Champions-League-Erfinder: Kritik "hat uns nie gejuckt"

Uli Hoeneß fand schnell heraus, welche es Würste in der CL zu gewinnen gibt.
Die Einführung der Champions League verlief nicht ohne Widerstand. Auch aus Deutschland gab es skeptische Stimmen.

Vor 25 Jahren wurde die Champions League als Nachfolger des 1955 erstmals ausgespielten Europapokals der Landesmeister eingeführt. Doch nicht alle waren mit dieser Entwicklung zufrieden.

Uli Hoeneß machte aus seiner Abneigung der "neuen" Champions League gegenüber damals kein Geheimnis. Doch der damalige Manager und heutige Präsident des deutschen Rekordmeisters Bayern München ließ sich schnell überzeugen, dass die Königsklasse die Zukunft des Fußballs ist.

"Hoeneß war einer der ersten Kritiker, aber auch einer der Ersten, der sich selbst korrigiert und die Vorteile dieses neuen Konzepts gut geheißen hat", sagt Klaus Hempel (69). Zusammen mit seinem Partner beim Vermarkter TEAM, Jürgen Lenz (73), und dem damaligen UEFA-Generalsekretär Gerhard Aigner (74) war er vor einem Vierteljahrhundert der Erfinder der Champions League.

Lernprozess

Dass der damalige deutsche Bundestrainer Berti Vogts den neuen Wettbewerb als "Geldbeschaffungs-Cup" geißelte, interessierte die Macher nicht. Lenz: "Diese Kritik hat uns nie gejuckt. Wir haben hingegen aufmerksam die Meinungswandlung von Franz Beckenbauer verfolgt. Der war anfangs durchaus ein Kritiker, aber nur, als die Bayern nicht dabei waren und sie nicht an die Fleischtöpfe herankamen. So ist das im Fußball."

Es bedurfte eines Lernprozesses - auch aufseiten der Klubs. "Die Vereine haben lange gebraucht, um zu kapieren, welches Instrument wir ihnen an die Hand gegeben haben", meinte Aigner. Eine solidarische TV-Vermarktung wie in der Bundesliga war europaweit eine Ausnahme. "Viele Länder haben den Vorteil dieses Geschäftsprinzips erst durch die Champions League erkannt. Und darauf können UEFA und TEAM stolz sein. Das bleibt", betonte der einstige UEFA-"General" Aigner.

Dass sich Borussia Dortmunds damaliger Manager Michael Meier darüber beschwerte, "nicht mehr Herr im eigenen Stadion zu sein", gehört zu den vielen Anekdoten, die die Champions League im letzten Vierteljahrhundert geschrieben hat. "Ich fragte ihn: 'Sie haben doch die Teilnahmebedingungen an der Champions League erhalten und unterschrieben. Haben Sie sie auch gelesen? Wenn ja, wussten Sie die Bedingungen und Regeln, die zu befolgen sind", gab Lenz einen Dialog mit Meier wieder.

"Auf den richtigen Gaul gesetzt"

Das Erfolgsmodell Champions League durch die Vermarktungs-Agentur TEAM von Hempel und Lenz ist unbestritten, auch bei ihren vorherigen Arbeitgebern adidas und ISL waren die beiden Strippenzieher, die heute in der Schweiz leben, sehr erfolgreich. Haben Sie sich auch mal vergaloppiert? Lenz scherzt: "Ich reite nicht!" Hempel führt hingegen aus: "Wir haben natürlich auch Glück gehabt. Das ist keine Frage. Aber wir haben schon vorwiegend auf den richtigen Gaul gesetzt. Auch ISL war Neuland, und dort hatten wir das Glück, das Regel- und Stellwerk einer neuen Disziplin, nämlich des Sportmarketings, mitgestalten zu können."

Dass TEAM damals bei der Vergabe der Vermarktungsrechte andere hochrangige Agenturen aus dem Feld schlug, kam nicht von ungefähr. "Ich sage das ohne Arroganz: Gegenüber anderen Konkurrenten kamen wir im Falle Champions League mit einem ganz anderen Rüstzeug daher", resümierte Lenz, und "was heißt Glück? Glück heißt vorbereitet zu sein auf die Möglichkeit. Und diesen Fleiß haben wir gehabt."

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