Deutsche Doping-Affäre weitet sich aus

Zwei Verfahren wurden eingeleitet, 28 weitere könnten folgen. Der verdächtigte Erfurter Arzt streitet ab.

Die Doping-Affäre um einen Erfurter Sportmediziner könnte noch viel größer sein als ursprünglich befürchtet. Wie die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) Deutschlands am Montag mitteilte, werde in 28 weiteren Fällen die Einleitung sportgerichtlicher Verfahren gegen Athleten geprüft. Außerdem könnte eine neue Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Erfurt weitere Verfahren nach sich ziehen.

Bisher sind von der NADA nur gegen eine Eisschnellläuferin und einen Radsportler Verfahren eingeleitet worden. Der Erfurter Sportarzt soll in seinen Praxisräumen das Blut von Athleten einer UV-Behandlung unterzogen haben. Unter den Sportlern aus dem Eisschnelllauf, Radsport und der Leichtathletik sollen auch Topathleten gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt seit Frühjahr 2011 gegen den Sportmediziner wegen des Verdachts, "zu Dopingzwecken" gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen zu haben.

Parallele zum Fall Mayer

Es geht um den Zeitraum von 2006 bis 2011, in dem der Mediziner Vertragsarzt des Olympiastützpunktes Erfurt war, bevor er jetzt suspendiert wurde. Der Mediziner stellt die UV-Behandlung des Blutes der Athleten als Infektbehandlung dar und bestreitet, damit einen leistungssteigernden Effekt zu erzielen. Er argumentiert damit genauso wie Österreichs Ex-Langlauf- und Biathlon-Trainer Walter Mayer nach dem Skandal bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City.

Damals waren in einem von ÖSV-Langläufern genutzten Privathaus leere Blutbeutel und Injektionsnadeln gefunden worden. Mayer, damals Nordischer ÖSV-Direktor für Biathlon und Langlauf, rechtfertigte sich, dass damit u.a. UV-Behandlungen des Blutes durchgeführt worden waren. Das Internationale Olympische Komitee disqualifizierte jedoch die Athleten Marc Mayer und Achim Walcher (wurden von FIS zwei Jahre gesperrt), bei denen die Therapie angewandt worden war, und schloss Walter Mayer bis einschließlich 2010 von Olympischen Spielen aus.

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