Eine Sternstunde für Österreichs Tennis

Sensationell geschlagen: Dominic Thiem zeigte gegen Wawrinka Sandplatz-Qualitäten.
Dominic Thiem, 20, schlug in Madrid den besten Spieler des Jahres, den Schweizer Wawrinka.

Dominic Thiem sorgte für die große Sensation beim Millionen-Turnier von Madrid. Der erst 20-jährige Niederösterreicher schlug mit Stanislas Wawrinka die Nummer drei der Welt 1:6, 6:2 und 6:4. Besonders beeindruckend: Wawrinka ist der beste Spieler des Jahres 2014. Und Thiem? Er war am Montag die Nummer 70 der Welt.

Im ersten Satz spielte Wawrinka seine ganze Routine aus, Thiems Aufschlag kam zu spät, er selbst auch bei manchen Ballwechsel. Der Schweizer diktierte die Partie und zeigte sich auch beim Service solider. Nur phasenweise konnte Österreichs Toptalent von der Grundlinie mithalten, nützte aber auch Breakchancen nicht.

Die Nervosität legte sich, Thiem kämpfte sich eindrucksvoll in die Partie hinein und nahm Wawrinka den Aufschlag zur 2:0-Führung ab. Der Australian-Open-Sieger wankte gehörig und kam ins Schwitzen, auch, weil er vom Niederösterreicher über den ganzen Platz gejagt wurde. Mit großen Selbstvertrauen schritt Thiem zur Tat und hielt mehr als nur mit. Das Talent, dem bereits Größen wie Ivan Lendl und Roger Federer vor Jahren eine große Zukunft prophezeit hatten, spielte vor den Augen seines 14-jährigen Bruders Moritz Thiem fast fehlerlos, schlug Winner mit Vor- und Rückhand. "Das war sensationell, obwohl er gar immer sein ganzes Potenzial abgerufen hat. Solche Siege tun für die Entwicklung immens gut", sagt sein Trainer und schärfster Kritiker Günter Bresnik. "Jetzt weiß ich, dass ich auch die Besten schlagen kann", sagt der Sieger.

Wachablöse

Für Österreichs Tennis eine Sternstunde. Für Thiem, der nun am Donnerstag den Sieger aus der Partie Mikail Juschni und Feliciano Lopez fordert, sowieso. Nach seinem ersten Sieg über einen Top-Ten-Spieler ist er ab Montag Österreichs Nummer eins.

Auch ein Grund: Jürgen Melzer, die Nummer 64 der Welt, verlor gestern im achten Duell zum siebenten Mal gegen den Argentinier Juan Monaco und ist damit erstmals seit 2008 nicht mehr Österreichs Bester – dieses Mal unterlag er 4:6 und 3:6. Der 32-Jährige verpasste damit ein Zweitrunden-Treffen mit dem spanischen Superstar Rafael Nadal.

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