Russland bangt um die Olympia-Teilnahme

RUSADA wurde 2015 nach Enthüllung des McLaren-Berichts gesperrt.
Russlands Anti-Doping-Agentur bleibt suspendiert. Der Ausschluss russischer Athleten von Winter-Olympia 2018 wird damit wahrscheinlicher.

Russland leugnet weiter die Existenz eines staatlichen Dopingsystems. Doch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bleibt hart und hebt die Sperre von Russlands Anti-Doping-Agentur (RUSADA) nicht auf. Der Druck auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) wächst, Russland von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang zu verbannen.

Für die Sportgroßmacht wird die Aussicht auf eine Olympia-Teilnahme im Februar immer geringer. "Wir haben nicht das Recht zu entscheiden, wer an internationalen Wettkämpfen teilnehmen darf", sagte WADA-Präsident Craig Reedie. "Ich bin mir aber sehr sicher, dass das IOC es vorgezogen hätte, wenn die RUSADA für regelkonform erklärt worden wäre." Die WADA entschied jedoch am Donnerstag auf einer Sitzung in Seoul, dass die RUSADA suspendiert bleibt.

"Wir hatten einen Zeitplan mit Kriterien, von denen zwei nicht erfüllt wurden, und wir können von diesen Verpflichtungen nicht Abstand nehmen", sagte der Brite. Dabei handelt es sich um die Anerkennung der Ergebnisse der Reports von WADA-Sonderermittler Richard McLaren - verbunden mit dem Eingeständnis, ein flächendeckendes Doping-System betrieben und Dopingtests der Winterspiele 2014 in Sotschi manipuliert zu haben. Außerdem fordert die WADA den Zugang zu weiteren Dopingproben im Moskauer Labor. Die RUSADA ist seit 2015 gesperrt.

Für das Internationale Olympische Komitee wird der Spielraum bei der Entscheidung über einen Olympia-Start Russlands somit immer kleiner - und der Druck größer. Das IOC, dessen Exekutivkomitee auf seiner Sitzung vom 5. bis 7. Dezember in Lausanne über die Russland-Causa entscheiden wird, kündigte an, den WADA-Beschluss zu berücksichtigen. "Das IOC-Exekutivkomitee wird bei der Entscheidung über die Teilnahme von Sportlern aus Russland im Dezember alle Umstände berücksichtigen, einschließlich aller Maßnahmen zur Gewährleistung gleicher Bedingungen bei den Winterspielen 2018", teilte das IOC mit, das bisher nur einzelne russische Sportler sanktioniert hat.

Uneinsichtige Russen

Russland hat seit der Suspendierung viele Kriterien der WADA für eine Wiederzulassung der RUSADA erfüllt, zeigte sich aber bei der WADA-Sitzung uneinsichtig. "Wir weisen die Existenz eines staatlichen Doping-Systems entschieden zurück", sagte Alexander Schukow, Chef des Nationalen Olympischen Komitees Russlands. Eine öffentliche Anerkennung des McLaren-Berichts komme nicht in Frage.

Die Kriterien der WADA seien nur schwer zu erfüllen, sagte der Vizeregierungschef und ehemalige Sportminister Witali Mutko. "Das ist nicht, weil wir nicht wollen oder stur sind. Wir können nicht einfach alles akzeptieren, was bis heute nicht bewiesen ist." Zwar habe das System der Dopingkontrolle durch die RUSADA tatsächlich versagt, aber mittlerweile arbeite die Agentur unter britischer Kontrolle.

Die RUSADA will trotz ihrer fortgesetzten Suspendierung weiter mit der WADA zusammenarbeiten. "Ich bin dafür, den Dialog fortzusetzen und eine Lösung zu suchen, auch wenn das fast unmöglich scheint", sagte Alexander Iwlew, der Vorsitzende des RUSADA-Aufsichtsrates.

Harsche Kritik an der WADA übte der Abgeordnete Alexej Puschkow vom Föderationsrat: "Die WADA ist wie die NATO, nur im Sport." Ihr Hauptziel sei nicht der Kampf gegen Doping, sondern gegen Russland.

Für Russland sinkt auch die Chance der Teilnahme an den Paralympics im März in Pyeongchang. Der Behindertenverband des Landes bleibt nach der WADA-Entscheidung ebenfalls gesperrt, bestätigte Craig Spence, Sprecher des Internationalen Paralympischen Komitees. Die IPC-Führung will eine neue Position zu Russland am 22. Dezember auf einer Pressekonferenz in London verkünden. Das IPC hatte Russland nach Aufdeckung des Doping-Skandals bereits von Paralympics 2016 in Rio de Janeiro ausgeschlossen.

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