EuroVolley-Co-"Host" Tschechien will überraschen

EuroVolley-Co-"Host" Tschechien will überraschen
Tschechien hat Co-Veranstalter Österreich bei der EuroVolley 2011 organisatorisch den Vortritt gelassen - die Semifinal- und Medaillen-Spiele finden in Wien statt.

Doch sportlich sitzen die Tschechen auf dem längeren Ast, im Gegensatz zur ÖVV-Truppe darf das Nachbarland bei optimaler Leistung mit einem Semifinalplatz spekulieren. Die Tradition bestätigt die Ambitionen des Nachbarlandes.

1948 in Rom bei der überhaupt ersten EM, 1955 in Bukarest sowie 1958 daheim in Prag holte Tschechien Gold, Silber gab es jeweils hinter der UdSSR 1950, 1967, 1971 und 1985. Seit damals warten die Tschechen aber auf einen weiteren EM-Podestplatz. 1999 in Wien nach einem 0:3 gegen Jugoslawien und 2001 in Ostrava nach einem 2:3 gegen Russland waren sie als Vierte am knappsten dran. Das nährt die Hoffnung, dass es nun bei der dritten Heim-EM mit der insgesamt achten tschechischen Medaille klappt.

Zdenek Hanik war 2001 tschechischer Teamchef, nachdem er zwei Jahre davor in Wien mit dem österreichischen Team ohne Satzgewinn Achter und Letzter geworden war. Der Tscheche übernahm das Nationalteam seiner Heimat nach mehrjähriger Pause 2006 noch einmal, bis er 2009 zum Verbandschef aufstieg. "Man war der Meinung, dass ich auf dem Präsidentenposten mehr machen kann", erklärte Hanik der APA - Austria Presse Agentur.

Sein Assistent Jan Svoboda übernahm und führte die Tschechen vergangenes Jahr bei der WM in Rom als immerhin sechstbestes europäisches Team auf Rang zehn. Die nunmehrige EM-Vorbereitung legte der Coach gänzlich anders als Österreichs Teamchef Michael Warm die seine an. Er verzichtete auf die European-League-Teilnahme, fand sein Team in rund einem Dutzend Vorbereitungspartien.

Doch das tschechische Mannschaftsgerüst ist auch viel gefestigter als jenes der seit Mai in mehr als zwei Dutzend Länderspielen gesichteten Österreicher. Tritt die ÖVV-Truppe bei der EM mit nur einem Legionär an, agiert nur einer des tschechischen Kaders bei einem Club im eigenen Land. "Die anderen spielen in Europa oder auch in Südamerika", erläuterte Hanik, rückte den Stellenwert des tschechischen Volleyballs gegenüber dem in Österreich zurecht. "Tschechien hat im Volleyball eine andere Tradition."

Der verdankt der nationale Verband einen dreijährigen, aktuellen Hauptsponsor-Vertrag mit der Versicherung Uniqa, auch die tschechische Liga wird vom österreichischen Anbieter unterstützt. Carl Gabriel, Marketingleiter des Unternehmens, kann das Engagement im Nachbarland leicht erklären: "Die Länder können bei uns in einer gewissen Range selbst über die Sponsoring-Abschlüsse entscheiden. Und Volleyball ist in Tschechien eben sehr populär."

Ihre Vorrundenspiele gegen Russland, Estland und Portugal - Hanik: "Wir können Erster, aber auch Vierter werden." - bestreiten die Tschechen nicht in Prag, sondern in Karlovy Vary (Karlsbad). Hanik: "Würden wir dort nicht spielen, würden zu dieser Gruppe kaum Zuschauer kommen." Ein anderer Grund sei die mangelnde Unterstützung in der Hauptstadt für Volleyball im speziellen und den Sport im allgemeinen. In anderen Gebieten sei das anders. Als EM-Testimonial fungiert u.a. Eishockey-Legende Dominik Hasek.

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