Wien-Finale: Haas - Haase

Tommy Haas
Der Niederländer Robin Haase wirft etwas überraschend Jo-Wilfried Tsonga aus dem Turnier.

Österreich-Spezialist Robin Haase hat am Samstag überraschend das Endspiel des mit 571.755 Euro dotierten Erste Bank Open erreicht. Der ungesetzte Niederländer schaltete den topgereihten Jo-Wilfried Tsonga, der am Vortag ein langes Match gegen Dominic Thiem hatte bestreiten müssen und mit dickem Verband am linken Knie erschienen ist, nach 93 Minuten mit 7:5,7:6(4) aus.

Haase steht damit zum vierten Mal in seiner Karriere in einem Finale auf der ATP-Tour - und zum dritten Mal in Österreich: Der zweifache Kitzbühel-Sieger trifft nun erstmals überhaupt auf den 35-jährigen Tommy Haas.

"Heute war ich eigentlich ein bisschen schlechter als vorgestern und gestern. Da habe ich draufgehauen ohne Ende und meine Gegner auch", sagte Haase. "Tsonga war, ehrlich gesagt, ein bisschen verletzt, deshalb habe ich ein bisschen gezittert." Manchmal ist es eben schwieriger, gegen angeschlagene Gegner zu reüssieren. Denn Tsonga hätte es durchaus in der Hand gehabt, schließlich vergab er im ersten Satz bei 5:4 nicht weniger als vier Satzbälle.

Satzgewinn

Haase gelang dann aber das Break zum 6:5 und der Satzgewinn. Tsonga kämpfte sich im zweiten Durchgang bei 4:5, Aufschlag Haase noch einmal ins Match zurück und rettete sich ins Tiebreak. In diesem hatte der Franzose und Wien-Sieger 2011 dann aber das Nachsehen. Mit keinem Wort wollte sich Tsonga danach auf seine Verletzung ausreden: "Ich bin hierhergekommen, um zu gewinnen, aber es war nicht genug heute. Mein Level war nicht hoch genug", sagte der Weltranglisten-Achte zur APA. Tsonga pausiert nun wie geplant kommende Woche und bereitet sich auf das Masters-1000-Turnier in Paris vor.

Bereits zuvor war Haas zum dritten Mal ins Finale des Erste Bank Open eingezogen. Nicht zuletzt dank eines kuriosen Matchballs: Sein Gegner Lukas Rosol, der zuvor bereits verwarnt worden war, zertrümmerte nach dem 6:0 im entscheidenden Tiebreak seinen Schläger und erhielt dafür einen Strafpunkt. Damit war die Partie zugunsten des Deutschen entschieden. Für den routinierten Haas war das eine Premiere in seiner Laufbahn. "Es gibt immer das erste Mal, und ich bin froh, dass ich das in meiner Karriere noch einmal erleben durfte", meinte Haas scherzend.

Davor hatte er einmal mehr sehr intensiv um den Sieg kämpfen müssen. "Es hätte nicht viel länger sein können. Ich hatte bei 4:3 im dritten Satz einen Breakball, den er gut abgewehrt hat. Ich habe dann im Tiebreak versucht, mein bestes Tennis abzurufen, was ich gemacht habe", resümierte Haas, der wiederholte, dass ihm der Opticourt in der Stadthalle nicht schnell genug ist. "Ich kann es nicht ändern, aber es ist mir immer noch ein bisschen zu langsam."

Haas erinnerte daran, dass er schon in seinem ersten Match gegen Miloslav Mecir in beiden Sätzen und auch gegen Stepanek im ersten Satz Satzbälle abwehren musste.

Haas gegen Haase

Über seinen nunmehrigen Finalgegner hatte sich der Deutsche schon zuvor geäußert. "Haase spielt sehr gerne in Österreich. Wenn die ganzen Turniere in Österreich stattfinden würden, wäre er Top Ten", scherzte Haas. Der 35-jährige Deutsche geht bei seinem elften Antreten in Wien auf seinen zweiten Titel 2013 nach München los. Insgesamt kämpft er um seinen 15. ATP-Titel und einen Siegerscheck in Höhe von 90.500 Euro.

Den Kampf um einen Platz unter den besten acht Spielern im ATP-World-Tour-Finale hat Haas noch nicht aufgegeben. "Man denkt darüber nach. Ich weiß, dass ich von der Punktezahl ziemlich weit hinten bin. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht kann ich in Valencia und Paris noch einen Lauf schieben."

Haas äußerte sich auch noch einmal zur tollen Vorstellung von Thiem am Vortag. "Sein Aufschlag ist eine Waffe, auch die Vorhand ist sehr stark. Er hat einen sehr schnellen Arm und seine einhändige Rückhand mag ich sowieso", sagte Haas und ergänzte: "Jetzt habt ihr wieder einen, und ihr habt wieder was zu schreiben. Ich hoffe, wir Deutschen haben auch bald wieder einen."

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