Bye Bye, Bernie: Die Zukunft der Formel 1
Ursprünglich hieß es, dass Bernie Ecclestone auch nach der Übernahme der Formel 1 durch die amerikanische Liberty Media-Gruppe zumindest noch während der Übergangszeit - die für drei Jahre angesetzt war - an Bord bleiben solle, wenn auch mit reduzierten Befugnissen. In den letzten Tagen zeichnete sich jedoch ab, dass der 86-jährige Ecclestone abgelöst werden könnte.
Dreigestirn statt Zampano
Neben Chase Carey, der als Geschäftsführer und Vorsitzender der Formel 1 agieren wird und damit einen Großteil von Ecclestones Kompetenzen übernimmt, stoßen mit Sean Bratches und Ross Brawn zwei bekannte Größen der Motorsport-Szene dazu. Bratches übernimmt den Posten als Managing Director für die Vermarktung der Königsklasse, während Brawn die sportliche Leitung und Entwicklung übertragen bekommt.
"Ich freue mich darauf, mit Ross und Sean zu arbeiten", wurde Carey auf der Formel-1-Homepage zitiert. "Wir werden zusammenarbeiten, um die Formel 1 für Teams, Promoter und Fans auf Jahre hin bestmöglich zu gestalten."
"Es ist großartig, in die Welt der Formel 1 zurückzukehren. Ich habe es genossen, in den vergangenen Monaten mit Liberty Media zu beraten, und ich freue mich darauf, mit Chase, Sean und dem Rest des Formel-1-Teams zu arbeiten und der Evolution des Sports zu helfen", so Brawn in einem ersten Statement. "Wir haben eine nahezu beispiellose Gelegenheit, mit den Teams und Veranstaltern zusammenzuarbeiten - für eine bessere Formel 1 für sie und, viel wichtiger, für die Fans."
Sean Bratches ist vor allem englischsprachigen Motorsportfans ein Begriff. Als Vizepräsident des US-amerikanischen Sportsenders ESPN war er wesentlich an dessen Entwicklung beteiligt. Zwischen 2005 und seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen 2015 leitete er Marketing und Werbung sowie die Markt- und Zielgruppenforschungsabteilung des Sportsenders. In der Formel 1 dürfte er eine ähnliche Rolle übernehmen.
Was heißt der Wechsel?
Für die Formel 1 endet mit der Ablöse von Bernie Ecclestone ihr erfolgreichstes, längstes, aber auch schwierigstes Kapitel. Seit den 1970er Jahren leitete Ecclestone die Geschicke der Königsklasse weg von einer reinen Rennserie hin zur gigantischen, globalen Geldmaschinerie - in diese Zeit fielen zahlreiche Innovationen, etwa bei der Verbesserung der Sicherheit für die Fahrer und Zuseher oder bei der Ausweitung der TV-Übertragungen. Ecclestone prägte die Formel 1 nachhaltig - umso größer ist jetzt die Unsicherheit, was die Zukunft unter dem Dreigestirn Carey - Brawn - Bratches bringen wird.
Carey hat bereits im vergangenen Herbst angekündigt, dass sich vor allem an der Kalenderpolitik der Königsklasse etwas ändern dürfte. Die Rennen im Nahen und Mittleren Osten haben sich bisher nicht unbedingt als Publikumsmagneten erwiesen, und Carey ist offen dafür, zugunsten von traditionsreichen Rennen auf Austragungsorte wie etwa Baku zu verzichten. Der Frankreich-GP etwa kehrt nach zehnjähriger Abwesenheit 2018 in den Kalender zurück. Auf Europa-Rennen wie etwa in Deutschland, Italien, Belgien und England will Liberty Media nicht verzichten.
Absehbar ist für die Formel 1 vor allem eines: Kurzfristige Änderungen wird es nicht geben. Die Verträge vieler Teams laufen bis 2020 und beinhalten klar, wie die Entscheidungsstruktur der Königsklasse geregelt ist. Das macht Änderungen, etwa am Motoren- oder Aerodynamik-Reglement, nur mit Zustimmung der Teams im Rahmen der Strategiegruppe möglich. Denkbar ist, dass Liberty Media in zukünftigen Vertragsverhandlungen versuchen wird, anstelle dieser strategischen Mitwirkung finanzielle Anreize zu bieten. So könnten Teams beispielsweise an den Gewinnen beteiligt werden.
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