Hallen-WM im Schatten des Doping-Skandals

Das Doping-Problem setzt auch IAAF-Präsident Sebastian Coe unter Druck.
Die Leichtathleten kämpfen in Portland auch um die Zukunft ihres Sports.

In Portland finden von Donnerstag bis Sonntag die Leichtathletik-Hallen-Weltmeisterschaften statt. Die olympische Kernsportart produzierte zuletzt ausschließlich Schlagzeilen mit Doping-Skandalen und damit zusammenhängender Korruption. Deshalb fehlen Athleten des russischen Verbandes bei der WM in den USA, da dieser nach den Enthüllungen über systematischen Sportbetrug seit November gesperrt ist.

Superstars wie Fabelsprinter Usain Bolt aus Jamaika oder der britische Wunderläufer Mo Farah sind dagegen in Portland nicht dabei, weil sie nur ganz selten in der Halle antreten und sich lieber auf die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro vorbereiten. Es drohen also Weltmeisterschaften auf nur begrenztem Weltklasse-Niveau - die dafür mehr denn je vom Dauerthema Doping überlagert werden.

"Die sind eh alle gedopt"

Schon die Freiluft-Weltmeisterschaften im vergangenen Sommer in Peking stand im Schatten diverser Enthüllungen. Schon damals klagte die deutsche Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz: "Die meisten Leute denken doch jetzt: Die sind eh alle gedopt!" Nur konnte sich selbst damals noch kaum jemand vorstellen, was erst Anfang dieses Jahres in allen Details ans Licht kam: Dass an der Spitze des Weltverbandes IAAF jahrelang eine kleine kriminelle Clique um den früheren Präsidenten Lamine Diack herrschte, die Doping-Vergehen vertuschte, die eigenen Athleten erpresste und sich schamlos selbst bereicherte.

Die Hallen-Weltmeisterschaften sind die ersten internationale Meisterschaften seit diesen Enthüllungen. Sie findet in Zeiten statt, in denen die russischen Athleten kurz vor dem Olympia-Ausschluss stehen und in denen der kenianische Verband als nächste Leichtathletik-Großmacht auch nur noch bis zum 5. April Zeit hat, um maßgebliche Verbesserungen in seinen Anti-Doping-Bemühungen nachzuweisen. Andernfalls droht auch dem erfolgreichsten Team der Pekinger WM das Olympia-Aus für Rio. Im Gegensatz zu den Russen sind die Kenianer im Oregon Convention Center von Portland aber noch mit elf Athleten am Start.

Druck auch von den Sportlern

Der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe hat es trotz des massiven Imageschadens seiner Sportart geschafft, das Wort "Doping" im Zusammenhang mit dieser WM nicht einmal in den Mund zu nehmen. Weder in seinem Vorwort im offiziellen Begleitmagazin zu diesen Titelkämpfen, noch bei seinem WM-Ausblick bei der Sitzung des IAAF-Councils in Monaco. "Die Leichtathletik nimmt in diesem Monat wieder Schwung auf", sagte der Brite da. "Die Olympischen Spiele sind bereits am Horizont zu sehen. Also können die Sportfans in Portland schon einmal einschätzen, was sie dann in ein paar Monaten in Rio erwartet."

Viele Athleten begnügen sich in dieser Krise nicht mit solchen Floskeln. Unter den Sportlern gärt es, der Druck auf die Funktionäre geht teilweise auch von ihnen aus. In der vergangenen Woche forderte die amerikanische Läuferin Alysia Montano öffentlich den Ausschluss der früheren Doping-Sünder Justin Gatlin und Tyson Gay aus dem US-Team. Wenig später trat der 1.500-m-Olympiasieger von 2000, Noah Ngeny, als Athleten-Vertreter des kenianischen Verbandes zurück, weil er dessen laxen Anti-Doping-Kampf nicht mehr mittragen wollte. Wer also nach dem Sinn dieser Hallen-WM fragt, findet ihn genau hier: Ein Heer von Athleten kämpft für die Zukunft seiner Sportart.

Österreich wird in Portland nur durch die 25-jährige Stephanie Bendrat vertreten, die als krasse Außenseiterin über 60 m Hürden gilt. Für die im Vorjahr eingebürgerte Deutsche geht es in der Nacht auf Samstag gleich mit dem Semifinale los, da aufgrund des kleinen Teilnehmerfeldes von 22 Athletinnen die Vorläufe gestrichen worden sind.

Kommentare