Neue Eigentümer: Quo vadis, Formel 1?
Die Formel 1 hat einen neuen Besitzer: Die US-amerikanische Liberty Media Corporation übernimmt für einen Gesamtwert von acht Milliarden Dollar das Eigentum an der Königsklasse des Motorsports. Und während Langzeit-Serienchef Bernie Ecclestone nach über vierzig Jahren langsam, aber sicher das Zepter aus der Hand geben wird, stellen sich die Fans vor allem eine Frage: Was passiert jetzt?
Die Formel 1 steckt seit Jahren in der Krise. Ein hochkomplexes, immer undurchsichtigeres Regelwerk, der Verlust von Traditionsstrecken zugunsten langweiliger Retortenkurse und - vor allem - unspektakuläre Rennen haben der einstmals so beeindruckenden Königsklasse über die Jahre hinweg einen Zahn nach dem anderen gezogen. So absurde Ideen wie künstliche Bewässerung auf der Rennstrecke oder umgekehrte Startreihenfolgen fanden zum Glück keine Umsetzung. Zum Zerfall gebaute Reifen oder Klapp-Heckflügel für leichteres Überholen hingegen schon.
Kernmarkt Europa stärken
Europa ist die Heimat der Formel 1. Traditionsstrecken wie Monza, Silverstone, Spa-Francorchamps oder der Nürburgring zählten in den Anfangsjahren der Serie zum Programm. Mittlerweile verschwinden die klassischen Europa-Rennen jedoch zusehends aus dem Kalender. Der Grund dafür sind die horrenden Summen, die Bernie Ecclestone von den Rennstreckenbetreibern als Antrittsgeld verlangt - in der Regel zwischen zehn und zwanzig Millionen Dollar pro Saison. Das sind Beträge, die für die Strecken in Europa oftmals schwer zu finanzieren sind.
Anders sieht es in den neuen Märkten in Asien und Südamerika aus. Zumeist mit massiver staatlicher Hilfe wie etwa in Brasilien oder Mexiko, oder aufgrund des schier endlosen Reichtums wie beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten, stemmen die Strecken dort die Antrittsgebühren mit links. Das Problem dabei: Der Markt ist - vor allem in Südamerika, aber auch in Asien - noch nicht wirklich Formel-1-affin. Die größte Fanbasis hat die Serie nach wie vor in Europa. Genau hier finden jedoch immer weniger Rennen statt, der Kalender wird zusehends Asien-lastig.
Neue Kanäle erschließen
Die Formel 1 ist eine klassische TV-Veranstaltung. Fernsehsender zahlen Millionenbeträge, um das Spektakel übertragen zu dürfen, und entsprechend teuer sind Werbeplätze sowohl an der Strecke als auch im TV. Aber: Die Zuschauerzahlen sind seit Jahren rückläufig.
Liberty Media ist ein gigantischer Medienkonzern. Kein Wunder also, dass Carey diesen Umstand für die Formel 1 nutzen will. "Wir wollen die Verbreitung unserer Inhalte verbessern, besonders im digitalen Bereich", so Carey. Dieser Bereich mache momentan nur einen kleinen Anteil des Umsatzes aus. Mit den aktuellen Veränderungen am TV-Markt - etwa dem kürzlich erfolgten Europa-Start des Live-Sport-Anbieters DAZN - eröffnen sich auch in dieser Richtung ganz neue Möglichkeiten.
In diese Richtung gibt sich Carey optimistisch. Es gebe einen steten Anstieg in der Nachfrage nach Premium-Sportveranstaltungen, die live übertragen würden - sowohl von TV-Veranstaltern als auch von Werbekunden und Sponsoren. Vor allem in diesem Bereich könne die Formel 1 also wachsen.
Für die Fans heißt das...
Dass sich zumindest in den kommenden Jahren nicht viel ändern wird. Die Verträge der Formel 1 sind in aller Regel auf mehrere Jahre ausgelegt, einige davon laufen gar noch zehn Jahre. Speziell was den Rennkalender betrifft, könnte sich jedoch einiges ändern. So sehr Ecclestone auch am Geschäft orientiert war, die neuen Eigentümer werden ein genaues Auge darauf haben, welche Rennen das größte Publikum - an der Strecke und im TV - anziehen, und ihre Zukunftsplanungen daran ausrichten.
Allerdings müssen Fans damit rechnen, dass die Formel 1 sich künftig hin zum Premium-Event entwickelt. Ähnlich wie etwa die MotoGP, die in vielen Ländern Europas nur noch im Pay-TV empfangbar ist, könnte sich auch die Formel 1 in Zukunft auf solche Anbieter wie etwa Sky oder DAZN verlegen.
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