Ein EM-Turnier mit 13 Gastgebern

Dem im Mai endgültig zurückgetretenen UEFA-Präsidenten Michel Platini kann man fehlende Experimentierfreudigkeit nicht vorwerfen. In seiner neunjährigen Ära wurden unter anderem die Europa League eingeführt, die Champions-League-Qualifikation umstrukturiert und die EURO von 16 auf 24 Teilnehmer aufgestockt.

Seine Reformwut wird auch das nächste EM-Turnier prägen. Dieses findet nicht in einem Land wie dieses Jahr in Frankreich oder in zwei Ländern wie zuletzt 2012 mit der Ukraine und Polen statt, sondern gleich 13 Städte in 13 Ländern dürfen Gastgeber bei der EURO 2020 spielen (siehe Grafik).

Platini bewarb seine Idee als "Symbol für das vereinte Fußball-Europa", nannte die neue Turnierform "romantisch". Schon bis zur EM 1976 wurden erst die beiden Semifinalspiele und das Finale an einem Ort gespielt. 2020 wird das London sein.

Alter Modus

Was sich nicht ändert, sind die 24 Teilnehmer. Also wird es – trotz aller Kritik während der EURO 2016 – sechs Gruppen geben. Es werden sich auch wieder die vier besten Gruppendritten für das Achtelfinale qualifizieren.

Neu wird aber sein, dass jede Gruppe zwei Spielorte in zwei verschiedenen Ländern hat, die nach regionalen Kriterien noch von der UEFA zusammengestellt werden müssen. Möglich wären etwa Brüssel/Amsterdam, München/Budapest, Dublin/Glasgow oder vielleicht auch Baku/St. Petersburg.

Erstmals seit 1980 (damals Italien) ist kein Gastgeber für die EURO fix qualifiziert. Aber das ist bei 13 Gastgebern auch logisch. Sofern sie sich für das Turnier qualifizieren, haben die Nationalteams der Gastgeberländer mindesten zwei Heimspiele. In einer Gruppe dürfen nur zwei Heimteams stehen.

Die Teams und Fans werden reisefreudig sein müssen: Das Groundhopping wird mit zum Teil weiten Flugreisen verbunden sein. Der Sieger des Viertelfinales in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku muss auf dem Weg zum Halbfinale in die englische Hauptstadt London drei Zeitzonen und 4000 Flugkilometer passieren.

Einmaliges Turnier

Die EURO 2020 wird eine Ausnahme sein. Vier Jahre später wird das Turnier wohl wieder in einem einzigen Land stattfinden, aller Voraussicht nach erstmals seit 1988 in Deutschland.

Zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der englischen Football Association (FA) wurde eine Absprache öffentlich: Die Deutschen sollten den Plan, die Finalphase in München auszutragen, nicht forcieren, dafür die Engländer die deutsche Bewerbung für die EM 2024 unterstützen. Vier Jahre später soll dann das gesamte EM-Turnier wie schon 1996 im Mutterland des Fußballs stattfinden – mit deutscher Unterstützung.

Zwar wurde die Bewerbung Münchens nie zurückgezogen, im September 2014 bekam aber wirklich London den Zuschlag für die Finalphase der nächsten EURO.