Rückblick: Die Vorspiele zum Semifinal-Hit

Vor dem Duell in Marseille: Vier geschichtsträchtige Turnierspiele zwischen Deutschland und Frankreich.

Es ist kurios: Am Donnerstag treffen in Marseille Deutschland und Frankreich zum ersten Mal bei einer EM aufeinander. Nicht einmal in einer Qualifikation kreuzten sich die Wege des dreimaligen und des zweimaligen Europameisters. Und das, obwohl beide Teams seit 1984 sieben Mal gemeinsam an einem EM-Turnier teilnahmen. Die Gesamtbilanz spricht mit 11:9-Siegen für die Franzosen. Bei WM-Turnieren haben allerdings mit einer einzigen Ausnahme die Deutschen die Oberhand behalten.

Der KURIER-Rückblick auf vier zum Teil sogar legendäre WM-Duelle ...

1958: FrankreichDeutschland 6:3

Es gibt wenige Fußballer, die vier Tore gegen Deutschland erzielt haben. Just Fontaine ist so einer. Der in Marrakesch geborene, mittlerweile 82-Jährige schaffte dies bei der WM in Schweden. Es waren seine Tore 10, 11, 12 und 13. So viele Treffer hat kein anderer Stürmer bei einer WM erzielt. Kurios: Fontaine kam in seiner Länderspielkarriere auf 30 Tore, also erzielte er fast die Hälfte bei der WM 1958. Nicht nur seine vier Treffer machten das Spiel um Platz drei in Göteborg besonders. Nur einmal haben die Deutschen bei einem Turnier mit mehr als drei Toren Differenz verloren: Vier Jahre zuvor war man im Gruppenspiel gegen Ungarn 3:8 untergegangen.

1982: Deutschland – Frankreich3:3 n. V., 5:4 i. E.

Was für ein Foul! Was für ein Drama! Was für ein Krimi! Es gibt ganz wenige Spiele, die sich so ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingeprägt haben wie jenes Semifinalspiel am 8. Juli vor 32 Jahren, das als die "Nacht von Sevilla" in die Fußballgeschichte eingegangen ist.

Bis zur 57. Minute war es ein ganz normales Spiel, in dem es 1:1 stand. Doch dann kam jene Szene, die für viele noch heute ein Grund für Ressentiments gegen das deutsche Team ist: Patrick Battiston lief alleine auf das von Toni Schumacher gehütete Tor zu. Dieser stürmte aus dem Strafraum und sprang den Franzosen an, obwohl er keine Chance mehr hatte, den Ball zu spielen.

Rückblick: Die Vorspiele zum Semifinal-Hit
Der deutsche Nationaltorwart Harald (Toni) Schumacher springt während des Halfinalspiels am 8. Juli 1982 im Sanchez-Pizjuan-Stadion in Sevilla aus vollem Lauf den französischen Spieler Patrick Battiston (3) an. Battiston verlor bei diesem Foul einen Zahn und erlitt eine Gehirnerschütterung. Deutschland gewinnt das Spiel nach einem dramatischen Elfmeterschießen mit 8:7.
Der Franzose verlor das Bewusstsein und musste auf einer Trage vom Platz gebracht werden. Der damals 25-Jährige erlitt eine Gehirnerschütterung und verlor zwei Zähne. Die Attacke blieb für Schumacher ohne Folgen, er durfte weiterspielen. Der ließ sich kurz nach dem Abpfiff zur Aussage "Wenn es nur die Jacketkronen sind, die bezahle ich ihm gerne" hinreißen. Der Skandal war perfekt. Später entschuldigte sich der Deutsche aber bei Battiston und wurde sogar zu dessen Hochzeit eingeladen.

Nach dem Drama wurde das Spiel zum Krimi: Die Franzosen lagen in der Verlängerung 3:1 in Front, doch die spielerisch unterlegenen Deutschen kämpften sich zurück. Klaus Fischer erzielte mit einem Fallrückzieher das 3:3. Im ersten Elferschießen der WM-Geschichte scheiterten die Franzosen Didier Six und Maxime Bossis an Schumacher, Deutschland stand im Finale.

1986: DeutschlandFrankreich 2:0

Schon vier Jahre nach der "Nacht von Sevilla" hätten die Franzosen die Chance zur Revanche gehabt. Doch die gelang nicht: Der Europameister von 1984 ging gegen den Vize-Weltmeister 1982 als Favorit in das Semifinale der WM in Mexiko. Doch die frühe Führung durch Brehmes Freistoß spielte den Deutschen in der Mittagshitze von Guadalajara in die Karten. Die Franzosen waren zwar überlegen, spielten aber bei Weitem nicht so gut wie im Viertelfinal-Klassiker gegen Brasilien. In der Schlussminute verwertete Rudi Völler eine Konterchance, Deutschland erreichte erneut glanzlos ein WM-Finale.

2014: DeutschlandFrankreich 1:0

Das war vor zwei Jahren in Brasilien anders. Da waren die Deutschen das beste Team des Turniers und wurden schlussendlich auch Weltmeister. Im Viertelfinale gegen Frankreich hatte man aber doch Probleme. "Tormann Manuel Neuer und Torschütze Mats Hummels waren die deutschen Matchwinner beim hart erkämpften 1:0-Sieg gegen Frankreich" schrieb der KURIER am Tag nach dem Spiel in Rio de Janeiro.

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