Kroatien vs. Portugal: Freunde im falschen Trikot

Pepe, Ronaldo und Modric sind gemeinsam bei Real erfolgreich.
Luka Modric trifft mit Kroatien auf seine Real Madrid-Kollegen Cristiano Ronaldo und Pepe.

Ganz sicher sind sie sich in Kroatien ja noch immer nicht, ob dieses 2:1 im letzten Gruppenspiel gegen den amtierenden Europameister Spanien nun für den weiteren Turnierverlauf wirklich ein Segen gewesen ist. Oder nicht doch vielleicht ein Fluch.

Natürlich, mit dem Überraschungserfolg haben sich die Kroaten aus den Ästen des mächtigen, rechten Turnierbaums befreit, in dem die Favoriten praktisch unter sich sind. Andererseits hat das 2:1 gegen Spanien auch die Erwartungshaltung ins schier Unermessliche steigen lassen. Und wenn die kroatische Nationalmannschaft in der Vergangenheit mit etwas schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann mit der Rolle des Geheimfavoriten und übertriebener Euphorie. Zu gut sind vielen noch die Auftritte bei den vergangenen beiden Turnieren in Erinnerung, als die hoch gehandelten und prominent besetzten Kroaten bei EM (2012) und WM (2014) jeweils bereits in der Vorrunde gescheitert waren. Nicht von ungefähr bezeichnete der Spiegel die kroatische Nationalmannschaft als "Wundertüte dieser EM."

Einheitsgebot

Was freilich in der Vorrunde aus dieser Wundertüte zum Vorschein kam, das erstaunte in erster Linie die Konkurrenz. Während oben auf den Tribünen einige kroatische Anhänger auf Konfrontationskurs gehen und sich untereinander prügeln, präsentiert sich unten auf dem Spiel das kroatische Team als echte Einheit, in der niemand im Abseits steht. Dafür sorgt der unscheinbare und unbekannte Teamchef Ante Cacic, der in der Vorrunde fast alle Feldspieler zum Einsatz brachte. "Wir glauben an unsere Qualität, unsere Einheit und unseren Charakter", sagt der 62-Jährige vor dem heutigen Achtelfinale gegen Portugal (21 Uhr, ORFeins, ARD, SF2).

Zuversicht

Die überzeugenden Auftritte in der Gruppenphase haben den Optimismus der Kroaten noch einmal erhöht. "Wir haben vielleicht den schwierigsten Gegner bekommen, der möglich war", meint Teamchef Cacic, "aber es gibt keinen Grund, warum wir nicht auch vor diesem Spiel zuversichtlich sein sollten. Wir werden jetzt einfach Schritt für Schritt unsere Aufgaben abarbeiten."

Die erste Aufgabe wird für manche Beteiligten auch zu einem ungewöhnlichen Duell. Bei Real Madrid sind Luka Modric, Mateo Kovacic, Cristiano Ronaldo und Pepe Teamkollegen und haben zuletzt gemeinsam die Champions League gewonnen, im Achtelfinale werden aus den Freunden nun Konkurrenten. "Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft", weiß Ronaldo, der mit zwei Toren im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn rechtzeitig in EM-Form gekommen ist. "Aber wir haben auch unsere Waffen und unseren Wert."

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