Kubica-Rückkehr: Mehr als ein "einmaliges Event"?

Kubica-Rückkehr: Mehr als ein "einmaliges Event"?
Sechs Jahre nach seinem schweren Unfall testete Robert Kubica wieder einen Formel-1-Rennwagen. Das Timing macht stutzig.

Es muss für beide Seiten ein emotionaler Moment gewesen sein - sowohl für das Renault-Team als auch für Robert Kubica. Der Pole stieg über sechs Jahre nach seiner letzten Fahrt in einem Formel-1-Wagen wieder in einen solchen - und drehte bei seinem Comeback mehr als 100 Runden im Renault E20 des Jahrgangs 2012.

"Das war ein emotional wichtiger Tag für mich", gab der 32-Jährige zu Protokol.. "Ich bin stolz auf das, was ich heute geschafft habe. Es zeigt mir aber auch, was ich verloren habe." Verloren - an einem verhängnisvollen Februar-Tag im Jahr 2011, wenige Tage nach einem beeindruckenden Test im Lotus-Boliden vor dem Start in die neue Saison. Kubica trat zum Vergnügen bei einer Rallye in Italien an. Er kam von der Straße ab, die Leitschiene bohrte sich ins Cockpit. Die schweren Verletzungen vor allem an der rechten Hand beendeten die vielversprechende Karriere des einzigen polnischen Grand-Prix-Siegers.

Sechs Jahre später sitzt Kubica wieder im Auto. Akribisch hat er sich auf diese Testfahrt vorbereitet, hat schon vorher einen GP3-Boliden getestet, sich Schritt für Schritt wieder an das beengte Cockpit gewöhnt, in dem ihm der verletzte Arm mehr Schwierigkeiten bereitet als etwa im Rallye-Auto, mit dem Kubica nach dem Unfall drei Jahre lang sogar in der Weltmeisterschaft am Start war.

Anderthalb Grand-Prix-Distanzen

Unter anderen Umständen wäre das eine nette Geste von Renault und ein emotionaler Moment für Kubica gewesen. Aber Renault steht unter Druck: Nico Hülkenberg zeigt, was mit dem Renault möglich ist, hat in den ersten sechs Rennen vierzehn Zähler gesammelt. Sein Teamkollege Jolyon Palmer steht noch ohne Punkte da und kann Hülkenbergs Tempo nicht mithalten. Schon in Monaco wurde gemunkelt, dass Palmer noch während der Saison ersetzt werden könnte.

Und nun der Privattest in Valencia, bei dem neben Kubica auch der russische Renault-Entwicklungsfahrer Sergey Sirotkin dabei war; bei dem Kubica 115 Runden abspulte, was auf dem vier Kilometer langen Kurs anderthalb Grand-Prix-Distanzen entspricht; bei dem Kubica dem Vernehmen nach schneller war als der durchaus nicht untalentierte Sirotkin.

Selbstverständlich spricht man bei Renault von einem "einmaligen Event". Alain Permane, Renault-Sportdirektor, äußerte sich aber positiv über Kubicas Leistung. "Seine Kommentare, sein Feedback, das war für uns alle so, als würde man die Zeit zurückdrehen." Und auch Kubica ließ Raum für Spekulationen: "Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber das weiß ich: Nachdem ich mich mehr als ein Jahr hierführ vorbereitet habe, war ich bei schwierigen Bedingungen mit gutem Tempo unterwegs."

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