Djokovic gewinnt die Australian Open

Djokovic gewinnt die Australian Open
Der Serbe schlägt nach einem fast sechs Stunden langen Krimi den Spanier Rafael Nadal.

Ein Blick nach oben, noch ein Kreuzzeichen. Dann der Aufschlag, wenige Sekunden später ein knallharter Vorhandschlag. And the Winner is: Novak Djokovic. Der Serbe hat es geschafft und seinen Titel in Melbourne gegen einen aufopfernd kämpfenden Rafael Nadal verteidigt.

Novak Djokovic ist und bleibt der Beste. Und er bot gegen den zweitbesten Spieler des Planeten das beste Grand-Slam-Finale seit Ewigkeiten, ganz sicher aber das aufregendste aller Zeiten. 5:53 Stunden standen die beiden Superstars auf dem Hartplatz, fast durchgehend wurde hochklassiges Tennis geboten. 5:7, 6:4, 6:2, 6:7, 7:5 stand in der Rod-Laver-Arena auf der Anzeigetafel. Um 1:30 Uhr nachts Ortszeit, während der 24-jährige Serbe auf dem Boden lag, sein Hemd auszog und zu seinem Team emporstieg.

Um 2 Uhr morgen hielt er den Sieger-Pokal zum dritten Mal in seiner Karriere nach 2008 und 2011 in den Händen. Nach einem herzlichen "Guten Morgen" lobte er seinen Finalpartner: "Rafa ist ein großer Spieler, es kann leider nur einen Sieger geben. Aber wir beide haben Geschichte geschrieben."

Rekorde

Stimmt. Es war das längste Match, das je bei den Australian Open stattgefunden hat. Beim alten Rekord war auch schon Nadal beteiligt – 2009 schlug der heute 25-Jährige seinen Landsmann Fernando Verdasco im Halbfinale in fünf Sätzen und 5:14 Stunden. Was aber noch beeindruckender ist: Kein Grand-Slam-Finale hatte bislang so lange gedauert. Der Schwede Mats Wilander brauchte 1988 bei den US Open 4:54 Stunden, um den Amerikaner Ivan Lendl mit 6:4, 4:6, 6:3, 5:7, 6:4 niederzuringen.

Nadal kämpfte, selten sah man den Ballermann aus Mallorca so emotionell, selten sah man ihn so aggressiv. Immer wieder stand er vor der drohenden Niederlage, immer wieder befreite er sich. Nadal gilt als Maschine, wenn sein Motor ins Laufen kommt, ist er nur sehr schwer zu stoppen. Und sein Motor lief dieses Mal fast sechs Stunden. Und fast wäre er damit ans große Ziel gekommen. 4:2 führte er im Entscheidungssatz, ehe er sichere Bälle verschlug. Damit machte er Djokovic wieder stark, der am Ende wieder besser retournierte, bei seinem eigenen Aufschlag souverän agierte und für sein risikoreicheres Spiel belohnt wurde.

Revival

Nadal war ebenso müde. Und die Statistik wird ihn auch nicht aufmuntern. Zwar führt er im direkten Vergleichskampf mit Novak Djokovic noch mit 16:14, die jüngsten sieben Partien gewann aber allesamt der Spieler der Saison 2011. Djokovic gewann damit nach Wimbledon, den US Open und Australian Open drei Grand-Slam-Turniere in Folge. Ein Kunststück, das zuletzt Rafael Nadal 2010 (French Open, Wimbledon und US Open) geschafft hatte.

Maßgeblich beteiligt am Aufstieg des Serben ist auch ein Österreicher: Gebhard Gritsch wurde auf Vermittlung von Tennis-Trainer Günter Bresnik 2009 zum Konditionstrainer des Serben. Und Bresnik traut Djokovic viel zu: "Er kann heuer den Grand Slam (alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Kalenderjahr zu gewinnen, Anm.) holen. Er hat das Zeug, auch auf Sand in Paris zu gewinnen." Gritsch würde es gefallen. Denn der gebürtige Tiroler sagte zu Saisonbeginn: "Paris ist ein ganz großes Ziel für heuer." Aber auch die drei anderen schreibt Bresnik nicht ab. "Djokovic, Nadal, Roger Federer und Andy Murray spielen in einer eigenen Liga."

Ganz oben bleibt aber Djokovic, mit dem das ganze Team in der Rod-Laver-Arena mitgefiebert hat. Gritsch: "Das war unmenschlich."

Australian-Open-Finale seit 1995

1995: Andre Agassi (USA) - Pete Sampras 4:6,6:1,7:6,6:4
1996: Boris Becker - Michael Chang (USA) 6:2,6:4,2:6,6:2
1997: Pete Sampras - Carlos Moya (ESP) 6:2,6:3,6:3
1998: Petr Korda (CZE) - Marcelo Rios (CHI) 6:2,6:2,6:2
1999: Jewgenij Kafelnikow (RUS) -Thomas Enqvist (SWE) 4:6,6:0,6:3,7:6
2000: Andre Agassi - Jewgenij Kafelnikow 3:6,6:3,6:2,6:4
2001: Andre Agassi - Arnaud Clement (FRA) 6:4,6:2,6:2
2002: Thomas Johansson (SWE) - Marat Safin (RUS) 3:6,6:4,6:4,7:6
2003: Andre Agassi (USA) - Rainer Schüttler (GER) 6:2,6:2,6:1
2004: Roger Federer (USA) - Marat Safin (RUS) 7:6,6:4,6:2
2005: Marat Safin (USA) - Lleyton Hewitt (AUS) 1:6,6:3,6:4,6:4
2006: Roger Federer (SUI) - Marcos Baghdatis (CYP) 5:7,7:5,6:0,6:2
2007: Roger Federer (SUI) - Fernando Gonzalez (CHI) 7:6(2),6:4,6:4
2008: Novak Djokovic (SRB) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA) 4:6,6:4,6:3,7:6
2009: Rafael Nadal (ESP) - Roger Federer (SUI) 7:5,3:6,7:6(3),3:6,6:2
2010: Roger Federer (SUI) - Andy Murray (GBR) 6:3,6:4,7:6(11)
2011: Novak Djokovic (SRB) - Andy Murray (GBR) 6:4,6:2,6:3
2012: Novak Djokovic (SRG) - Rafael Nadal (ESP) 5:7,6:4,6:2,6:7(5),7:5

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