tagen dürfen sie die Kontrollen aber auf einer eigenen, schnellen Spur passieren, wo nicht jedes technische Gerät aufs Neue hergezeigt werden muss.

Umgekehrt erhält man sofort ein Gefühl der Sicherheit. Die Polizei patrouilliert schon von den U-Bahn-Stationen weg bis zu den Eingängen, vor der anliegenden École militaire marschieren Soldaten. In der Fanzone ist für beste Unterhaltung gesorgt, auf einem Kunstrasenplatz werden täglich Turniere vor einer großen Zuschauertribüne gespielt. Jene, die es gemächlicher angehen wollen, gehen in den EURO-Superstore shoppen oder legen sich auf dem Champ du Mars einfach in die Wiese in Erwartung der ersten Fußball-Übertragungen.

Nur Frankreich zieht

Zu Besuch im ORF-EM-Studio: Arbeiten wie Gott in Paris
France's supporters watch the Euro 2016 group A football match between France and Switzerland on June 19, 2017 at the fan zone on the Champs de Mars near the Eiffel tower in Paris. / AFP PHOTO / DOMINIQUE FAGET
Die Fanmeile, ausgerichtet für 110.000 Besucher, war nur bei den drei Frankreich-Spielen sehr gut gefüllt, ansonsten kann man sich seinen Platz zum Zuschauen beliebig auswählen. Der Grund für das sonst geringe Interesse dürfte auch das sehr wechselhafte Wetter in Paris sein. Während der Partie England – Wales wurden die Zuschauer von einem Regenguss weggespült, nur die britischen Fans trotzten dem für sie üblichen Wetter.

Eiffelturm im Rücken

Inmitten dieses Trubels liegt in luftiger Höhe von 15 Metern das ORF-Studio. Moderator Bernhard Stöhr gibt nach einer kurzen Nachdenkpause zu: "Es ist der schönste Arbeitsplatz, den ich je gehabt habe." Vor ihm die Kamera, neben ihm der Experte und hinter ihm der Eiffelturm. Arbeiten wie Gott in Frankreich.

Die Vorbereitungen auf die Sendungen starten schon drei bis vier Stunden davor, die Anreise vom Hotel nahe des Trocadéro erfolgt mit der U-Bahn-Linie sechs. Experte Herbert Prohaska: "Vier Stationen ohne Hektik. Das ist angenehm."

Illustre Gesellschaft

Neben dem ORF haben lediglich die BBC, SVT aus Schweden und Teleglobo aus Brasilien einen derartigen Studio(aus)blick zu bieten. Neben dem Studio befinden sich auch ein ORF-Redaktionsbüro und ein ORF-Regieplatz auf dem temporär errichteten Studiokomplex in bester Lage. Die 800 Quadratmeter Betonfläche als Fundament für die sogenannte Media Plaza wird nach der EM wieder entfernt, die Bäume, die dafür weichen mussten, werden wieder gesetzt. Der ORF arbeitet mit rund 30 Leuten in acht Containern.

Optisch angelehnt an das Champions-League-Studio finden im ORF-Studio bis zu vier Moderatoren bzw. Experten Platz, "Marathonmann" Roman Mählich analysiert via Touchscreen-Monitor Taktik und Spielzüge. Während des Spiels sitzt er mit einem Techniker im hintersten Winkerl eines Containers und bereitet während jeder Spielhälfte die Grafiken vor, die in der Pause und nach Spielschluss gezeigt werden.

Da sämtliche ORF-Mitarbeiter täglich zig-fach die Stufen der Stahlrohr-Konstruktion zum Studio hinauf- und wieder hinabgehen müssen, werden sie am Ende der EURO wohl so fit wie noch nie zuvor sein. Denn einen Lift hat Gott an diesem Ort in Frankreich nicht vorgesehen.

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