Spanien fertigt die Türkei ab

Arda Turan bekam den Frust der eigenen Anhänger ab.
Der amtierende Europameister lässt den Türken keine Chance.

Als Fatih Terim kurz vor der Pause eine volle Wasserflasche wutentbrannt auf den Boden schleuderte, um danach wie ein begossener Pudel in seiner Coachingzone zu stehen, war alles gesagt. Und der Blick auf die Anzeigetafel überflüssig.

Falls es für den impulsiven türkischen Teamchef ein Trost sein mag: Es haben in den vergangenen Jahren schon viel prominentere Trainer von weit größeren Fußballnationen in den Spaniern ihren Welt- und Europameister gefunden.

Spanien, so ehrlich muss man sein, war für die Türkei an diesem Tag eine Nummer zu groß. Nur mit Leidenschaft allein ist dem amtierenden Europameister nicht beizukommen. Zumal der Titelverteidiger, der nach dem souveränen 3:0 bereits im Achtelfinale steht, bei diesem Turnier plötzlich neue, nie für möglich gehaltene Qualitäten offenbart. Wer hätte nach Jahren des Tiki-Taka schon gedacht, dass einmal hohe Bälle zum gewinnbringenden spanischen Stilmittel werden würden?

Mit Köpfchen

Nachdem den Spaniern schon im Auftaktmatch gegen Tschechien (1:0) ein Kopfball von Pique den Erfolg beschert hatte, brachte den Europameister nun auch gegen die Türkei eine Aktion mit Köpfchen auf die Siegerstraße. Moratas präziser Kopfball ins Eck war der Anfang vom Ende der türkischen Hoffnungen auf den Einzug in die K.o.-Phase – 1:0 (34.).

Dass auch dem zweiten spanischen Treffer ein hoher Ball vorausging, machte endgültig deutlich, dass die aktuelle spanische Mannschaft im Gegensatz zu früheren Turnieren auch einen Plan B hat. Nolito hatte beim 2:0 (37.) aber auch leichtes Spiel, da Topal ihm den Ball direkt vor die Füße gespielt hatte.

Nach der Pause verkam die Partie für die Spanier zu einem besseren Trainingsspielchen. Kurz nach Seitenwechsel sorgte Morata für eine Premiere bei dieser Endrunde: Dank seines zweiten Treffers ist Spanien nun die erste Mannschaft, die bei diesem Turnier in einem Match mehr als zwei Tore erzielen konnte. Einen Schönheitsfehler hatte das 3:0 (48.) allerdings, der Schiedsrichter übersah eine Abseitsstellung.

Fazit: Mit dem Titelverteidiger, der seit 14. EM-Partien ungeschlagen ist, wird in Frankreich zu rechnen sein. Auch deshalb, weil dieses spanische Nationalteam neue Seiten zeigt – und so noch unberechenbarer wird.

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