Die Jungwirth-Anklage

Die Jungwirth-Anklage
Der Staatsanwalt wirft dem Ex-ÖOC-Generalsekretär "geplantes und gezieltes kriminelles Handeln" vor.

Heinz Jungwirth, bis vor exakt drei Jahren der mächtigste Sportfunktionär des Landes, wird zur Last gelegt, Gelder des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) in Höhe von 2,7 Millionen Euro veruntreut zu haben. Dieser Vorwurf ist seit dem 3. Februar bekannt.

Neu sind die Details der Anklageschrift, die von der Staatsanwaltschaft Salzburg am 6. Februar 2012 vollendet wurde und dem KURIER vollinhaltlich vorliegt. Die Eckdaten der Generalabrechnung mit dem Generalsekretär, der von 1982 bis 2009 als Herr der Ringe wirken durfte: 30 Seiten, gespickt mit massiven Anschuldigungen, untermauert durch konkrete Ermittlungsergebnisse der Kriminalexperten.

Die Schlüsselpassagen:

Der Abgang

Die Jungwirth-Anklage

Ende Februar 2009 musste sich Jungwirth, 60, dem öffentlichen Druck beugen und sein Büro in der ÖOC-Zentrale räumen. Selbst zu diesem Zeitpunkt soll es laut Staatsanwaltschaft noch zu illegalen Überweisungen von einem ÖOC-Sparbuch auf ein privates Jungwirth-Konto gekommen sein. Der Chefankläger schreibt wörtlich: "Und sogar noch bei seinem Ausscheiden aus dem ÖOC, als seine Umtriebe (...) bereits bekannt waren, beauftragte der Erstangeklagte (Jungwirth, Anm.) den ÖOC-Buchhalter, den tatsächlichen Stand des Sparbuchs mit dem Stand laut Buchhaltung abzugleichen, den errechneten Überhang von EUR 70.000,- zu beheben und auf sein Privatkonto einzuzahlen. Wie er selbst sagt, um zu verhindern, dass bekannt werde, dass die Summe einem Verrechnungskonto zuzurechnen sei, über dessen Stand niemand Bescheid gewusst habe. Das Handeln des Erstangeklagten lässt somit aber nur den Schluss zu, er habe bis zuletzt (und lange Zeit offenkundig erfolgreich) versucht, seine Malversationen zu verschleiern." (siehe Faksimile)

Der Gagen-Strip

Die Jungwirth-Anklage

In einem Strafverfahren wegen Untreue ist auch ein Gagen-Strip unerlässlich. Laut Anklage kassierte Jungwirth in den Jahren 2005 bis 2008 folgende Nettogehälter: 49.909,06 Euro (2005), 56.776,34 (2006), 77.183,37 Euro (2007) und 75.953 Euro (2008).

Was den Staatsanwalt vollends verblüfft: Wie konnte sich der ÖOC-Generalsekretär damit einen Fuhrpark von Porsche bis Puch G, ein Herrschaftshaus samt 1400-Quadratmeter Reithalle sowie teure Pferde für den Sohn leisten? Alleine an den Reitlehrer von Jungwirth Junior wurden zwischen März 2004 und Juli 2008 exakt 105.025 Euro an Honoraren überwiesen. Mehr noch: Im selben Zeitraum wurde ein luxuriöser Pferdetransporter angemietet (219.000 Euro); der Erwerb von zwei Dressurpferden verschlang weitere 100.000 bzw. 85.000 Euro.

Der Staatsanwalt notiert dazu: "Angesichts der Höhe dieser Aufwendungen und unter Berücksichtigung der vom Erstangeklagten (also Jungwirth, Anm.) sonst – etwa für die Renovierung der Liegenschaft in Mittergrabern oder den auf der Liegenschaft betriebenen (...) Reitstall – getätigten Ausgaben wäre ihm ( Jungwirth, Anm.) die Rückführung der dem ÖOC zu Unrecht entzogenen Mittel aus seinen regulären Einkünften schlichtweg unmöglich gewesen."

Die Geldflüsse

Die Jungwirth-Anklage

Nie zuvor ist ein Ankläger hierzulande mit dem ranghöchsten Angestellten einer honorigen Sportorganisation derart hart ins Gericht gegangen wie der Salzburger Staatsanwalt Andreas Allex mit Heinz Jungwirth. Penibel werden Behebungen von einem ÖOC-Sparbuch (siehe Faksimile) sowie einem geheimen Schwarzgeld-Konto aufgelistet, die laut Anklageschrift auf Konten Jungwirths bzw. in "dessen Privatsphäre" geflossen sein sollen.

Abschließend stellt der Staatsanwalt trocken fest: "In Zusammenschau all dessen ist von einem geplanten und gezielten kriminellen Handeln des Erstangeklagten auszugehen. Begünstigt wurde dieses durch seine Machtposition im ÖOC und das ihm seitens der Vereinsführung offenbar uneingeschränkt entgegengebrachte Vertrauen."

Heinz Jungwirth selbst weist alle strafrechtlich relevanten Vorwürfe vehement zurück – für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Sein Verteidiger Herbert Eichenseder bestätigte dem KURIER, dass sein Mandant die Anklage nicht beeinspruchen werde. Der Prozess sollte somit noch vor dem Sommer starten.

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