Die hohen Ziele des Handball-Stronachs

Die hohen Ziele des Handball-Stronachs
WestWien-Boss Hager über seine Ziele, Probleme im Handball und sein Austria-Engagement unter Stronach.

Können Sie sich vorstellen, dass Dietrich Mateschitz im Mannschaftsbus zum Spiel nach Kapfenberg fährt? Oder dass Roman Abramowitsch jede Bewegung seiner Chelsea-Spieler penibel genau dokumentiert? Ferdinand Hager tut all dies. Der 58-jährige Bauunternehmer hat heuer so viel wie noch nie in seinen Handball-Klub WestWien investiert.

Mit Patrick Fölser und Konrad Wilczynski (gleichzeitig auch Manager) wurden zwei Teamspieler aus Deutschland zurückgeholt, fast die komplette Grundaufstellung ist neu.

Am Mittwoch startet die Handball Liga Austria mit dem vorgezogenen Spiel zwischen Meister Fivers und Cupsieger Schwaz, WestWien gilt als Geheimtipp.

KURIER: Herr Hager, welche Funktion haben Sie nun eigentlich im Verein?
Ferdinand Hager: Ich bin formal der Vorsitzende des Verwaltungsrates.

Ihr Wort gilt?

Die Hierarchie ist so flach, dass es gar keine gibt. Ich sage, und wir machen's. In einem Entscheidungsrahmen darf sich Conny Wilczynski als geschäftsführender Manager allerdings bewegen.

Gefällt Ihnen der Begriff Mäzen?
Überhaupt nicht. Mäzen heißt: Einer zahlt und bekommt dafür nichts. Frank Stronach war ein Mäzen.

Sie waren unter Stronach im Aufsichtsrat der Austria. Ihr Fazit dieser Ära?
Das Modell von Stronach war ausgezeichnet. Die Menschen haben es nur nicht verstanden und alles ausgenutzt, was theoretisch möglich war. Irgendwann war Frank dann so weit, dass er gegangen ist. Wenn man ihm die Reputation hätte zukommen lassen, die ihm zugestanden wäre, würde er heute noch bei der Austria sein. Und die Austria wäre sehr glücklich.

Wirklich?
Die Austria hätte alle Chancen der Welt gehabt im europäischen Fußball.

Gefällt Ihnen, wie die Fußballvereine wirtschaften?
Der Fußball ist überbezahlt. Mit dem Budget eines mittleren Fußball-Bundesligisten spielt ganz Österreich Handball. Bei der Professionalität der Sportler hat sich vieles verbessert. Gar nicht zufrieden sein darf man mit den Zuschauerstrukturen. Der Handball hat 50 Prozent Damenquote in den Hallen, der Fußball ist davon weit entfernt.

Ist ein Ende dieser Entwicklung in Sicht?
Wenn die Politik meint, Kärnten spielt Fußball, dann spielt Kärnten Bundesliga. Aber auch Rapid ist auf staatsnahe Unternehmen wie Wien Energie und die OMV angewiesen.

Zurück zum Handball: Was ist das mittelfristige Ziel?
Über die Positionierung wollen wir für junge Österreicher ein attraktiver Arbeitgeber werden. Wenn die unseren Weg mitgehen, haben wir die Chance, dorthin zu kommen, wo WestWien vor zwanzig Jahren mit dem Champions-League-Halbfinale gewesen ist.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Handball?
Der Sport gefällt mir, weil er höchste körperliche Anforderungen stellt und maximale Disziplin erfordert. Der Sport prägt die Menschen, die ihn ausüben.

Ist das Minimalziel heuer das Meister-Play-off?
Es gibt kein anderes Ziel als die Top Sechs. Wenn wir mit dieser Mannschaft heuer Siebenter werden, kann ich aufhören. Platz sechs ist auch kein Druck für diese Mannschaft, sondern eine Gewöhnlichkeit.

Wo steht das Team derzeit?
Es ist von Tag zu Tag ein Fortschritt zu erkennen. Wir wollten aber nicht nur bei den Spielern, sondern auch im Management eine Qualitätsverbesserung. Mit Conny Wilczynski ist einer im Sportmanagement dazugekommen, der mehr gesehen hat als Österreichs Liga.

Wie wichtig ist eine Halle?
Wir waren vor ein paar Jahren schon sehr knapp dran. Wir hatten ein passendes Grundstück gekauft. Leider konnte uns die Stadt Wien einen notwendigen Nebensatz in der Flächenwidmung nicht umändern. Nach fünf Jahren habe ich das Grundstück verkauft. Heute parken dort Busse eines Busunternehmers.

Und der nächste Anlauf?
Wir sind gerade dabei. Nur nicht mehr in Wien. Der entscheidende Punkt ist nicht das Errichten einer Halle, sondern das Betreiben. Wie schwierig das ist, sehen wir an der Wiener Stadthalle.

Sie sind optimistisch, eine 4000 Zuschauer fassende Halle regelmäßig zu füllen?
Das liegt an unserem Angebot. Das Event Handball muss eine Alternative darstellen. Der Fernseher und die Faulheit sind unsere Mitbewerber.

2010 fand in Österreich die Handball-EM statt, demnächst folgt die Volleyball-EM. Beides ohne neue Sportstätte. Haben die Verbände etwas verabsäumt?
In beiden Sportarten gibt es in Österreich keine politische Willensbildung. Im Basketball gibt es drei politische Präsidenten, und jeder Verein bekommt 40.000 Euro von Sky für die TV-Rechte. Auch Eishockey hat eine Lobby, anders wäre der Umbau der Schultz-Halle nicht möglich gewesen.

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