Ein TV-Kritiker über den "Heul-doch-Polzer"

Oliver Polzer, "ORF"-Kommentator
Jörg Heinrich mokiert sich über den Auftritt des "ORF" beim ersten Spiel der österreichischen Nationalmannschaft bei der EM.

Die Kunst, über sich selbst zu lachen, ist zum einen Balsam für die Seele, zum anderen nicht immer einfach - vor allem nicht, wenn das eigene Fußballnationalteam bei der Europameisterschaft gegen Ungarn sang- und klanglos untergeht. Der deutsche Kolumnist und TV-Kritiker Jörg Heinrich hat es jedoch geschafft, diese pure Enttäuschung in ein freudiges Ereignis zu verwandeln - zumindest für jene Daumendrücker, die via ORF das erste Spiel der Österreicher verfolgt haben.

In seinem Kommentar "Schande von Bordeaux" für die TZ mokiert sich Heinrich über den Auftritt des ORF. Kommentator Oliver Polzer sei eine "Sissi", Peter Hackmair ein "Experte für Körpersprache" und Österreich sowieso "schon fix Europameister".

"Tretbootunglück auf dem Neusiedler See"

Alles fängt mit dem Ungarn-Spiel an, das dem "Untergang der Titanic" ähnelt, "bloß ohne Eisberg. Aber genauso feucht, vor Tränen. Wobei wir nicht übertreiben möchten: Im Vergleich zur Titanic handelte es sich eher um ein Tretbootunglück auf dem Neusiedler See." Und verantwortlich für das tränenreiche Spiel sei in erster Linie ORF-Kommentator Oliver Polzer. Dieser habe die Schande von Bordeaux nicht "aufrecht wie ein Mann, wie einst Kaiser Franz Joseph" ertragen, sondern "Polzer war die Fußball-Sissi", schreibt der Kritiker. "Er jammerte wie ein runzliges Grinzinger Klageweib über die magyarischen Meuchler, die dem rot-weiß-roten Wunderteam durch pausenloses Knochenbrechen die Freude am Fußballspiel nahmen. 'Ununterbrochen säbeln sie rein, wo’s nur geht', jammerte Sissi Polzer."

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Austria v Hungary - EURO 2016 - Group F
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FBL-EURO-2016-MATCH11-AUT-HUN
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FUSSBALL-EM: ÖSTERREICH-UNGARN
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FUSSBALL-EM: ÖSTERREICH-UNGARN

Natürlich, der ORF hätte sich das große Raunzen über die Ungarn ersparen können, aber nach einer Vorberichterstattung, die das rot-weiß-rote Nationalteam bereits zum Europameister gemacht habe, blieb dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nichts mehr anderes übrig, als zu jammern. Für Heinrich erinnert dieser Hype "an eine österreichische Mondlandung, an Apoll-Ö 21, mit David Alaba als Neil Armstrong aus Wien-Aspern".

Eine siegessichere Haltung war auch Heeres- und Sportminister Hans Peter Doskozil anzusehen, der vor dem Anpfiff einen 3:1-Triumph anordnete. Selbst Herbert "Schneckerl" Prohaska habe bei der Erwähnung des Heeresministers kurz stramm gestanden. Für das "Ganslhaut"-Feeling habe auch Peter Hackmair beigetragen, der vom Spielfeldrand "den Jubel von Teamchef Koller analysieren soll". Aus dem wurde nach bestem Wissen freilich nichts. Oder wie Jörg Heinreich schreibt: "Im Laufe des Abends sinkt Herbie dann immer weiter in sich zusammen, das Schneckerl hat ein mächtiges Schreckerl."

Ein "Heul-doch-Polzer"

Aber zurück zu Oliver Polzer, der um 18 Uhr "einen supergenialen Fußballabend wünscht" und bereits kurz darauf den Alaba-Stangenschuss mit "Alaba! Allaaaaaabbbbaaaaaa! Stange! 31 Sekunden, Grüß Gott!" euphorisch bejubelt. Dem Nationalteam schien nichts mehr im Weg zu stehen. Doch der Polzer’sche Optimismus wich dem "Sissi-Jammern“ über immer "hinfallende" und "lästige" Ungarn. "Schließlich das 0:1, gefühlte 27 Sekunden Schweigen, dann die bittere Erkenntnis: 'Österreich geht in Rückstand!'."

Für Heinrich wurde aus Oliver Polzer ein "Heul-doch-Polzer", der die "aggressive Art" Ungarns und den Schiedsrichter für die Niederlage verantwortlich macht. Der TV-Kritiker konkludiert: "Er jammert und jammert, bis Edi Finger senior in seiner Gruft vor lauter Fremdschämen beim Rotieren schwindlig wird. Es war a schware Partie."

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